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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weges hinabzuschießen. Das war ein Platz wie zu einem Überfall geschaffen, und wirklich machten die beiden hier auch Halt.
    „Das ist der Ort“, sagte der eine. „Hier müssen wir uns verstecken. Reiten wir da links die Böschung hinan!“
    Er sprach leise, um mich glauben zu machen, daß er wirklich meine, die Skipetaren könnten hier irgendwo verborgen sein. Dann mußten sie uns ja hören und sehen, nicht aber wir sie! Ich kam zu der Überzeugung, daß mein Gesicht schon von Natur ein nicht sehr geistreiches sein müsse, denn ihm ein so dummes Aussehen zu geben, dazu reichte meine ungeschulte Verstellung doch jedenfalls nicht aus. Und geradezu albern mußte man ja sein, um diese Burschen nicht sofort zu durchschauen.
    Da oben auf dem hohen Rand des Weges standen an dieser Stelle die Bäume weniger dicht, so daß wir noch eine kleine Strecke weit reiten konnten; dann aber mußten wir die Pferde führen.
    Nun wurde Halt gemacht. Die Pferde sollten beieinander angebunden werden. Dieser Umstand gefiel mir nicht, denn es war meine Absicht, mich später heimlich zu entfernen. Zu diesem Zwecke mußte mein Pferd von den anderen so weit entfernt stehen, daß die Skipetaren es nicht sehen konnten.
    Ich hatte einen sehr hohen, auf der einen Seite ziemlich spitzen Kragenknopf in der Tasche. Diesen zog ich unbemerkt hervor. Dann tat ich, als ob ich meinem bei den Schecken angebundenen Pferd zur Bequemlichkeit den Sattelgurt lockern wolle, schnallte ihn aber viel fester als vorher, so fest, als ich es nur vermochte, und steckte vorher den Knopf unter den Sattel, so daß seine Spitze auf den bloßen Leib des Pferdes zu liegen kam. Der Knopf mußte dem Pferd Schmerzen bereiten. Das Weitere war nun abzuwarten.
    Inzwischen hatten die Aladschy sich einen passenden Platz ausgesucht, von welchem aus sie einen Teil der rückwärts liegenden Straßenstrecke überblicken konnten, ohne selbst gesehen zu werden. Ihre Gewehre lagen neben ihnen, und sie schnallten auch die Wurfbeile los. Ich erriet ihr Vorhaben. Sie glaubten, daß ihre Kugeln uns nichts anhaben könnten und wollten uns mit den Beilen töten.
    Diese Leute besitzen eine große Gewandtheit im Werfen dieser Waffe; doch glaubte ich, obgleich ich noch keine in der Hand gehabt hatte, es ihnen gleich tun zu können, da ich ja eine ziemliche Fertigkeit im Werfen des Tomahawk besaß.
    Ich setzte mich zu ihnen, und nun wurde die Unterhaltung nur leise geführt. Sie taten ganz so, als ob sie kampfbereit seien, nur um die Fremden, also uns, von den Skipetaren zu befreien. Das Skipetarenstück, welches sie mir in Aussicht gestellt hatten, bestand natürlicherweise nur darin, daß sie sich meiner Mitwirkung versichert hatten, obgleich sie selbst die Mörder waren. Ich mußte im Augenblick des Überfalls derart ganz entsetzt sein und konnte dann davon erzählen und mich wegen meiner Dummheit auslachen lassen.
    Schon längst hatte mein Knopf gewirkt: das Pferd Halefs war unruhig geworden – es schnaubte und schlug um sich.
    „Was ist denn das mit deinem Pferd?“ wurde ich gefragt.
    „O, nichts!“ antwortete ich gleichmütig.
    „Nichts soll das sein? Es kann uns verraten!“
    „Wieso?“
    „Wenn es so fortmacht, wie jetzt, so steht zu erwarten, daß die hier versteckten Skipetaren den Lärm hören, dann sind wir verloren.“
    Er meinte aber, daß die erwarteten vier Fremden den Lärm hören und dadurch zur Vorsicht gemahnt werden könnten.
    „Es wird noch schlimmer werden“, sagte ich.
    „Warum denn?“
    „Mein Gaul kann's nicht leiden, in der Nähe anderer Pferde angebunden zu sein. Das ist so eine Mucke von ihm, die ich ihm nicht abgewöhnen kann. Ich muß ihn immer eine große Strecke von anderen entfernt halten.“
    „So schaffe ihn fort!“
    Ich stand auf.
    „Halt! Laß deine Decke und dein langes Messer da. Auch dein Turbantuch.“
    „Aber warum denn nur?“
    „Damit wir wissen, daß du wiederkommst. Setze den Turban ab!“
    Das hätte eine schöne Geschichte gegeben! Sie hätten gesehen, daß ich mein volles Haar trug und also kein guter Moslem, viel weniger ein Scherif sein könne. Darum antwortete ich mit erzwungener Ruhe:
    „Was fällt dir ein! Kann ein Scherif jemals sein Haupt entblößen? Ich bin ein Kenner des Mukteka el Ebhur (‚Zusammenfluß der Meere‘, d.i. ein berühmtes Rechtsbuch), des Mischkat al Masabih (ein theologischer Kommentar in 24 Büchern) und der berühmten Fetavi von Alem Ghiri und von Hamadan. Ich weiß sehr wohl, was dem Gläubigen

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