Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Tisch zu packen. »Man hat die Ware natürlich… ähm … beschlagnahmt. Die Damen mussten wegen des Feuers ausrücken, und so fand man ihre göttliche Schulbude sturmfrei vor.«
    »Es ist traurig…« Der General wollte gar nicht mehr mit dem Kopfschütteln aufhören. »Es ist so traurig …«
    »Wohl wahr, verehrter Magnus Al'Smidd, nur möge der General folgende zwei Punkte bedenken.« Toorsten Al'Myller legte die Rechte auf die Riegel. »Ohne Bin Theodors Verrat wäre uns erstens diese Ware nicht in die Hände gefallen, und zweitens…«
    »Wo um alles in der Welt ließ er nur produzieren?«
    »Man wird es herausfinden, verehrter Magnus Al'Smidd, nur Geduld.« Der Oberst schob seinen Kaffeebecher zur Seite und beugte sich weit über die Tafel. »Und zweitens hätte man ohne seinen Verrat keinen Hinweis auf ein noch viel größeres Geschäft, das er hinter unserem Rücken plante.« Al'Myller machte eine verschwörerische Miene. »Einer unserer Kontrollposten im Osten der Stadt hat einen Fremden aufgegriffen, einen Mann aus Induu. Und ein Heizungsdiener im Hause Bin Theodors verriet, dass eben dieser Mann erst vor wenigen Tagen dem Hause Bin Theodor einen Besuch abgestattet hatte. Da man an den Öfen jedes Wort mithören kann, das in den Behandlungsräumen gesprochen wird, war der Heizungsdiener auch über den Zweck des Besuches bestens informiert.«
    »Und?«
    Magnus Al'Smidds Stimme vibrierte vor Aufregung.
    »Der Induu kündigte eine Karawane aus Bombaai an, Bin Theodor stellte eine größere Menge SAK in Aussicht, der Induu verhieß eine größere Menge Gold. Von Barren sei die Rede gewesen.«
    »Wie traurig…« Schon wieder legten sich griesgrämige Falten ins breite Gesicht des Generals. »Wollte uns einfach betrügen …« Er blickte auf. »Wie viel Gold? Wie viel Stoff? Wann und wo?«
    »Dazu hat man den Induu selbstverständlich befragt.«
    Al'Myller lehnte sich zurück. »Und zwar auf das Genaueste befragt, möchte ich meinen.« Lächelnd betrachtete er die Nägel seiner Rechten. »Es geht im Einzelnen um vier große Kisten mit SAK, um eine Kiste Goldbarren, und um ein Geschäft, das in zwei Tagen irgendwo in den Bergen abgewickelt werden soll.«
    »Zu vage, Al'Myller! Wo genau?«
    »Das hat der Induu leider nicht preisgegeben.«
    »Ich dachte, ihr hättet ihn auf das Genaueste befragt?« Der General schlug mit der Faust auf den Tisch und blies empört die Backen auf.
    »Eben, und das hat er nicht überlebt.«
    Magnus Al'Smidd wollte aufbrausen, doch Toorsten Al'Myller hob beschwichtigend beide Hände. »Gemach, verehrter General, gemach. Da man ja den Kurier des verstorbenen Bin Theodor kennt, dürfte es kein Problem sein, den Ort des Geschäfts herauszufinden.«
    Er feixte triumphierend.
    »Jawoll, Al'Myller! Sehr gut!« Wieder schlug der General mit der Faust auf die Tafel. Seine Miene hatte sich ein wenig aufgehellt. »Bringt mir also dieses Weibsstück! Ich persönlich werde es in meinem Keller befragen…«
    »Nicht dass ich dir diesen Vorzug missgönne, verehrter Magnus Al'Smidd«, sagte der Oberst lächelnd. »Die WEER sucht bereits die Stadt nach ihrem Unterschlupf ab, und man wird sie selbstverständlich zur Befragung in deinen Privatkeller bringen – doch alles zu seiner Zeit…«
    ***
    Aruula starrte auf das brennende Haus und glaubte es nicht.
    War sie aus einem Albtraum in den nächsten gestolpert? So fassungslos war sie, dass sie gar nicht merkte, wie der Kamshaa-Bulle sie immer weiter über den Platz trug, immer näher an das brennende Haus heran.
    Eine große Menschentraube hatte sich dort gebildet, und immer mehr Leute liefen von allen Seiten heran. Sie fuchtelten mit den Armen, riefen durcheinander, deuteten hier und dort hin. Einige weinten, denn sie fürchteten, ihr SAK- Lieferant könnte im Feuer umgekommen sein. Aruula entdeckte niemanden, der Wasser in die Flammen goss. Nur auf den angrenzenden Grundstücken standen Männer auf Mauern und Dächern und leerten Eimer an den Stellen in die Flammen, wo das Feuer ihrem eigenen Haus gefährlich nahe kam.
    Die Entrüstung darüber weckte Aruula aus ihrem Schockzustand. Plötzlich realisierte sie, dass sie nur noch zwanzig Schritte von den Rücken der Gaffer trennten. Einige zerlumpte Gestalten drehten sich bereits nach ihr um. Sie erkannte den Alten. »Da, Frau, ja…!« Er kicherte und winkte.
    Andere wurden auf sie aufmerksam und drehten sich um. Auch ein Turbanträger bemerkte sie, wandte sich aber rasch wieder ab. Er hatte einen

Weitere Kostenlose Bücher