16 Science Fiction Stories
schwangen. Sie bewegten sich aber mit einer Würde, die nicht im geringsten lächerlich wirkte.
Als sie den Marktplatz erreicht hatten, gingen sie direkt auf Schaefer zu und stellten sich in einer Gruppe vor ihm auf. Schaefer machte das Zeichen, das sie erwiderten.
Der Priester, der der Führer zu sein schien, sprach so schnell zu Schaefer, daß dieser ihn nicht verstehen konnte. Schaefer lächelte und sagte einen der Sätze auf, den er gelernt hatte: »Ich komme als euer Freund und möchte zu eurem Tempel gebracht werden.«
Der Priester nickte ruhig. Er war eine eindrucksvolle Figur, das weißgestreifte Fell auf seinem Kopf verlieh ihm etwas Würdevolles. Anscheinend war er nicht dumm; als er bemerkte, daß Schaefer die Sprache nicht gut beherrschte, versuchte er nicht weiter, ihm etwas zu erklären. Wieder war Schaefer über die Höflichkeit dieser Leute erstaunt. Er war sicher, daß der Priester alles vermeiden würde, seinen Gast in Verlegenheit zu bringen.
Der Priester verbeugte sich vor ihm, drehte sich um und schritt quer über den Markt davon. Schaefer folgte ihm ohne Zögern; er wußte, daß er seinen Kopter ruhig allein stehen lassen konnte. Die anderen Priester führten ihn in ihrer Mitte, aber es war mehr eine Begleitung als eine Bewachung.
Für einen kurzen Moment war er erschrocken, als der Anführer sich zu den Wandstangen über der Straße emporschwang, dann aber Schaefers Arme ansah und sich anders besann. Er blieb am Boden, was als ein ziemliches Zugeständnis gelten konnte, wenn man den Schmutz und den Abfall, der zwischen den Häusern auf der Straße lag, in Betracht zog.
Schaefer wußte, daß sie sich über ihn wunderten – für ihre Begriffe war er ein Krüppel. Ein Mann, der aus dem Himmel heruntergekommen war. Ein Mann, der ihr heiliges Zeichen und ein paar wenige Worte ihrer Sprache kannte. Ein Mann, der jenen Wesen glich, die sie schon einmal gesehen hatten und über die so viele Geschichten erzählt wurden …
Nun, das Wichtigste war es, mit den Männern an der Spitze Kontakt aufzunehmen. Wenn man erst einmal zwischen verschiedenen Gruppen hin- und hergerissen wurde, wenn man den hohen Herren ein Verdächtiger war, dann kam man in einer fremden Kultur niemals voran. Denn es war eine Tatsache, daß humanoide Wesen, trotz ihrer individuellen Verschiedenartigkeit, stets gewissen Gesetzen folgten. Und eines dieser Prinzipien war, daß in einer Agrarstadt dieses Typs die weltlichen und religiösen Autoritäten die gleiche Person verkörperten; mit anderen Worten, hier herrschte eine Theokratie. Entweder kam man also mit den Priestern aus, oder man brauchte seine Bemühungen gar nicht erst fortzusetzen.
Sie führten ihn in ein Haus, das sich von den anderen kaum unterschied, innen befand sich eine tiefe Treppe, die von schwachem Kerzenschein erleuchtet war. Der Tempel lag natürlich unter der Erde. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte er sicherlich von der Luft aus ein pyramidenartiges Gebäude erkannt.
Er folgte den Priestern in einen langen, gewundenen Gang. Das Licht war schwach, und er konnte nur wenig erkennen. Endlich betraten sie eine große Halle, in der Hunderte von Öllampen brannten. Die Wände waren mit Teppichen behängt. In einer Einbuchtung an dem einen Ende der Halle befand sich ein schwarzer Altar. Ringsherum vor den Wänden, ähnlich wie Bilder, die über Stoffe gehängt sind, befanden sich kleine Ringe aus schwarzer Haut. Jedes Hautstück war nur wenige Quadratzentimeter groß, aber es waren sehr viele.
Schaefer war froh, sie zu sehen. Sie bedeuteten, daß Sandy recht hatte.
Sie hielten keine Zeremonien ab. Die waren nur für das Volk. Sie würden später folgen, wenn es notwendig war. Im Augenblick wollten die Priester nur Informationen, und sie verfolgten diesen Wunsch zielstrebig.
Sie führten Schaefer zu einem Mann, der anscheinend der Priesterkönig war. Er saß auf einer Couch in einem kleinen, kahlen Raum. Selbst für sein Volk war er klein gebaut, aber er beherrschte die Situation durch seine Persönlichkeit. Mit dunklen, wachen Augen musterte er Schaefers Gesicht, und er war über die Vertrautheit dieser Augen erstaunt.
Es waren die Augen Moravias.
Es waren gehetzte Augen.
Der Mann, der Schaefer hierhergeführt hatte, flüsterte dem Priesterkönig etwas zu. Dann wurde Schaefer mit dem Herrscher des Volkes allein gelassen.
Eine lange Zeit herrschte Schweigen.
Schaefer fühlte sich in der Gegenwart dieses mächtigen Mannes, der fremde Götter
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