16 Science Fiction Stories
Rekrutierungen – alle vom psychologischen Büro akzeptiert –, zählte die neuen dazu, von denen ich auch wußte, daß sie angenommen werden würden. Dann stellte ich einen Antrag auf Zuweisung zu neuen Operationen. Ich warf die beiden Bänder in den Übermittlungsschlitz und legte mich aufs Bett.
Mein Blick fiel auf die »Gesetze der Zeit«, die über meinem Bett hingen:
Tue nie gestern, was morgen getan werden sollte.
Wenn du endlich Erfolg hast, versuche es nie noch einmal.
Eine Masche in der Zeit erspart neun Millionen.
Ein Paradox kann paradoxiert werden.
Es ist früher, als du denkst.
Vorfahren sind auch nur Menschen.
Sie inspirierten mich nicht mehr auf die gleiche Art, wie sie es getan hatten, als ich gerade rekrutiert worden war. Dreißig Jahre mit Zeit-Sprüngen machen einen fertig. Ich zog mich aus, und als ich gerade unter die Decke kriechen wollte, blickte ich auf meinen Bauch. Ein Kaiserschnitt hinterläßt eine große Narbe, aber ich bin jetzt so behaart, daß ich sie gar nicht mehr sehe, wenn ich nicht genau hinsehe.
Dann betrachtete ich den Ring an meinem Finger.
Die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt, immer wieder und ewig … Ich weiß, woher ich komme – aber wo kommt ihr seltsamen Truggestalten her?
Ich fühlte leichte Kopfschmerzen, aber Kopfschmerzpulver ist etwas, das ich nie nehme. Einmal habe ich es getan – und da wart ihr alle verschwunden.
Ich kroch unter die Decke und löschte das Licht.
Es gibt euch in Wirklichkeit gar nicht. Es gibt niemanden außer mir – Jane – hier allein in der Dunkelheit.
Ich sehne mich nach euch!
R. M. McKenna Sterben ist nicht leicht
Man kann nicht einfach sterben. Man muß es nach den Regeln tun. Deshalb bin ich auch hier auf der Tb-Station, zusammen mit neun anderen. Grundausbildung zum Sterben.
Man durchgeht mehrere Stadien. Zuerst kommt man in eine große Station; man spaziert herum, geht aus und wird mit Mister angeredet. Dann, wenn man das hinter sich gebracht hat, promoviert man zu dieser Isolierungsabteilung, und von jetzt ab nennen sie einen Charles. Hingehen kann man nirgends mehr, man begegnet den Masken und bekommt das Gefühl, tot zu sein.
Tot sein – das heißt schwach sein und eingesperrt sein. Man hört die Geräusche von Wagen und sieht unten auf dem Bürgersteig kleine, puppenhafte Leute, aber wenn sie zu Besuch kommen, dann tragen sie weiße Masken und Nachtgewänder und reden an einem vorbei. Sie haben Angst, daß man sie anstecken könnte. Und das würde man auch liebend gern tun, wüßte man nur, wie.
Mich besucht nie jemand. Ich hatte schon Übung im Totsein, bevor ich hierher kam. Vielleicht bin ich deshalb so schnell zu Charles geworden.
Hier ist es leicht, tot zu spielen. Man ißt seine Pillen, schläft in den Ruhestunden und trinkt seine Milch wie ein guter, lieber, kleiner Charles. Man grinst über ihre gespielte Freude, wie gesund man aussähe. Denn man weiß es besser, aber so sind nun mal die Regeln.
Bei der Krankenvisite lassen sie es einen dann wissen. Es ist eine richtige Parade – der Oberarzt und die Oberschwester, die Abteilungsschwester Mary Howard und zwei Assistenzärzte, alle in Masken. Mary schiebt den Wagen mit unseren Fiebertabellen darauf. Der Doktor ist ein hochgewachsener, hohlwangiger Mann mit Holzaugen und spitzer Nase. Die Oberschwester ist fett, hat Schweinsäuglein und eine tiefe Stimme.
Der Oberarzt darf uns nicht sehen, hören, riechen oder berühren. Er betrachtet die Kurven auf den Fieberkarten, spricht aber über einen, als wäre man wirklich; Mary zieht die Zudecken zurück und öffnet die Pyjamajacken; die Assistenzärzte klopfen, horchen und wühlen und sagen dann dem Oberarzt, was sie sehen und hören. Er stellt ihnen Fragen, die wir beantworten müssen. Wir sagen ihnen, wie wohl wir uns fühlen, und sie, die Assistenzärzte, sagen es ihm weiter.
Er soll sich nicht anstecken.
Mary ist klein, dunkel und sehr süß, und die Oberschwester bereitet ihr manche schwere Stunde. Einer der Assistenzärzte ist klein und dunkel wie Mary, mit dunklen, sanften Augen. Der andere ist rosig und plump.
Die Stimme des Oberarztes ist hoch und dünn. Die Oberschwester brüllt Mary an, brüllt auch die Assistenzärzte an, legt aber eine Art Hundegewinsel in ihre Stimme, wenn sie mit dem Oberarzt spricht. Ich bin froh, daß ich nicht weiß, was hinter ihren Masken steckt, außer vielleicht der von Mary, denn ich kann mir bessere Gesichter für sie vorstellen.
Die
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