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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verboten ist, und jetzt soll ich meine Seele den Lüften übergeben, daß der Sturm sie von dannen treibe?“
    „So mag es bei dem Messer und bei der Decke bleiben. Gehe nun!“
    Ich band das Pferd los und führte es eine Strecke weit fort. Dort band ich es zunächst nur flüchtig an, dann aber rannte ich in höchster Eile fort, durch Busch und Strauch, bald springend, bald kriechend, bis ich die vorhin zurückgelegte Krümmung des Weges erreichte und nun die Straße betreten konnte, ohne von den beiden Räubern gesehen zu werden. Dort riß ich ein Blatt meines Notizbuches heraus und schrieb darauf:
    „Ajry ajry hazyrlampyn. Osco Omar jewaschly, Halef böjück dört nal gitir, ileri icki bin ademler tahminen – reitet einzeln vorüber. Osco und Omar langsam, Halef in stärkster Karriere, ungefähr zweitausend Schritte weit.“
    Diesen Zettel befestigte ich mittels eines Holzpflöckchens, welche ich schnitzte, und des Taschenmessers an den Stamm eines hart am Wege stehenden Baumes, so daß er unbedingt gesehen werden mußte. Freilich konnten auch andere Leute vorher des Weges kommen, aber das war nicht zu ändern; vielleicht ließen sie den Zettel hängen. Übrigens war Halefs Kommen in jedem Augenblick zu erwarten.
    Das hatte kaum zwei Minuten gedauert, und nun rannte ich ebenso schnell wieder zu dem Pferd zurück, um es jetzt fester anzubinden und von dem Knopf zu befreien. Ich war noch nicht ganz fertig damit, so hörte ich schon Schritte. Der eine Skipetar kam, um mich zu suchen.
    „Wo bist du so lange?“ fragte er in strengem Ton.
    „Hier bei dem Pferd“, antwortete ich geistreich, indem ich ihn ganz verdutzt anschaute.
    „Das sehe ich! Aber muß das so lange dauern?“
    „Nun, bin ich denn nicht mein eigener Herr?“
    „Nein, jetzt nicht mehr; jetzt gehörst du zu uns und hast dich nach uns zu richten.“
    „Habt ihr mir etwa gesagt, wie lange ich fortbleiben darf?“
    „Frage nicht so albern, Esel! Packe dich fort, dahin wo wir sitzen.“
    „Wenn es mir gefällig ist“, erwiderte ich, da mir sein Verhalten trotz meiner Rolle als Scherif zu unausstehlich wurde.
    „Dir hat gar nichts gefällig zu sein, verstanden? Wenn du nicht augenblicklich kommst, so helfe ich nach!“
    Da trat ich zu ihm heran und sagte:
    „Höre, treibe es nicht zu arg! Du nennst mich einen Esel. Wenn du keine Ehrfurcht vor der Abstammung eines Scherif hast, so verlange ich wenigstens Achtung für meine Person. Und wenn du mir sie verweigerst, so werde ich sie mir zu verschaffen wissen.“
    Das hatte er mir nicht zugetraut.
    „Welch eine Frechheit!“ rief er aus. „Mensch, ich Achtung vor deiner lächerlichen Person! Ich brauche dich ja nur anzurühren, so fällst du vor Schreck zu Boden.“
    Er faßte mich am linken Arm und drückte mir denselben so derb, daß ein weniger Kräftiger als ich wohl laut aufgeschrien hätte. Aber ich lächelte ihm ruhig ins Gesicht und entgegnete:
    „Da müßtest du anders zugreifen, etwa so, so!“
    Ich legte meine Hand in der Weise auf seine linke Achsel, daß der Daumen unter das Schlüsselbein zu liegen kam, die anderen vier Finger aber den nach oben und außen ragenden Teil des Schulterblattes erfaßten, welcher mit dem Oberarmknochen das Achselgelenk bildet. Wer diesen Griff kennt und ihn anzuwenden versteht, der kann den stärksten Mann mit nur einer Hand zur Erde zwingen. Ich zog die Hand in schnellem kräftigem Druck zusammen. Da stieß er einen lauten Schrei aus, wollte sich loswinden, kam aber nicht dazu, denn der Schmerz ging ihm so durch den ganzen Körper, daß er in die Knie brach und auf den Boden niedersank.
    Der Schrei rief den anderen Bruder herbei.
    „Sandar, was ist geschehen?“ fragte er.
    „Tanry hakky – bei Gott, das begreife ich nicht!“ antwortete der Gefragte, indem er sich vom Boden erhob. „Dieser Mensch hat mich nur mit einer seiner Hände niedergerungen. Ich muß die Schulter gebrochen haben.“
    „Gerungen? Warum?“
    „Weil ich ihn wegen seines langen Fortbleibens auszankte.“
    „Alle Teufel! Mensch, was fällt dir ein! Soll ich dich zermalmen?“
    Er packte mich an der Brust, um mich zu schütteln. Eine Gegenwehr lag nicht in meiner Scherif-Rolle; aber mich fassen und schütteln zu lassen, wie einen kleinen Jungen, das war gegen meinen Geschmack. Ich nahm ihn also ebenso bei der Brust, zog ihn erst an mich und stieß ihn dann so rasch auf volle Armeslänge von mir ab, daß er mich loslassen mußte. Nun bückte ich mich ein wenig, legte ihm den

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