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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Bewegung setzte. Am Brunnen mit dem steinernen Greifen vorbei ritt das Sondereinsatzkommando in den breiten Weg, der durch den Ostteil der Stadt führte.
    Eine Zeitlang zog die Kolonne ohne nennenswerte Zwischenfälle über die verwinkelten Gassen und Straßen der uralten Ruinenstadt. Die untergehende Sonne tauchte den schmutzigen Himmel in ein letztes violettes und zunehmend fahles Licht. Trüber Lampenschein sickerte aus den Fenstern in die Dämmerung der Gassen. Der Hufschlag der Mauler hallte zwischen den Fassaden hin und her. Manchmal zeigten sich gebückte Gestalten hinter den Fensterrahmen, manchmal huschten Schatten in einen Hinterhof oder die Einmündung einer Gasse.
    Dreizehn oder vierzehn Speerwürfe vom Ostrand der Stadt entfernt, lösten sich die Umrisse eines Läufers aus der Dunkelheit – der Bote eines Kontrollpostens. Al'Myller ließ anhalten. Der Bote blieb vor seinem Reittier stehen und hob die Hand. »Gott zum Gruße, mein Oberst und ihr Krieger der WEER! Dringende Nachricht vom Kontrollposten Ost-Mitte für den Oberst!«
    »Man hört.«
    »Aruula von den Dreizehn Inseln hat soeben die Kontrolle passiert. Mit ihr reiten nicht die drei Bewaffneten, die wir entlohnen, sondern zwei Fremde. Ein Kamerad will die ehemalige Gattin des…«
    »Hüte deine Zunge, Soldat!«, zischte Al'Myller.
    »… die verfluchte Suchthure Gebra erkannt haben.«
    Al'Myller überlegte nicht lange. Er drehte sich im Sattel um und deutete auf den Unterführer, der direkt hinter ihm ritt.
    »Dein Auftrag: Festnahme von Gebra und ihrem Räuber! Nimm dir sieben WEER-Leute, reite hinter Aruula von den Dreizehn Inseln und ihren Komplizen her und nutze den Schutz der Nacht und eine günstige Gelegenheit, um das Räuberpack von ihr zu trennen! Wir wollen das Paar lebendig!«
    Der Unterführer bestätigte, bellte ein paar Befehle nach links und rechts und galoppierte schließlich mit sieben Reitern und Reiterinnen am Oberst vorbei die nächtliche Straße hinunter.
    Eine halbe Stunde später passierte Toorsten Al'Myllers Sondereinsatzkommando den Kontrollposten Ost-Mitte. Einer der Wachhabenden stellte sich neben Al'Myllers Mauler auf die Zehenspitzen und gab ihm zu verstehen, dass er ihm etwas Persönliches ins Ohr flüstern müsse. Der Oberst runzelte die Stirn, beugte sich aber dennoch zu dem Mann hinunter.
    »Al'Steiner…«, flüsterte der Soldat. »… Al'Steiner folgt den SAK- Kurieren auf einem Mauler des Generals!«
    Al'Myller richtete sich abrupt auf. Seine Gestalt straffte sich, sein Kinn schob sich nach vorn. Wenn es einen Fleck auf seiner Ehre gab, dann die Existenz des Mannes, um dessentwillen er den Namen seiner Mutter angenommen hatte.
    Die bloße Erinnerung an seinen Vater schmerzte ihn tief.
    Einst hatte Al'Steiner mit Al'Smidd um den höchsten Rang der WEER gewetteifert, dann war er so tief gestürzt wie der gewöhnlichste Abschaum von Kabuul.
    Der Oberst seufzte. Innerhalb Kabuuls ließ es sich nicht vermeiden, den Schwachkopf von Zeit zu Zeit sehen zu müssen. Doch während eines Einsatzes in der Wildnis und noch dazu ganz allein durfte Al'Steiner ihm keinesfalls über den Weg laufen. Das könnte seine Kommandoautorität untergraben. »Schickt ein Geheimkommando auf den Weg, zwei Leute, diskret, vorübergehend festnehmen.«
    Der Soldat nickte; mit wehendem Mantel lief er zurück zum Wachhaus des Kontrollpostens.
    Toorsten Al'Myller winkte sein Kommando hinter sich her.
    Weiter ging es. Bis zum Morgengrauen brachten sie die steilen Serpentinen des Osthanges hinter sich. Der Oberst ließ absitzen, Biir fassen und zwei Stunden ruhen. Danach ritten die Männer und Frauen der WEER bis in die Abenddämmerung durch die schroffe Bergwelt Richtung Osten. Es war ungewöhnlich warm, und statt durch Schneetreiben ritten sie durch Nieselregen.
    Ein Netz von Kundschaftern sorgte dafür, dass Toorsten Al'Myller jederzeit über die Bewegungen der drei SAK- Kuriere und seines Vorauskommandos unterrichtet war. Die Karawane aus Bombaai hatte noch kein Kundschafter gesichtet. Auch das Geheimkommando des Kontrollpostens Ost durchstreifte die Berge bislang erfolglos – Al'Steiner war spurlos verschwunden.
    Sein Sohn hoffte, die Taratzen mochten ihn gefressen haben.
    In der Morgendämmerung des zweiten Tages ließ Al'Myller nach dreistündiger Rast aufsitzen. Kurz darauf überquerten sie einen felsigen Bergkamm und schickten sich an, in die nächste Talsenke hinab zu reiten. Gegenüber, halb von Nebel und Dunst verhüllt, konnte man

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