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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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liebenswürdige Gentleman, den sie in Amerika kennen gelernt hatte, den Eindruck vermittelt hätte, über solchen Konventionen zu stehen. Aber nun sah sie sich einem Viscount gegenüber, der seine Rolle sehr ernst nahm, der in einem prächtigen Stadthaus lebte und sie zudem für eine Heiratsschwindlerin hielt.
    Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, und grub ihre Finger in das weiche Leder der Chaiselongue. „Vielleicht beobachtete Ihr Bruder Ihren Widerstand gegen die Ehe mit wachsender Besorgnis. Könnte er Sie vielleicht ohne Ihr Wissen verheiratet haben, um Sie so endlich in den Stand der Ehe zu zwingen? Wie ich hörte, ist es in England die Pflicht des ältesten Sohnes, zu heiraten und einen Erben zu zeugen.“
    Spencer nickte kurz. „Ja, weil der Älteste der Alleinerbe ist. Woraus aber folgt, dass die jüngeren Söhne sonst alles daransetzen, dessen Heiratspläne eher zu durchkreuzen, als sie zu fördern. Denn wenn der älteste Sohn ohne Erben bleibt, geht der Besitz an den nächsten in der Linie über.“
    „Dann weiß ich auch nicht weiter. Wenn Ihr Bruder sich nur die Mitgift und die Firma aneignen wollte, hätte er nicht meine Überfahrt hierher bezahlen müssen. Wenn er jedoch aus einem ehrenhaften Impuls heraus handelte, hätte er mir nicht Mitgift und Firma nehmen sollen. Ich verstehe das alles nicht! Nur er selbst wird diese Widersprüche erklären können.“
    „Doch er ist nicht hier“, erwiderte Lord Ravenswood trocken.
    Ein leises Klopfen an der Tür des Arbeitszimmers ließ sie beide zusammenfahren. Lord Ravenswood ging eilig zur Tür und öffnete sie gerade so weit, dass Mr. McFee durch den Spalt zu erkennen war.
    „Mylord, Ihre Gäste beginnen …“
    „Unruhig zu werden. Ja, das kann ich mir vorstellen. Geben Sie mir noch einen Moment Zeit, McFee.“
    „Natürlich, Mylord.“ Der Butler reichte Spencer einen Stoß Papiere. „Die hier habe ich Lady Evelina abgenommen. Ich dachte mir, dass Sie die Dokumente gerne wieder in Ihren Händen hätten.“
    Selbst aus der Entfernung konnte Abby die Briefe und die Heiratsurkunde erkennen. Lord Ravenswood nahm sie mit einem grimmigen Nicken entgegen. „Danke, McFee. Gute Arbeit.“
    Nachdem der Butler gegangen war und Seine Lordschaft die Tür wieder geschlossen hatte, warf er die Papiere auf einen Beistelltisch. Er betrachtete sie eine Weile und schaute dann Abby an. „Wir können das Problem heute Nacht nicht mehr lösen. Ich muss meine Gäste loswerden, und Sie und Ihre Dienerin brauchen wahrscheinlich erst mal etwas zu essen und eine Runde Schlaf.“
    „Das wäre wunderbar.“
    „Sie können natürlich hier bleiben, und morgen früh sehen wir weiter. Bis dahin weiß ich vielleicht sogar schon, wo mein Bruder steckt.“
    Obwohl Hunger und Erschöpfung Spencers Angebot sehr verlockend erscheinen ließen, fühlte Abby sich verpflichtet zu sagen: „Wenn es Ihnen lieber ist, können wir auch in ein Hotel gehen.“ Sie fügte hinzu: „Aber für die Kosten werden Sie aufkommen müssen, da Ihr Bruder mir nur wenig Geld zurückgelassen hat.“
    Ein Muskel zuckte in Spencers Gesicht. „Ich versichere Ihnen, dass ich Sie auf jeden Fall für Ihren finanziellen Verlust entschädigen werde. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich die Schulden meines Bruders begleiche.“
    Jetzt war sie schon eine „Schuld“! Aber vielleicht sollte sie sich nicht beschweren. Der warmherzige und freundliche Gentleman, den sie zu kennen geglaubt hatte, hätte sie zwar nie im Stich gelassen, aber wer wusste, wozu ein missgelaunter englischer Lord in der Lage war? „Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen. Wenn Sie mir etwas vorstrecken könnten …“
    „Unsinn. Ihnen ein Dach über dem Kopf anzubieten ist wohl das Mindeste, was ich tun kann.“ Er lachte bitter. „Ganz zu schweigen von der Gerüchteküche, die nur unnötig angeheizt würde, wenn ich meine ‚Frau’ in ein Hotel schickte.“
    Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Haben Sie etwa vor, diese Farce weiterzuspielen?“
    „Um ehrlich zu sein, Miss Mercer, weiß ich noch nicht, was ich vorhabe. Dank Ihrer geschwätzigen Dienerin werden sich meine Gäste wahrscheinlich während der letzten halben Stunde die Köpfe über meine ‚neue Ehefrau 1 heiß geredet haben.“
    „Was werden Sie ihnen erzählen? Die Wahrheit?“ Und wieso nannte er Mrs. Graham eine „geschwätzige Dienerin“? Was hatte die Gute alles während Abbys Ohnmacht ausgeplaudert?
    „Nein, ganz bestimmt

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