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160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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al Kabuul‹.«
    »Und das heißt?«
    »›Schrecken von Kabuul‹«, sagte Kara Bin Paali. »Wir müssen raus aus der Stadt.« Mit einer Kopfbewegung wies er zum Fenster. Es wurde allmählich hell draußen. Noch immer regnete es. »Die Sonne geht auf. Bald werden sie uns in allen Straßen und Gassen suchen. Jedes Haus, jede Hütte wird die WEER nach uns durchforsten. Wir müssen weg hier, in die Berge am besten.« Er richtete seinen Blick auf Aruula. Seine Augen waren blau, und es waren gute Augen. »Ich schäme mich, dich zu fragen, Aruula von den Dreizehn Inseln, aber – kannst du uns helfen, aus der Stadt zu flüchten?«
    Aruula betrachtete die beiden nachdenklich. Die Frau kauerte sich in den Schoß ihres Gefährten. Winselnd wie ein kleiner Lupa schlief sie ein. Sie war ein Wrack, nicht mehr, nur noch ein Wrack. »Vielleicht«, sagte Aruula leise. »Vielleicht kann ich euch helfen, ja…«
    ***
    »Lasst sie laufen«, befahl Toorsten Al'Myller seinen Leuten.
    Die Männer und Frauen der WEER traten an seine Seite, ohne jedoch ihre Säbel zu senken. Die überlebenden Turbanträger erhoben sich ächzend und stöhnend. Wer von ihnen körperlich dazu in der Lage war, packte einen der Verwundeten und zerrte ihn aus der Menge der Gefallenen zu einem Mauler. Nur Calli Elf blieb stehen. Er zitterte vor Wut.
    Al'Myller hatte die Gelegenheit genutzt und die offizielle Ordnungsmacht von Kabuul noch weiter geschwächt. Die Dalliwaan waren so überrascht gewesen von der Karrensperre und dem Angriff seines Kommandos, dass schon nach kurzem Gefecht ein Dutzend toter Turbanträger auf dem Platz lag.
    Zwei Stunden hatte der Kampf insgesamt gewährt. Fast dreißig junge Krieger des Calli waren gefallen und an die zwanzig verwundet. Die Hälfte von ihnen würde sterben. Der Oberst klopfte sich innerlich auf die Schulter.
    »Gut gekämpft, alle Achtung!« Höhnisch feixte er den Silberbart mit dem grünen Turban an. »Und nun geh nach Hause und leck deine Wunden, du Calli Gottes.« Er hätte ihn gern getötet, und seine Krieger auch. Doch die Bürger Kabuuls brauchten einen Calli. Jemand musste das Götterhaus verwalten, musste das Volk mit ein wenig Religion versorgen.
    Außerdem wollte Al'Myller sich nicht noch mehr seiner Kunden berauben. »Mach schon, Calli, geh endlich. Du musst doch deine Damen ins Bett bringen, oder?«
    »Meine Väter stammen von einem Volk, das jeden Blutstropfen rächte.« Calli Eff sprach sehr leise. Seine Stimme zitterte. »Du wirst bezahlen, Ungläubiger! Auge für Auge, Zahn für Zahn bezahlen. Leben für Leben…«
    »Unsere Väter stammten aus einem kleinen Land im fernen Euree, verehrter Calli Eff. Sie kamen einst mit der WEER in diese Stadt, um sie vor Deinesgleichen zu beschützen. Nun, wir denken, sie wären zufrieden mit uns.«
    »Sie würden sich im Grabe herumdrehen, wenn sie sehen müssten, wie ihre Nachkommen mein Volk vergiften und zerrütten. Ihr werdet bezahlen! Du und dein verfluchter General!«
    »Vorsicht, verehrter Calli Eff! Wenn du nicht sofort in deinem Götterhaus verschwindest, wird man sich daran erinnern, dass unsere Väter und Mütter Leute waren, die das, was sie taten, immer ziemlich gründlich taten.« Er grinste zu den Leichen hinunter und zog seinen Säbel. Der Turbanträger spuckte aus und trollte sich.
    Sie amüsierten sich prächtig, als das geschlagene Häuflein über den Platz ritt oder stolperte und schließlich zwischen den Säulen auf der Vortreppe des Götterhauses verschwand. »Das wäre das.« Toorsten Al'Myller rieb sich die Hände. »Was steht als nächstes auf der Tagesordnung?«
    »Deine Barbarin von den Dreizehn Inseln«, schnarrte die blonde Frau an seiner Seite. Finster musterte sie ihn.
    »Sei doch nicht so eifersüchtig, Blondie.« Mit der Fingerspitze rieb er einen Regentropfen von ihrer Nase. »Noch ist sie leider nicht meine Barbarin.« Er hielt ihr den Finger vor die Augen. »Es regnet Dreck, siehst du das?« Er feixte. »Und für uns wird es bald Gold regnen…«
    ***
    In der Abenddämmerung näherte sich Hufschlag. Drei in bunte Wollmäntel gehüllte Männer ritten vor das Haus. Sie stiegen von den Rücken ihrer Mauler und machten die Tiere an der Hofmauer fest. »Meine Eskorte«, sagte Aruula. »Sie kommen, obwohl Bin Theodor tot ist. Das wundert mich.«
    »Wir machen alles wie abgesprochen?«, fragte Kara Bin Paali. Aruula nickte. Gebra hockte sich mit gekreuzten Beinen auf Aruulas Lager, sodass der Blick eines Eintretenden sofort auf sie

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