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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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auszukommen glaubte: SAK, wie Gebra es nannte.
    Irgendwie schaffte sie es auf die Knie. Gerade lang genug, um ihr Schwert zu ziehen. Im nächsten Moment warfen sich zwei auf sie, sodass sie auf den Rücken fiel. Eine ganze Traube von schlagenden und reißenden Menschen hielt sie am Boden fest. Waren es zehn? Fünfzehn? Einem biss sie in die Wade, dem Zweiten trat sie dorthin, wo es besonders weh tat, dem dritten rammte sie die Schwertspitze in die Kehle, dem Vierten die Faust in die Zähne und den Fünften, Sechsten und Siebten schlug sie durch ihr bloßes Geschrei in die Flucht.
    Sie sprang auf, wollte zurück in den Sattel springen, doch drei oder vier Angreifer hängten sich an ihre Beine, als sie quer und bäuchlings in Rapushniks Sattel hing. Der Kamshaa-Bulle trabte los, schneller und schneller. Braver Pushnik!
    Sie fluchte und strampelte und schlug mit der freien Schwerthand nach den Kletten an ihren Beinen. Schon drängte sich wieder ein gutes Dutzend Räuber um Rapushnik, zwei packten seine Zügel und rissen daran…
    Und plötzlich waren da Männer und Frauen in schwarzen Mänteln und mit roten und gelben Tüchern um die Köpfe. Sie schwangen Säbel und Speere und Äxte…
    Sie kämpften sehr leise, und sie kämpften sehr wirkungsvoll. Keine drei Atemzüge, und es war vorbei.
    Schwer atmend zog Aruula sich in den Kamshaa-Sattel. In ihrem Gesicht brannten Kratzwunden, ihr Rücken und ihr Kopf schmerzten vom harten Sturz aus dem Sattel. Blutgeschmack lag auf ihrer Zunge, sie strich sich mit den Fingerspitzen über die Lippen – die Oberlippe war aufgeplatzt. Ihre Hände zitterten. Aus der Manteltasche fischte sie einen rotbraunen Würfel, ihr Vorschuss. Sie steckte ihn in den Mund und begann zu kauen.
    »Vergiss deine Tasche nicht, Aruula von den Dreizehn Inseln.« Sie zuckte zusammen, denn sie hatte nicht gemerkt, dass jemand unter ihr neben dem Kamshaa stand. Es war der Dunkelblonde, den sie an ihrem ersten Tag in Kabuul auf dem Platz des Kometen getroffen hatte. Wie hieß er gleich…?
    »Toorsten Al'Myller, Oberst der WEER. Du entsinnst dich sicher.«
    »Ja…« Sie riss ihm die Tasche aus der Hand. »Berliner Platz …« Sie sah zurück. Gestalten in schwarzen Mänteln und mit gelben oder roten Tüchern zerrten die Toten und Verwundeten von der Gasse in einen Hof.
    »Du hättest das auch allein geschafft, daran zweifelt Toorsten nicht.« Er reichte Aruula ihr Schwert. »Doch man dachte, ein bisschen Unterstützung schadet nicht.« Der Mann namens Toorsten Al'Myller lächelte zu ihr herauf. »Davon abgesehen fühlen wir uns für die Sicherheit in dieser Stadt verantwortlich.« In einer Geste des Bedauerns breitete er die Arme aus. »Außer uns gibt es leider niemanden, der sich dafür verantwortlich fühlt.«
    Mit den Fingerspitzen der flachen Hand berührte er sein rotes Kopftuch etwa auf Höhe der Schläfe und machte eine plötzliche, wegwerfende Geste. Eine Art Gruß, Aruula kannte ihn von den Uniformierten des Weltrates. »Gott zum Gruße, schöne Aruula. Du weißt ja jetzt, auf wen du dich verlassen kannst.« Er verneigte sich. »Berliner Platz siebzehn, jederzeit willkommen!« Er stelzte davon. Aruula versenkte ihr Schwert in der Rückenkralle und blickte ihm hinterher. »Danke«, murmelte sie. Jemand winkte zweihundert Schritte entfernt.
    Der Alte auf seinem Reittier. Aruula winkte zurück. »Danke, alter Steiner…«
    Aus einem offenen Fenster über dem Reiter sprang eine schwarze Taratze. Aruula stockte der Atem. Sie griff über ihre Schultern nach ihrem Schwertknauf. Eine rote Taratzen sprang der schwarzen hinterher, und der roten folgte eine gelbe.
    Aruula ließ das Schwert stecken und atmete durch.
    Sie ritt weiter. Von Zeit zu Zeit blickte sie sich um. Die Schwarzmäntel folgten ihr in einem Abstand von vielleicht zwei Speerwürfen.
    »Sieh zu, dass dir keiner folgt«, murmelte sie. Bin Theodor hatte ihr das eingeschärft. Sie lenkte den Kamshaa-Bullen durch eine Lücke in einer Ruinenfassade. Hinter der Fassade wuchs gelbliches Gras auf einem Schutthaufen. Dort ließ sie Rapushnik weiden und wartete die Nacht ab.
    ***
    Gegen Abend wurden draußen auf dem Hof Stimmen laut.
    Kara Bin Paali sprang auf, drückte sich gegen die Wand neben dem Fenster und spähte hinunter. Noch immer trug er einen Kopfverband. Was er draußen zu sehen bekam, schien ihm nicht zu gefallen, denn er verzerrte sein breites Gesicht zu einer finsteren Grimasse. »Die WEER schon wieder«, zischte er.
    »Al'Myller

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