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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat Zahnweh.“
    „Wie alt ist sie?“
    „Zwölf Jahre.“
    „Warst du bei einem Berber oder Hekim?“
    „Nein, ich bin zu arm.“
    „So werde ich helfen, ich komme hinein.“
    Die beiden Aladschy hatten jedes Wort gehört. Als ich mich jetzt wieder nach der Tür wendete, standen sie auf und folgten mir.
    Die Stube sah überaus ärmlich aus, selbst nach dortigen Begriffen. Es war niemand da, als der Wirt und die Patientin, welche wimmernd in einer Ecke hockte.
    Der Mann saß auf einem Schemel, die Ellbogen auf die Kniee und das Kinn in die Hände gestemmt, und schaute uns gar nicht an.
    „Also du bist der Wirt?“ fragte ich ihn. „Wo ist die Wirtin?“
    „Tot“, antwortete er dumpf, ohne mich anzuschauen.
    „Da bist du zu bedauern. Hast du auch noch andere Kinder?“
    „Noch drei kleinere.“
    „Wo sind dieselben?“
    „Draußen am Fluß.“
    „Welche Unvorsichtigkeit! Kinder läßt man nicht ohne Aufsicht an das Wasser.“
    Jetzt erhob er den Kopf und sah mich verwundert an. Hatte er etwa keine solche Teilnahme erwartet?
    „Warum holst du sie nicht zu dir?“ fragte ich wieder.
    „Ich kann nicht.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Ich darf nicht hinaus.“
    „O, wer sollte dir es verwehren?“
    Er warf einen finsteren Blick auf die beiden Aladschy, und zugleich bemerkte ich, daß der eine derselben ihm mit dem Finger drohte. Ich tat, als hätte ich nichts gesehen, und ging in die Ecke, sagte der Kleinen einige freundliche Worte und führte sie zu dem offenen Laden hin.
    „Komm her!“ bat ich in mildem Ton, um ihr Vertrauen zu erwecken. „Ich werde dir sofort die Schmerzen nehmen. Öffne einmal den Mund und zeige mir den Zahn.“
    Sie tat es ohne Zögern. Dem Zahn war nichts anzusehen; vielleicht war der Schmerz ein rheumatischer. Da gab es freilich kein Mittel. Aber ich wußte aus Erfahrung, welchen Einfluß, besonders bei Kindern, die Einbildung übt. Vor allem mußte das Weinen aufhören.
    „Nun schließe einmal den Mund und antworte mir durch Nicken oder Schütteln“, sagte ich. „Hast du noch Schmerzen?“
    Sie nickte.
    „So paß auf. Ich werde dir eine kleine Weile meine Hand an die Wange legen, dann sind die Schmerzen fort.“
    Ich zog den Kopf der Patientin an mich und legte ihr die hohle Hand auf die betreffende Wange, dieselbe leise streichelnd. Vom Lebensmagnetismus verstehe ich allerdings nichts, aber ich verließ mich auf die Einbildungskraft des Kindes und auf das wohltuende Gefühl, wenn eine freundliche, warme Hand einen schmerzenden Backen leise berührt.
    „Nun ist der Schmerz fort?“ fragte ich nach einer Weile.
    Sie nickte.
    „Ganz und gar?“
    „Ja ganz!“ antwortete sie, indem das Gesichtchen strahlte und ihre Augen mich dankbar anlächelten.
    „Sprich nicht, und hole noch eine Weile durch die Nase Atem, dann wird der Schmerz nicht wiederkommen.“
    Das war alles so einfach, so selbstverständlich gewesen und doch trat, als ich jetzt wieder hinausgehen wollte, der Mann auf mich zu, ergriff meine Hand und sagte:
    „Herr, sie hat schon seit gestern gejammert; es war nicht zum Aushalten, und darum sind die andern Kinder fort. Du kannst Wunder tun!“
    „Nein, es ist kein Wunder. Ein sehr einfaches Mittel ist es, welches ich angewendet habe, und es wird helfen, wenn du dein Töchterchen heute noch in der Stube behältst. Deine drei anderen Kinder werde ich holen.“
    „Du, Herr, du?“ fragte er.
    „Freilich, denn du kannst ja nicht.“
    Die beiden Aladschy warfen ihm wütende Blicke zu. Er aber bückte sich, als ob er etwas aufheben wollte, kam mir dadurch näher und raunte mir zu, indem er sich wieder erhob:
    „Nimm dich in acht! Es sind die Aladschy.“
    „Was war das?“ schrie der eine der beiden, welcher vielleicht einen Hauch gehört hatte. „Was hast du gesagt?“
    „Ich? Nichts?“ antwortete der Wirt möglichst unbefangen.
    „Ich habe es doch gehört!“
    „Da täuschst du dich.“
    „Hund, lüge nicht, sonst schlage ich dich nieder!“
    Der Skipetar erhob die Faust – ich packte seinen Arm und sagte:
    „Freund, was tust du! Weißt du nicht, daß der Prophet verboten hat, daß der Gläubige sein Gesicht vom Zorn entstellen lasse?“
    „Was geht mich dein Prophet an!“
    „Ich begreife dich nicht. Du gebärdest dich wie ein schlimmer Mensch und willst doch der Freund dieser vier Fremden sein, die keinen Wurm beleidigen?“
    Er ließ den Arm sinken, warf dem Wirt noch einen finsteren Blick zu und antwortete mir:
    „Du hast recht, Scherif. Aber

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