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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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fünfzehn Turbanträger auf Maulern vorbei ritten. Ihr Anführer trug einen grünen Bart, sie sah es genau. Die gleichen Männer, denen sie eben den Stoff verkauft hatte, ritten jetzt so eilig durch die Nacht, als wäre Orguudoo leibhaftig hinter ihnen her.
    Aruula wartete ein paar Atemzüge lang. Der Hufschlag verlor sich stadteinwärts. Sie trieb den Kamshaa-Bullen zurück auf die Gasse. Noch immer Glockengeläute. Ein paar Minuten später sah sie einen hellen Schein über den Dächern. Und als Rapushnik aus der letzten Gasse auf den Platz des Kometen hinaus schaukelte, griff eine eisige Hand nach ihrem Herzen: Omar Alifrid Bin Theodors Haus stand in Flammen…
    ***
    Drei Stunden vor Sonnenaufgang fuhr der General aus einem Traum hoch. Stimmen im Innenhof. Er sprang aus dem Bett und lief zum Fenster. Im Schein der Fackeln sah er die drei Wachen vor der Lagertür. Im Ratsraum gegenüber des Lagers flackerten Öllampen. An einem Fenster stand der Oberst und sprach mit den Wachen.
    »Jetzt erst zurück?«, rief der General. Al'Myller nickte stumm. »Sondereinsatz erledigt?« Wieder nur ein Nicken.
    Schlechtes Zeichen. »Ich komme.« Magnus Al'Smidd riss sich die Schlafmütze vom Kopf und drückte sich den gelben Stirnring in den Rotschopf. »Nichts als Sorgen«, seufzte er.
    Den schwarzen Mantel streifte er über sein Nachthemd, das rote Tuch wickelte er als Schal um den Hals. Eine Erkältung war im Anzug, er musste vorsichtig sein. Dann hinein in die hohen Stiefel, raus aus der Schlafkammer und die Treppe hinunter.
    Es duftete nach Kaffee, als er den Ratssaal betrat. »Gott zum Gruße, Magnus Al'Smidd!«, rief Toorsten Al'Myller. Auch die anderen murmelten Grüße, dabei legten sie die Fingerspitzen der ausgestreckten Hand an die Schläfe.
    »Verdammt, Al'Myller, wie oft muss ich ihm noch sagen, dass er die Götter aus dem Spiel lassen soll…!«
    »Verzeihung, General!«
    Die Männer und Frauen drängten sich mit Henkelbechern um die blonde Frau.
    Sie schenkte ihnen die dampfende Brühe ein. »Brav, Täubchen«, sagte Magnus Al'Smidd. »Mir mit Honig und Milch.« Er ließ sich in seinen hohen Lehnstuhl fallen, ihr tadelnder Blick traf ihn. »Bitte…« Er stöhnte und verdrehte die Augen.
    So ein süßes Mädchen und so störrisch! Al'Smidd hätte es gern geehelicht, doch was sollte er mit einer Frau, die einem ständig widersprach und dazu noch erzieherische Ambitionen hatte? Wie anders dagegen war Gebra gewesen: sittsam, still und gehorsam; bis auf das eine Mal eben, als sie mit zwei Mauler-Ladungen SAK geflohen war. Er seufzte tief. Das Mädchen stellte ihm Kaffee hin. »Danke, Eva-Täubchen«, sagte er artig. »Den Bericht, Al'Myller!«
    Der Oberst wartete, bis die Frauen und Männer sich gesetzt hatten. »Omar Alifrid Bin Theodor erledigt«, sagte er dann in das allgemeine Geschlürfe hinein. »Haus angezündet. Keine Spur von Gebra und ihrem Scheißkerl.«
    Der General ballte die Fäuste und unterdrückte einen Wutschrei. Ein Ruck ging durch seinen massigen Körper. »Wie konnte das geschehen…?«
    »Vermutlich woanders untergeschlüpft.«
    »Trotz strengster Observation des Heilerhauses?«
    »Trotz strengster Observation, verehrter Magnus Al'Smidd. Aber man wird sie finden, und wenn man jede Ruine von Kabuul auf den Kopf stellen muss! In der Stadt jedenfalls müssen sie noch sein, die WEER kontrolliert schließlich sämtliche Ausfallswege!«
    »Ich würde mich ja gern auf die Kontrollposten meiner WEER verlassen, aber wenn sie nicht einmal in der Lage sind, ein einzelnes Haus zu observieren…?« Die weinerliche Stimme des Generals stand im krassen Gegensatz zu seiner hünenhaften Erscheinung.
    »Man wird den Fall vor einem Untersuchungsausschuss klären lassen.« Al'Myller schoss eisige Blicke nach links und rechts. Einige seiner Leute zogen die Schultern hoch. »Die Fremde hat Bin Theodor leider zu unserer Kundin gemacht. Er benutzte sie als Kurier für Geschäfte hinter unserem Rücken…«
    »Waas…?!« Der General setzte den Becher ab, der Kaffee schwappte über. »Das ist ja … das ist …« Fassungslos schüttelte er den Kopf, abgrundtiefe Trauer übermannte ihn.
    »Das ist ja Verrat…«
    »Sie hat eine große Lieferung in die Schule der Götterdamen gebracht. Müssen noch klären, ob die Dalliwaan das Zeug mit oder ohne Wissen ihres Calli konsumieren.« Auf seine knappe Kopfbewegung hin begann die schwarz bemäntelte Frau zu seiner Rechten, einen Riegel in Silberfolie nach dem anderen auf den

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