16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
hat.«
»Du wurdest mit einer Nutte erwischt!«
»Ich habe Lucille doch nur einen Gefallen getan. Sie ist eine gute Frau, aber sie stellt sich bei vielen Sachen an. Mach dies nicht, tu das nicht. Und was ist mit mir? Ich habe auch Bedürfnisse. Gut, ich bin halt pervers, aber auch Perverse haben Rechte. Es gibt Orte, da findet man so was normal. Auf Borneo zum Beispiel. Oder in Atlantic City.«
Du grüne Neune. Ich würde Insektenvertilgungsmittel in der Wohnung versprühen müssen, wenn der weg war.
»Egal, Lucille ist sowieso nicht das größte Problem«, sagte Vinnie. »Das größte Problem ist Bobby Sunflower. Du hast einem von seinen Männern eins übergezogen und mich quasi aus seinen Händen gerissen. Das wird ihm nicht gefallen.«
»Hätte er dich umgebracht, wenn ich dich da nicht rausgeholt hätte?«
»Mit Sicherheit. Ich war ein toter Mann.«
»Nur weil du ein paar Wetten in den Sand gesetzt hast.«
Mit der Fernbedienung stellte Vinnie den Fernseher an, zappte durch zwanzig Sender und gab auf. »Sunflower hat Ärger. Er braucht Geld, und er braucht Respekt. Er steckt mitten im Krieg und kann sich keine Schwäche leisten.«
»Was für ein Krieg? Gegen wen kämpft er denn?«
»Keine Ahnung. Vielleicht sollte ich mich in so einer Klinik für Sexsüchtige therapieren lassen. Meinst du, das würde mir aus der Patsche helfen?«
»Vielleicht bei Lucille. Aber ich glaube nicht, dass Harry es dir abkaufen würde.«
Ich hatte einen Kratzer am Arm, meine Jeans war vom Sturz am Knie aufgerissen. Es wäre deutlich schlimmer ausgegangen, wenn wir nicht auf das Auto gefallen wären. Ich humpelte aus dem Wohnzimmer, machte die Tür hinter mir zu, begann mich auszuziehen und sah, dass ich einen Anruf von Morelli auf meinem Handy verpasst hatte.
»Hi«, sagte Morelli, als ich ihn zurückrief.
»Selber hi.«
»Wollte nur wissen, ob du zu Hause bist. Heute Abend fielen Schüsse in Sunflowers Mietshaus.«
»Ist das ungewöhnlich?«
»Schon gut«, sagte Morelli. »Es kam auch eine Meldung, dass aus Vinnies Haus geschossen wurde. Lucille sagte, sie hätte eine Ratte vertreiben wollen.«
»Diese Gegend geht wirklich den Bach runter.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«, fragte er.
»Schwer zu sagen.«
Morelli legte auf, und ich humpelte ins Badezimmer, wo ich so lange unter der Dusche stehen blieb, bis der ganze Rost aus meinem Haar gespült war. Anschließend warf ich einen Blick auf mein Shampoo. Leer. Mein Kühlschrank war ebenfalls leer. Ich brauchte Geld. Ich musste dringend jemanden verhaften.
Vinnie trug wieder nur Unterwäsche. Er saß in meiner Küche: unrasiert, vom Kopf abstehende Haare, Augen auf Halbmast.
»Wo ist der Kaffee?«, fragte er. »Wo ist der O-Saft?«
»Ist nichts da«, erklärte ich. »Muss dringend einkaufen.«
»Ich brauche Kaffee. Lucille hatte immer Kaffee für mich da.«
»Lucille ist weg«, sagte ich. »Gewöhn dich dran. Und ab morgen bin ich auch weg. Du kannst hier nicht bleiben.«
»Wo soll ich denn hin?«
»Zu einem deiner Freunde.«
»Ich habe keine Freunde«, erwiderte Vinnie. »Ich habe Nutten und Bookies. Und mein Bookie will mich umlegen.«
»Hast du Geld?«
Hilflos hob er die Arme. »Sehe ich so aus? Meine Geldbörse ist da, wo meine Hose ist. Vielleicht gehen wir noch mal zurück und suchen den Rasen vor meinem Haus ab – kann sein, dass Lucille das Geld und die Kreditkarten zusammen mit meinen Sachen rausgeworfen hat.«
»Was ist mit dem Büro? Hast du da keine Portokasse? Hat Connie keine Firmenkreditkarte?«
»Wir könnten ein kleines Cashflow-Problem haben«, meinte Vinnie.
»Wie klein?«
»Wir sind eventuell eine Million in den Miesen, plus-minus ein paar Tausend.«
»Was?!«
»Das ist kompliziert«, sagte Vinnie. »Buchhalterische Probleme. Wir haben zu viele Kautionsflüchtlinge.«
»Ich habe einen Stapel Akten in der Tasche, an denen ich arbeite, aber ich glaube nicht, dass damit eine Million zusammenkommt. Und was ist mit den Bankern, die dein Risiko versichert haben?«
»Die gehen nicht ans Telefon.«
Was für ein Schlamassel.
»Ich gebe dir drei Minuten zum Anziehen«, sagte ich zu Vinnie. »Dann bringe ich dich zu meinen Eltern. Wenn die die Nase voll von dir haben, denke ich mir was Neues aus. Zumindest kannst du da einen Kaffee bekommen, solange meine Mutter dich nicht rauswirft.«
Ich überlegte, ob ich vorher anrufen sollte, entschied mich aber dagegen. Wenn ich Vinnie auf der Türschwelle meiner Mutter absetzte und schnell wegfuhr,
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