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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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seinem Sohn.
    «Können wir Ihnen helfen, Miss Eyelesbarrow?», fragte Stoddart-West höflich.
    «Ja, gern. Alexander, geh raus und schlag den Gong. James, würdest du dieses Tablett in den Speisesaal bringen? Und nehmen Sie den Braten, Mr. Eastley? Ich komme dann mit den Kartoffeln und dem Yorkshire Pudding nach.»
    «Da draußen ist noch ein Mann von Scotland Yard», sagte Alexander. «Glauben Sie, der isst mit uns zu Mittag?»
    «Das hängt davon ab, wie deine Tante mit ihm verblieben ist.»
    «Ich glaube, Tante Emma würde es nichts ausmachen… Sie ist sehr gastfreundlich. Aber Onkel Harold wäre wahrscheinlich dagegen. Dem liegt der Mord schwer im Magen.» Alexander balancierte das Tablett durch die Tür und warf über die Schulter zurück: «Im Moment ist Mr. Wimborne in der Bibliothek bei dem Mann von Scotland Yard. Aber Mr. Wimborne bleibt nicht zum Essen. Er hat gesagt, er muss nach London zurück. Komm, Stodders. Ach, der ist schon am Gong.»
    Der Gong hatte das Kommando übernommen. Stoddart-West war ein Künstler. Er gongte mit aller Kraft und unterband jede weitere Konversation.
    Bryan trug den Braten, Lucy folgte mit dem Gemüse und ging noch einmal in die Küche zurück, um die beiden randvollen Saucieren zu holen.
    Mr. Wimborne stand in der Halle und zog seine Handschuhe an, als Emma die Treppe herabgeeilt kam.
    «Wollen Sie wirklich nicht zum Mittagessen bleiben, Mr. Wimborne? Es ist alles bereit.»
    «Bedaure, ich muss in dringenden Dingen nach London zurück. Der Zug hat einen Speisewagen.»
    «Es war sehr freundlich von Ihnen zu kommen», sagte Emma dankbar.
    Die beiden Polizeibeamten kamen aus der Bibliothek.
    Mr. Wimborne ergriff Emmas Hand.
    «Machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe», sagte er. «Das hier ist Detective-Inspector Craddock vom New Scotland Yard, der die Ermittlungsarbeiten übernommen hat. Er wird Ihnen ab Viertel nach zwei einige Fragen stellen, deren Antworten ihm bei der Untersuchung weiterhelfen können. Aber wie gesagt, es besteht überhaupt kein Grund zur Sorge.» Er sah Craddock an. «Ich nehme an, ich kann Ihre Informationen Miss Crackenthorpe gegenüber wiederholen?»
    «Gewiss, Sir.»
    «Inspector Craddock hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass es sich höchstwahrscheinlich nicht um ein Lokaldelikt handelt. Es wird angenommen, dass die Ermordete aus London kam und eine Ausländerin war.»
    Emma Crackenthorpe sagte scharf:
    «Eine Ausländerin. War sie Französin?»
    Mr. Wimborne hatte sie mit seiner Bemerkung trösten wollen und wirkte erstaunt. Dermot Craddock blickte Emma forschend an.
    Er fragte sich, wie sie darauf kam, die Ermordete könne Französin gewesen sein, und warum diese Vorstellung sie zu beunruhigen schien.

Neuntes Kapitel
    I
     
    D ie Einzigen, die Lucys köstliches Mittagessen zu würdigen wussten, waren die beiden Jungen und Cedric Crackenthorpe, der von den Umständen, die ihn nach England zurückgebracht hatten, vollkommen unbeeindruckt zu sein schien. Für ihn war die ganze Angelegenheit offenbar ein guter Witz, wenn auch von etwas makabrer Natur.
    Lucy merkte, dass diese Haltung seinem Bruder Harold sauer aufstieß. Der schien den Mord als eine persönliche Beleidigung der Familie Crackenthorpe anzusehen und war dermaßen empört, dass er die Speisen kaum anrührte. Emma wirkte beunruhigt und unglücklich und aß ebenfalls nur wenig. Alfred schien tief in Gedanken versunken und sagte kaum ein Wort. Er war ein recht gut aussehender Mann mit einem schmalen dunklen Gesicht und eng stehenden Augen.
    Nach dem Mittagessen kehrten die Polizeibeamten zurück und fragten höflich, ob sie wohl kurz Mr. Cedric Crackenthorpe sprechen dürften.
    Inspector Craddock war leutselig und freundlich.
    «Setzen Sie sich doch, Mr. Crackenthorpe. Wie ich höre, sind Sie soeben von den Balearen zurückgekehrt. Leben Sie dort unten?»
    «Seit sechs Jahren. Auf Ibiza. Gefällt mir besser als dieses nasskalte Land.»
    «Sie bekommen viel mehr Sonnenschein als wir, kann ich mir vorstellen», sagte Inspector Craddock verbindlich. «Aber Sie sollen erst kürzlich zu Hause gewesen sein – zu Weihnachten, genau gesagt. Warum mussten Sie schon so bald wieder kommen?»
    Cedric grinste.
    «Habe ein Telegramm von Emma bekommen, meiner Schwester. Wir hatten vorher noch nie einen Mord auf dem Gelände. Wollte nichts verpassen – also bin ich gekommen.»
    «Interessieren Sie sich für Kriminologie?»
    «Na, das Wort ist wohl etwas hochgestochen. Ich mag einfach Mordfälle

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