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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Stimme aus dem Heißluftschacht jetzt. »Bitte nicht…! Bitte, bitte …« Das entsetzliche Geräusch aufplatzenden Fleisches und splitternder Knochen überlagerte sein Geschrei, sein Gestöhne und schließlich sein Röcheln.
    »Er schlägt ihn in Stücke…«, wisperte Gebra. Von Kara Bin Paalis Schulter aus kroch sie auf den staubigen Speicherboden. »So wird er auch uns in Stücke hauen …«
    »Das Haus durchsuchen!«, brüllte es von unten. »Schlagt jeden Schrank in Trümmer! Krempelt jeden Winkel um…!«
    ***
    Im Schutz der Dunkelheit ritt Aruula durch die Gassen.
    Niemand verfolgte sie. Hin und wieder hielt sie den Kamshaa-Bullen an, um vor einem erleuchteten Fenster den Wegeplan zu betrachten, den Bin Theodor ihr aufgezeichnet hatte; den Plan eines Weges, der zu irgendeiner Schule führte. Hinter den kleinen Fenstern hockten Menschen im spärlichen Licht von Fackeln oder Öllampen und nähten oder flochten oder hämmerten oder schlachteten.
    Manchmal sah Aruula auf und beobachtete die ausgezehrten Gestalten bei ihrer nächtlichen Arbeit. Und manchmal drang es dumpf und schmerzhaft in die Nebel ihres Bewusstseins: nachtein, nachtaus wachten und arbeiteten diese Elenden, nur um die Dinge herstellen zu können, die sie nach Sonnenaufgang gegen ihre tägliche Ration SAK eintauschen konnten.
    Die Hütten waren niedrig und schief in diesem Randviertel der Ruinenstadt. Ihre Mauern waren aus Holz, getrocknetem Lehm und Trümmerstücken errichtet, die Dächer aus rostigen Blechen. Hier und da erkannte Aruula die Motorhaube eines Wagens, wie die Alten ihn vor Kristofluu fuhren, oder Schwingen von Feuervögeln, ähnlich jenem, in dem Maddrax sechs Winter zuvor in ihr Leben gestürzt war.
    Maddrax, wo bist du…?
    Das Verlangen nach SAK ätzte das Bild des Geliebten aus ihren Gedanken. Sie konnte nicht widerstehen, sie musste anhalten und einen der in silbernes Papier gehüllten Riegel aus der Tasche ziehen. »Wenn du mich bestiehlst, werde ich dich in den Keller sperren«, hatte Bin Theodor ihr eingeschärft.
    »Drei Tage werde ich dir nichts zu kauen geben, nicht einen Krümel.« Seine Stimme hallte durch ihren Kopf, doch die Gier war stärker. Sie musste sich ein kleines Stückchen abbrechen und in den Mund stecken.
    Gierig kauend strich sie das Silberpapier über der Bruchstelle glatt. Zurück mit dem Riegel in die Tasche.
    »Weiter, Pushnik, mach schon…« Nach allen Seiten blickte sie sich um, während sie weiter ritt. Voller Schatten war die Dunkelheit, voll glühender Augen. Taratzen, wohin sie blickte.
    »Weg!«, zischte sie, obwohl sie genau wusste, dass ihre Sinne sie trogen. »Orguudoobrut! Weg mit euch!« Die Schatten lösten sich in Nichts auf und machten neuen Platz.
    Eine Gruppe Vermummter stürmte unter einem Torbogen aus einem Hof heraus. Sie schwangen Knüppel und bauten sich drohend vor dem Kamshaa auf. »Gib her, was du hast!«, zischte einer.
    Aruula riss ihr Schwert aus der Kralle. »Nimm das hier!« So geschwächt war er, dass er stolperte, als er auszuweichen versuchte, und schon der erste Hieb riss ihm Hemd und Brust auf. Die anderen flüchteten. Sie wankten und fielen, stemmten sich hoch und stolperten in die Dunkelheit; kranke, hungernde Männer. Aruula fürchtete sich nicht, in ihrer Fluchtrichtung weiter zu reiten. Das Stöhnen des Verletzten blieb hinter ihr zurück. Im warmen Nebel ihres Bewusstseins nagte etwas, das Maddrax »Gewissen« genannt hätte.
    Maddrax… bist du noch am Leben …?
    Sie kaute unentwegt. Wohlige Wärme stieg ihr aus dem Bauch in den Kopf. Ein klebriges Glücksgefühl strömte durch ihr Blut, erfüllte ihr Hirn und verwischte das Bild des Geliebten. Sie fühlte sich stark, unendlich stark. »Wir werden ewig leben, Pushnik. Wir werden die Geschäfte in dieser schönen Stadt in die Hand nehmen, gleich morgen… spätestens übermorgen…« Der Kamshaa-Bulle grunzte.
    Endlich die Gasse, in der ihr Ziel lag. Rapushnik trug sie hinein. So eng war sie, dass Aruula Fassaden und Fenster mit dem Mantel streifte. Im Halbdunkel schufteten dürre Lumpengestalten an Tischen, über Trögen, an Webstühlen.
    Schmerzhaft blitzte es im Nebel ihres Bewusstseins auf: Werde ich auch einmal so enden?
    »Keine Sorge, Pushnik, keine Sorge…« Sie klopfte ihrem Reittier beruhigend auf den Hals, ganz so, als hätte er die Frage an sie gerichtet. »Morgen oder übermorgen werden wir uns den Stoff für die Karawane unter den Nagel reißen. Und die Karawane gleich mit …«
    Die vier

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