16 Science Fiction Stories
zeigten Schiffe: Segelboote, die sich gegen den Wind und gegen die schäumende Brandung legten, haifischartige Unterseeboote, die in das Sonnenlicht auftauchten, ein Stahlpfeil gegen einen lunaren Hintergrund, das unförmige Mutterschiff, das alles für die erste Landung auf dem Mars vorbereitet hatte. Der Admiral war in voller Uniform. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit kahlem Kopf, der im Licht rosig glänzte.
Sein Gesicht bestand aus scharfen Linien und Falten; in ihm war kein weicher Zug zu entdecken. Seine Augen hatten die Farbe eines kalten Grüns.
Er war weder freundlich noch unfreundlich. Er war äußerst höflich, schob Lee einen Stuhl hin und machte im übrigen den Eindruck eines Mannes, der seine Pflicht tun würde, wenn auch die Welt um ihn herum zusammenbrach.
Hurley wartete, bis sie sich alle bequem niedergelassen hatten, dann sprach er. Selbst dabei wahrte er eine gewisse Distanz. Er behandelte sie als eine Gruppe, nicht als Individuen. »Wir schalten jetzt auf schwerelose Fahrt um. Bevor ein Passagier zum erstenmal in die Gefrierkiste kommt, ist es an Bord des Schiffes üblich, einen Toast auszusprechen. Das hilft, Sie während der vielen Jahre warm zu erhalten.«
Er lächelte kühl, und sie stießen alle ein höfliches Lachen aus. Schaefer war davon überzeugt, daß er diesen kleinen Witz schon öfter von sich gegeben hatte. Trotzdem – der Admiral mißfiel ihm nicht. Er war nur eine andere Art Mensch, weiter nichts. Hurley holte eine Flasche Sherry und vier überraschend feine Gläser hervor. Er schenkte ein und hob sein Glas hoch: »Auf eine erfolgreiche Mission.«
Sie tranken. Der Sherry war zwar nicht gerade sehr stark, aber er erwärmte sie doch ein wenig.
»Wegen der Gefrierkiste brauche ich Ihnen wohl nichts mehr zu erklären. Sie haben nichts zu befürchten. Wir hatten noch nie einen Unfall. Sie werden Injektionen erhalten – eine Substanz vom Lymphgewebe überwinternder Tiere, Vitamin D, Insulin, ein paar einfache Tabletten. Dann wird Ihre Körpertemperatur herabgesetzt werden. Ihre sämtlichen Körperfunktionen werden stillgelegt, und Sie werden kaum mehr als eine Woche altern während der ganzen fünf Jahre, die wir benötigen, um an unser Ziel zu gelangen.«
Er schenkte ihnen noch einmal die Gläser voll. Für Schaefer waren diese Erklärungen nicht neu, aber da Hurley es anscheinend genoß, den Wissenschaftlern einige elementare Tatsachen zu erklären, unterbrach er ihn nicht.
»Selbstverständlich werden die ganze Zeit über einige Männer Dienst tun«, fuhr Hurley fort. »Ich selbst kann innerhalb einer Stunde auf meinem Posten sein, wenn es notwendig wird; das ist ein Teil unseres Trainings. Wir arbeiten abwechselnd jeder ein paar Monate.
Da Sie Zivilisten sind, werden Sie erst wieder geweckt, wenn wir das aldebaranische System erreicht haben.«
Als er das Wort Zivilisten benutzte, klang seine Stimme bewußt neutral.
»Wir wissen, daß wir in guten Händen sind, Admiral«, sagte Lee und schenkte ihm eines ihrer anziehendsten Lächeln. »Wir wünschten, wir könnten Ihnen eine größere Hilfe sein. Wir wissen, daß diese Fahrt Sie nicht hundertprozentig begeistert.«
Hurley taute ein wenig auf, antwortete aber nicht.
Zehn Jahre und vielleicht länger auf einer Mission, die ihm nur als ein einziger Zeitverlust erscheinen kann, dachte Schaefer. Zehn Jahre, um irgendwelchen Leuten zu helfen, die er nicht einmal als Menschen betrachtet. Zehn Jahre, während andere großen Abenteuern nachjagen. Zehn Jahre mit komischen Wissenschaftlern zusammen. Nein, Hurley ist von seiner Aufgabe wirklich nicht begeistert – und wer kann ihm das verübeln? »Wie viele Frauen befinden sich an Bord des Schiffes, Admiral?« fragte Lee. »Einige der Männer scheinen ein bißchen hungrig, selbst wenn sie eine alte Dame wie mich anblicken.«
Hurley nahm diesen Schlag hin, während er sich noch etwas Sherry eingoß. »Sie sind eine höchst attraktive Frau, Mrs. Schaefer, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen. Ich hoffe, keiner meiner Männer hat …«
Lee errötete. »Aber nein. Sie sind vollkommene Gentlemen. Es hat mich nur interessiert.« Wieder lächelte sie ihn an.
»Alle Offiziere haben ihre Frauen bei sich«, antwortete Hurley brüsk. »Das ist ihr Privileg, wissen Sie.« Er lachte in sich hinein, und Schaefer hatte das Gefühl, daß der Admiral wahrscheinlich ein ganz netter Kerl war – und zwar im Klub, zusammen mit den anderen Offizieren.
»Ist das Gleichgewicht der
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