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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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weitergeben. Dürfte ich Sie noch um Ihren Namen und Ihre Adresse bitten – nur für den Fall…»
    Mrs. McGillicuddy diktierte ihm die Adresse, unter der sie in den nächsten Tagen zu erreichen sein würde, sowie ihre schottische Heimatadresse, und er notierte sich beide. Dann entfernte er sich mit der Miene eines Mannes, der seine Pflicht getan und ein lästiges Mitglied der reisenden Öffentlichkeit erfolgreich abgewimmelt hat.
    Mrs. McGillicuddy runzelte die Stirn; sie war nicht ganz zufrieden. Ob der Schaffner ihre Erklärung wirklich weitergab? Oder hatte er sie nur beschwichtigen wollen? Sie konnte sich denken, dass viele ältere Frauen auf Reisen steif und fest behaupteten, sie hätten kommunistische Verschwörungen aufgedeckt, würden von Mördern bedroht, hätten fliegende Untertassen und geheime Raumschiffe gesehen und müssten Mordfälle melden, die nie passiert waren. Wenn der Mann sie als eine von denen abtat…
    Der Zug verlangsamte jetzt sein Tempo, fuhr über Weichen, und rechts und links zeigten sich erste Lichter einer größeren Stadt.
    Mrs. McGillicuddy öffnete ihre Handtasche, zog, da sie nichts Besseres finden konnte, eine Quittung heraus, kritzelte mit dem Kugelschreiber eine kurze Notiz auf die Rückseite, steckte sie in einen zufällig vorhandenen Briefumschlag, klebte ihn zu und beschriftete ihn.
    Der Zug kam an einem vollen Bahnsteig zum Halten. Die übliche allgegenwärtige Stimme hob an:
    «Auf Gleis 1 ist der Zug aus London eingefahren, der um 17 Uhr 38 nach Milchester, Waverton, Roxeter und Chadmouth weiterfährt. Der Anschlusszug für Reisende nach Market Basing steht abfahrbereit auf Gleis 3, der Personenzug nach Carbury auf Nebengleis 1.»
    Mrs. McGillicuddy ließ ihren Blick unruhig suchend über den Bahnsteig schweifen. So viele Reisende und so wenige Gepäckträger. Ah, da stand einer! Sie rief ihn herrisch herbei.
    «Träger! Bitte bringen Sie das hier unverzüglich ins Büro des Bahnhofsvorstehers.»
    Sie gab ihm den Briefumschlag und einen Shilling.
    Danach sank sie seufzend wieder in die Polster. Nun hatte sie getan, was sie konnte. Einen Augenblick lang bereute sie den Shilling… ein Sixpence-Stück hätten es eigentlich auch getan…
    Dann vergegenwärtigte sie sich die Szene, deren Zeugin sie eben geworden war. Grässlich, einfach grässlich… Sie war eine Frau mit starken Nerven, aber sie erschauerte. Wie seltsam – wie absurd, dass so etwas ihr zustieß, Elspeth McGillicuddy! Wenn in jenem Abteil nicht zufällig das Rouleau hochgeschnellt wäre… aber das war eben das Werk der Vorsehung.
    Die Vorsehung hatte es so bestimmt, dass sie, Elspeth McGillicuddy, Zeugin des Verbrechens werden sollte. Sie presste entschlossen die Lippen aufeinander.
    Rufe erklangen, Pfiffe ertönten, Türen wurden zugeschlagen. Langsam verließ der Zug den Bahnhof von Brackhampton. Eine Stunde und fünf Minuten später hielt er in Milchester.
    Mrs. McGillicuddy suchte ihre Pakete und ihren Koffer zusammen und stieg aus. Auf dem Bahnsteig hielt sie Ausschau nach einem Gepäckträger und wiederholte ihr früheres Urteil: Nicht genug Gepäckträger. Die wenigen in Sicht schienen mit Postsäcken und Gepäckwägelchen ausgelastet. Von Reisenden wurde heutzutage allem Anschein nach erwartet, ihre Koffer selbst zu schleppen. Sei dem, wie es wolle, sie konnte ihren Koffer, den Regenschirm und all die Pakete nicht schleppen. Sie würde warten müssen. Zu guter Letzt bekam sie einen Gepäckträger.
    «Taxi?»
    «Ich denke, ich werde abgeholt.»
    Vor dem Bahnhof von Milchester kam ein Taxifahrer, der den Ausgang nicht aus den Augen gelassen hatte, auf sie zu und sprach sie im weichen Dialekt der Gegend an.
    «Sind Sie Mrs. McGillicuddy? Nach St. Mary Mead?»
    Beides treffe zu, sagte Mrs. McGillicuddy. Der Gepäckträger wurde angemessen, wenn auch nicht reichlich entlohnt. Das Auto fuhr mit Mrs. McGillicuddy, ihrem Koffer und ihren Paketen in die Nacht hinaus. Sie mussten vierzehn Kilometer weit fahren. Mrs. McGillicuddy saß kerzengerade im Auto, außerstande, sich zu entspannen. Sie fieberte danach, ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Endlich bog das Taxi in die vertraute Dorfstraße ein und hielt vor seinem Ziel; Mrs. McGillicuddy stieg aus und ging über den Backsteinweg zum Haus. Als eine ältere Hausangestellte öffnete, deponierte der Fahrer das Gepäck im Flur. Mrs. McGillicuddy trat in die Diele, wo ihre Gastgeberin, eine zerbrechliche alte Dame, sie an der offenen Salontür

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