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16 Uhr 50 ab Paddington

16 Uhr 50 ab Paddington

Titel: 16 Uhr 50 ab Paddington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Lucy.
    «Das können Sie gleich wieder mitnehmen», sagte Mr. Crackenthorpe. «Das Zeug rühre ich nicht an. Ich habe der Schwester gesagt, dass ich Beefsteak will.»
    «Dr. Quimper sagt, Sie sollen noch kein Beefsteak essen», sagte Lucy.
    Mr. Crackenthorpe schnaubte. «Ich bin praktisch wieder auf dem Posten. Morgen stehe ich auf. Wie geht es den anderen?»
    «Mr. Harold geht es viel besser», sagte Lucy. «Er fährt morgen nach London zurück.»
    «Den wären wir los», sagte Mr. Crackenthorpe. «Was ist mit Cedric – gibt es Hoffnung, dass der sich morgen zu seiner Insel aufmacht?»
    «Er reist noch nicht so bald ab.»
    «Schade. Und wie geht es Emma? Warum sieht sie nie nach mir?»
    «Sie muss noch das Bett hüten, Mr. Crackenthorpe.»
    «Frauen sind verwöhnte Wesen», sagte Mr. Crackenthorpe. «Aber Sie sind ein gutes kräftiges Mädchen», fügte er wohlwollend hinzu. «Sind den ganzen Tag am Rennen, was?»
    «Über Mangel an Bewegung kann ich mich nicht beklagen», sagte Lucy.
    Der alte Mr. Crackenthorpe nickte wohlwollend. «Sie sind ein gutes, kräftiges Mädchen», sagte er, «und glauben Sie nicht, ich hätte vergessen, worüber wir uns neulich unterhalten haben. Eines schönen Tages werden Sie schon sehen. Emma wird sich nicht ewig so durchsetzen können. Und hören Sie nicht auf die anderen, wenn die Ihnen sagen, ich sei ein geiziger alter Mann. Ich bin bloß sparsam. Ich habe eine schöne Stange Geld beiseite gelegt, und ich weiß, für wen ich sie ausgeben werde, wenn der Tag kommt.» Er grinste sie anzüglich an.
    Lucy wich seiner Hand aus, die sich um ihre Taille legen wollte, und verließ schleunigst das Zimmer.
    Als Nächstes brachte sie Emma ihr Tablett.
    «Oh, vielen Dank, Lucy. Ich fühle mich schon wieder fast gesund. Ich habe Hunger, und das ist doch immer ein gutes Zeichen, oder? Liebes», sagte Emma, während Lucy ihr das Tablett zurechtstellte, «ich habe Gewissensbisse wegen Ihrer Tante. Sie hatten wahrscheinlich überhaupt keine Zeit, sie zu besuchen, oder?»
    «Nein, die hatte ich allerdings nicht.»
    «Sie muss Sie doch sehr vermissen.»
    «Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Crackenthorpe. Sie weiß, dass wir eine schreckliche Zeit durchgemacht haben.»
    «Haben Sie sie angerufen?»
    «Nein, in den letzten Tagen nicht.»
    «Tun Sie das. Rufen Sie sie jeden Tag an. Alten Menschen bedeuten Nachrichten so viel.»
    «Sie sind sehr mitfühlend», sagte Lucy. Zerknirscht ging sie in die Küche und holte das nächste Tablett. Die zunehmenden Krankheitsfälle im Haus hatten sie so sehr in Beschlag genommen, dass sie für nichts anderes mehr Zeit gehabt hatte. Sie beschloss, Miss Marple anzurufen, sobald sie Cedric sein Essen gebracht hatte.
    Es war gerade nur eine Schwester im Haus. Sie begegnete Lucy auf dem Treppenabsatz, und die beiden nickten sich zu.
    Cedric sah ungewohnt ordentlich und sauber aus. Er saß im Bett, und Unmengen voll gekritzelter Blätter lagen um ihn verstreut.
    «Hallo, Lucy», sagte er, «was für einen Höllentrank haben Sie mir denn heute gebraut? Wenn man bloß diese beschissene Schwester loswerden könnte; deren Herumscharwenzeln ist ja nicht auszuhalten. Nennt mich zum Beispiel ‹wir›. ‹Und wie geht es uns heute Morgen? Haben wir gut geschlafen? Ach du meine Güte, wir sind aber unartig gewesen und haben die ganze Decke weggestrampelt.›» Er ahmte die distinguierte Stimme der Schwester im Falsett nach.
    «Na, Sie sind ja quietschfidel», sagte Lucy. «Was machen Sie denn da?»
    «Pläne», sagte Cedric. «Pläne, was ich mit dem ganzen Laden anfange, wenn der alte Herr in die Kiste springt. Das ist hier nämlich ein anständiges Stück Land. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich es teilweise selbst erschließen oder das gesamte Areal in Parzellen aufteilen und auf einmal verkaufen soll. Für Unternehmen von unschätzbarem Wert. Das Haus lässt sich vielleicht in eine Privatklinik oder ein Pflegeheim verwandeln. Eine andere Möglichkeit wäre, die Hälfte des Grundstücks zu verkaufen und mit dem Geld irgendetwas Ausgefallenes auf der anderen Hälfte anzustellen. Was meinen Sie?»
    «Noch haben Sie es nicht», sagte Lucy trocken.
    «Werde ich aber bald», sagte Cedric. «Es wird ja nicht aufgeteilt wie das andere Zeug, sondern geht samt und sonders an mich. Und wenn ich es zu einem gesalzenen Preis verkaufe, gilt das Geld als Kapital, nicht als Einkommen, und ich muss darauf keine Steuern zahlen. Geld wie Heu. Überlegen Sie mal.»
    «Ich hatte bisher den

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