Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
160 - Die Schrecken von Kabuul

160 - Die Schrecken von Kabuul

Titel: 160 - Die Schrecken von Kabuul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
ruhen. Danach muss ich essen und trinken. Und danach werde ich dich in die Ruinenstadt begleiten…«
    ***
    Der östliche Schachteingang lag in einer großen Ruine, die in der Zeit vor
    »Christopher-Floyd« vermutlich zum Gebäudekomplex einer Fabrik gehört hatte. Aruula schloss das aus den von Gestrüpp überwucherten Schrotthalden, Containern, Fahrzeugwracks und Gerüsten, in deren Deckung sie und Eva am folgenden Abend besagte Ruine anpirschten.
    Steinhaufen, zerfledderte Reifen und dichtes Gebüsch tarnten den eigentliche Zugang so gut, dass Aruula ihn erst im letzten Moment bemerkte: ein Loch im Boden, kaum drei Hände breit. Nichts für große, schwere Menschen jedenfalls; und schon gar nichts für Taratzen.
    Nacheinander zwängten sie sich durch dieses Loch und verschlossen es von innen durch eine Holzklappe. Eva entzündete zwei Öllampen, reichte eine an ihre bewaffnete Begleiterin weiter und ging voran.
    Der Tunnel war so hoch, dass man aufrecht stehen konnte.
    Die Wände waren aus grob behauenem Stein gemauert; Ruinengestein, schätzte Aruula. Alle hundert bis zweihundert Schritte zweigte ein Seitengang ab oder öffnete sich ein großer Raum. Anfangs leuchtete Aruula ein paar Mal in solche Räume hinein. In einigen stand kniehoch das Wasser, aus allen führten Türen in weitere Räume oder Gänge.
    »Hier hausten sie in den zweihundert Wintern der Kälte und der Dunkelheit nach Kristofluu«, erklärte Eva. »Über viele Generationen wurde hier unten gekämpft – bis die WEER und die Dalliwaan sich verbündeten. Gemeinsam konnten sie endlich für Ruhe und Ordnung sorgen und das Bunkersystem ausbauen. Von da an ging es langsam voran mit Kabuul. Bis die verdammte WEER anfing, das Volk mit SAK zu versklaven.«
    Es war kalt und feucht in der Tunnelanlage, und es roch modrig und manchmal auch nach Verwesung. »Du sprichst von den Schwarzmänteln, als würdest du nicht dazugehören«, sagte Aruula.
    Die blonde Frau tat, als hätte sie die unausgesprochene Frage nicht gehört. Aruula versuchte es mit einem Test. »Ich habe den Schädel von Toorsten Al'Myller gefunden. Auch seine Reiter sind tot.«
    »Der Oberst ist tot?« Grimmige Schadenfreude schwang plötzlich in Evas Stimme. »Das geschieht ihm Recht!«
    »Hat er dir etwas getan, dass sein Tod dich mit solcher Genugtuung erfüllt?«
    »Er hat mitgeholfen, Kabuul zu einer Siedlung lebender Leichname zu machen.« Die Blonde hob ihre Lampe und beleuchtete ein Hindernis. Eine Leiche. »Er konnte freundlich tun, wahrhaftig!« Sie stieg über den Körper hinweg. »Aber hinter seiner Grinsemaske verbarg sich ein böses Tier, glaub mir das, Frau von den Dreizehn Inseln!«
    Aruula senkte ihre Öllampe auf die Leiche herab: eine graue Taratze. In ihrem Hals steckte ein Messer. »Wie kommt die hier rein?«
    »Sie muss sich über den Keller einer unbewohnten Ruine in den Tunnel geschleppt haben.« Eva blickte sich ängstlich um.
    »Wenn ein Biest einen Eingang gefunden hat, finden andere ihn auch…«
    »Rechnen wir vorsichtshalber damit.« Aruula zog ihr Schwert aus der Rückenkralle. »Was mich aber fast noch mehr erstaunt – jemand hat sich so nahe an die Taratze herangewagt, dass er sie mit diesem lächerlichen Messer tödlich verwunden konnte. Eine Taratzen-Treibjagd auf Menschen stelle ich mir irgendwie anders vor.«
    »Komm, Frau von den Dreizehn Inseln!« Eva marschierte los und winkte die Schwertträgerin hinter sich her. »Beeilen wir uns!«
    Rotbraune Krümel klebten an den Lefzen der Taratze.
    Aruula senkte die Schwertspitze bis zur rechten Pfote des Kadavers. Auch an den zur Faust geballten Klauen hatte sie ein paar Krümel SAK entdeckt. Mit der Klinge öffnete sie die schwarze Faust – ein aufgeweichter Würfel klebte an der ledrigen Haut der Pfoteninnenfläche.
    »Wo bleibst du denn?«, zischte Eva. Schon zwanzig Schritte weiter, hatte sie sich umgedreht und schwenkte ihre Öllampe.
    Aruula bückte sich und riss das Messer aus dem Kadaver.
    Mit großen Schritten eilte Aruula zu Eva. »Nimm das, WEER-Frau.« Sie reichte ihr das Messer. »Wer weiß, wer uns hier unten noch alles begegnet.«
    Eva schüttelte den Kopf und raffte ihren schwarzen Mantel zur Seite. Ein kurzer Säbel hing an ihrem Hüftgurt. »Und nenn mich nicht ›WEER-Frau‹!« Sie wandte sich um und stapfte dem Schein ihrer Lampe nach.
    Aruula folgte ihr. »Du gehörst also nicht zu ihnen, dachte ich's mir. Was hast du dann aber in ihrem Hauptquartier zu suchen?«
    »Ich brauche Kleider

Weitere Kostenlose Bücher