16 Science Fiction Stories
fünfzehn Jahre hinterherhinken. Fünfzehn Jahre von Journalen, Fachzeitschriften …
Dann war auch noch Lee da.
Ohne Lee könnte er nicht fortgehen.
Was würde aus ihrem Leben werden? Würde sie einwilligen? Könnte sie es ertragen? Er versuchte nicht, sich in bezug auf seine Frau etwas vorzumachen. Sie war nicht so stark wie damals, bevor sie ihre Kinder verloren hatten. Zwei Jahre lang hatte sie sich dem Alkohol hingegeben, bis man sie davon heilen konnte.
Er lauschte dem vertrauten Summen des Copters.
Das größte Problem ist der Mensch. Das war schon immer so.
Er mußte an Moravias verzweifelte Blicke denken.
Vor ihm leuchtete sein Haus auf, eine grüne Insel inmitten eines Meeres blinkender Lichter.
Schaefer landete.
Sie saßen nebeneinander auf der Couch. Die wärmehaltenden Tassen auf dem imitierten Rotholztisch hielten den Kaffee heiß, aber er schmeckte schal und bitter. Selbst die frische Nachtluft konnte nicht den Rauch aus dem Raum vertreiben, und die Aschenbecher waren mit seinem Pfeifentabak und mit ihren lippenstiftbefleckten Zigarettenstummeln gefüllt.
Er war nicht müde. Er befand sich in einem Stadium heller Wachheit, wußte aber, daß er am nächsten Tag morgens eine Vorlesung zu halten hatte. Wahrscheinlich war es schlimmer, jetzt daran zu denken, als später.
@Es war drei Uhr morgens.
Lee hatte dunkle Ringe unter den Augen, und auf ihrem blauen Seidenkleid befand sich ein Kaffeefleck. Ihr Haar – ein weiches Braun, das sie liebte – fiel auf ihre fast dünnen Schultern herab.
Moravias Fotografien, Karten und Skizzen lagen auf dem Boden verstreut.
»Es liegt an dir, Ive. Das weißt du.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, es betrifft uns beide, so ist es immer gewesen. Ich habe schon einmal etwas falsch gemacht – das genügt mir.«
»Vielleicht.« Die beiden Kinder, die am Fluß spielten, Danny mit den s chwarzen, ernsten Augen. Sue, fröhlich und immer gut aufgelegt. Sie hatten sich etwas entfernt; er hatte das gar nicht bemerkt. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die dicke Forelle zu fangen, die schon einmal angebissen, sich dann aber wieder losgerissen hatte. Er hatte nicht einmal die Schreie gehört, als die Kinder sich zu weit in das Wasser hinausgewagt hatten. Er hatte es erst erfahren, als der Mann mit den beiden steifen Körpern im Arm zu ihm gekommen war …
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte er. »Er sagt, daß er alles für mich regeln könnte, ich nehme mir Urlaub, und er verwischt meine Spuren. Aber fünfzehn Jahre, das ist eine lange Zeit, Lee. Man wird Fragen stellen. Ich werde nie jemandem sagen können, wo ich inzwischen gewesen bin. Ich werde keinen Dank für das bekommen, was ich tue. Es könnte sehr gut sein, daß ich meinen Job verliere. Vielleicht sind das selbstsüchtige Betrachtungen. Aber zum Teufel damit, ich bin kein Held!«
Sie lachte hell auf. »Niemand hat uns je beschuldigt, Helden zusein«, stimmte sie zu.
»Aber es ist noch etwas. Ich weiß nicht, was richtig ist und was nicht. Manche Leute scheinen es stets zu wissen. Ich bin da anders. Ich glaube an das Gesetz. Ich möchte nie daran mithelfen, anderen Menschen ihre Welt wegzunehmen. Ich will keinen Teil haben an der arroganten Behauptung, daß nur unsere Wege richtig seien und alle anderen falsch. Wenn wir dort hinausgehen, wenn wir, ganz gleich, aus welchem Grund, diesen Präzedenzfall schaffen, was passiert dann das nächstemal und das übernächste?«
»Vorsicht!« sagte sie. »Der Held in dir kommt zum Vorschein.«
Er errötete. »Das ist alles eine verdammte Sache. Und was wird mit unseren Freunden sein? Was werden sie von uns denken?«
Lee antwortete nicht. Nach einer Weile sagte sie: »Lee, machst du dir noch immer meinetwegen Sorgen?«
Die Frage erstaunte ihn. »Ich weiß nicht«, antwortete er ehrlich.
»Sollte ich das?«
»Ich werde dich nicht wieder im Stich lassen.«
»Du hast mich nie im Stich gelassen, Lee.«
Sie lehnte sich vor und hob ein Bild vom Boden auf. Sie hatten es beide schon mehrere Male angeschaut. Es war das Foto eines Kindes. Nicht das eines menschlichen Kindes, aber daran hatten sie nie gedacht.
Ein mageres Kind mit großen Augen – mager, bis auf seinen Bauch, der sich vor Hunger hervorwölbte.
Ein scheues Lächeln, das sie um nichts bat, nichts erhoffte.
Ein hungriges Kind, sonst nichts.
»Moravia wußte, wie dieses Bild auf uns wirken würde«, sagte er nicht ohne Bitterkeit.
»Wir müssen gehen«, sagte Lee.
»Wir haben
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