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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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natürlich Zeter und Mordio geschrien, hat Quimper hin und her gescheucht, und der hat ihn ausgefragt, was er alles gegessen und getrunken hätte. Die ganze Sache war lächerlich!» Alfred sprach ungewöhnlich aufbrausend.
    Craddock legte eine beredte Pause ein. Alfred zappelte herum, warf ihm einen kurzen Blick zu und sagte schließlich gereizt:
    «Also, was soll das alles? Warum wollen Sie überhaupt wissen, was ich an einem speziellen Freitag vor drei oder vier Wochen gemacht habe?»
    «Ach, Sie erinnern sich also, dass es ein Freitag war?»
    «Haben Sie das nicht gerade gesagt?»
    «Vielleicht», sagte Inspector Craddock. «Jedenfalls interessiert mich tatsächlich Freitag, der 20. Dezember.»
    «Warum?»
    «Reine Routinesache.»
    «Blödsinn. Haben Sie etwas Neues über die Frau herausbekommen? Wo sie hergekommen ist?»
    «Unsere Informationen sind noch nicht vollständig.»
    Alfred sah ihn prüfend an.
    «Ich hoffe bloß, Sie lassen sich nicht von Emmas wilden Spekulationen in die Irre führen, die Tote könnte die Witwe meines Bruders Edmund gewesen sein. Das ist Quatsch mit Soße.»
    «Diese – Martine hat sich also nicht an Sie gewendet?»
    «An mich? Herrje, nein! Das wäre ja die Krönung gewesen!»
    «Glauben Sie, sie wäre eher zu Ihrem Bruder Harold gegangen?»
    «Viel eher. Sein Name steht oft in der Zeitung. Er ist gut betucht. Sollte mich nicht wundern, wenn sie bei ihm ihr Glück versucht hätte. Nur bekommen hätte sie nichts. Harold ist genauso knauserig wie der alte Herr. Emma ist das Sensibelchen der Familie, und sie war Edmunds Lieblingsschwester. Leichtgläubig ist allerdings auch sie nicht. Sie war sich durchaus bewusst, dass die Frau eine Hochstaplerin sein konnte. Deswegen wollte sie ja die ganze Familie dabeihaben – und einen hartgesottenen Anwalt.»
    «Sehr weise», sagte Craddock. «War für dieses Treffen ein bestimmter Tag angesetzt worden?»
    «Es sollte kurz nach Weihnachten stattfinden – am Wochenende des 27…» Er verstummte.
    «Aha», sagte Craddock vergnügt. «Einige Daten haben also doch eine Bedeutung für Sie.»
    «Ich sage doch – das Datum war noch nicht festgelegt.»
    «Aber Sie haben darüber gesprochen – wann?»
    «Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.»
    «Und Sie können mir auch nicht sagen, was Sie selbst am Freitag, dem 20. Dezember, getan haben?»
    «Tut mir Leid, da bin ich aufgeschmissen.»
    «Haben Sie keinen Terminkalender?»
    «Kann die Dinger nicht ausstehen.»
    «Der Freitag vor Weihnachten – das kann doch nicht so schwer sein.»
    «Irgendwann habe ich mit einem potentiellen Geschäftspartner Golf gespielt.» Alfred schüttelte den Kopf. «Nein, das war in der Woche davor. Wahrscheinlich habe ich einfach herumgebummelt. Damit verbringe ich ziemlich viel Zeit. Ich finde, die meisten Geschäfte lassen sich am besten in Bars abwickeln.»
    «Können Nachbarn oder Freunde Ihnen unter Umständen helfen?»
    «Kann sein. Ich kann sie ja mal fragen. Werde tun, was ich kann.»
    Alfred hatte an Sicherheit gewonnen.
    «Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, was ich an diesem einen Tag getan habe», sagte er, «aber ich kann Ihnen sagen, was ich nicht getan habe. Ich habe niemanden in der Großen Scheune umgebracht.»
    «Warum sagen Sie das, Mr. Crackenthorpe?»
    «Ach kommen Sie, verehrter Inspector. Sie ermitteln doch in dieser Mordsache, nicht wahr? Und wenn Sie fragen ‹Wo waren Sie an dem und dem Tag zu der und der Zeit?›, dann versuchen Sie, die Dinge einzukreisen. Ich wüsste ja zu gern, warum Ihnen dieser Freitag, der 20. zwischen – was? Mittagessen und Mitternacht? – so wichtig ist. Am Obduktionsbefund kann es nach so langer Zeit ja wohl nicht liegen. Haben Sie Zeugen gefunden, die gesehen haben, wie die Verstorbene am Nachmittag dieses Tages in die Scheune geschlichen ist? Ist sie hineingegangen, aber nicht wieder herausgekommen und so weiter? Ja?»
    Die scharfen schwarzen Augen sahen ihn prüfend an, aber Inspector Craddock war ein alter Hase und ließ sich nicht aus der Reserve locken.
    «Ich fürchte, da müssen wir Sie im Dunkeln tappen lassen», sagte er freundlich.
    «Polizisten sind solche Geheimniskrämer.»
    «Nicht nur Polizisten. Mr. Crackenthorpe, ich glaube, wenn Sie wollten, könnten Sie sich sehr gut erinnern, was Sie an diesem Freitag getan haben. Sie mögen natürlich Ihre Gründe für diese Zurückhaltung haben –»
    «Auf den Trick falle ich nicht rein, Inspector. Es macht mich natürlich verdächtig, sehr

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