160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
unterbrach ihn Blakely mit einem verschwörerischen Zwinkern, „wird es sicher nicht lange dauern, bis wir auch von dir solche Neuigkeiten erfahren.“
Spencer war auf diese Bemerkung nicht vorbereitet, und die Worte trafen ihn wie ein Schlag vor die Brust, der ihn mit Schmerz erfüllte und ihm den Atem nahm. Der Gedanke, dass man darauf spekulierte, wann er und Abby Kinder bekämen, war ihm noch gar nicht gekommen.
Dabei war diese Erwartung nicht ungewöhnlich. Er wurde schließlich nicht jünger, und die meisten Männer seines Standes heirateten nur aus einem Grund – damit ihre Frauen ihnen Erben schenkten.
Eine leise Verzweiflung musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen, denn Blakely schaute ihn besorgt an. „Tut mir Leid, alter Junge, ich habe vergessen, dass du dir nichts aus Kindern machst.“
„Das ist nicht der Grund.“ Spencer glaubte auf einmal, die ganzen Lügen um seine Ehe nicht länger ertragen zu können. Vielleicht sollte er Blakely einfach die Wahrheit sagen. Er war der einzige Mensch, dem er wirklich vertraute. Und in die Geschichte von Nats Verschwinden war Blakely ohnehin schon eingeweiht, da Spencer ihn gebeten hatte, sich des Friedensrichters anzunehmen, der Nats vermeintliche Verwicklung mit dem Taschendieb bezeugen sollte. Warum sollte er also nicht auch den Rest erzählen? „Eigentlich sind wir gar nicht verheiratet.“
Blakelys Lächeln erstarb. „Wie meinst du das?“
„Und eine Liebesheirat) wie Lady Brumley es geschrieben hat, war es schon gar nicht.“
Spencer weihte Blakely in die ganze unschöne Geschichte ein und ließ keine Einzelheit aus – abgesehen von dem wahren Grund, der ihn von einer richtigen Ehe abhielt. Und natürlich erwähnte er auch nicht, wie stark er sich körperlich zu Abby hingezogen fühlte. War das nicht ohnehin nur eine ganz normale Reaktion bei einem Mann, der schon lange keine Geliebte mehr gehabt hatte?
„Zum Glück hat Miss Mercer sich einverstanden erklärt, so lange meine Frau zu spielen, bis Nat endlich wieder aufgetaucht ist“, beendete Spencer seine Darstellung. „Das ist sehr entgegenkommend von ihr, wenn man bedenkt, dass Nat ihre Mitgift und ihre Papiere gestohlen hat – und ich sie praktisch erpresst habe, bei meinem Plan mitzumachen.“
„Wenn sie durch die ganze Angelegenheit ihr Vermögen verdoppeln kann, bedurfte es wohl kaum der Erpressung.“ Blakely musterte ihn stirnrunzelnd. „Sei auf der Hut, mein Freund! Ist dir denn noch nie der Gedanke gekommen, dass du für die Existenz der Mitgift nur ihr Wort hast?“
Spencer reagierte zornig auf Blakelys Andeutung. „Du warst anscheinend länger Spion, als gut für dich war. Nicht alle Menschen sind heimtückische Betrüger.“
„Ganz offensichtlich warst du nicht lange genug Spion. Denn wie willst du sicher sein, dass sie keine Heiratsschwindlerin ist, die eine Gelegenheit sieht, sich einen Viscount zu angeln, oder dich einfach nur um fünftausend Pfund erleichtern will?“
„Das würde Abby nie tun. Glaube mir, es passt überhaupt nicht zu ihrem Charakter.“
Blakely schien nicht überzeugt.
Spencer stützte seine Arme auf den Schreibtisch. „Heute Abend wirst du sie kennen lernen. Ich bezweifle, dass du danach immer noch glaubst, dass sie mich mit einem Täuschungsmanöver in den Hafen der Ehe lotsen will oder es auf mein Geld abgesehen hat.“
„Also gut. Aber was hast du mit ihr vor, wenn dein Bruder wieder aufgetaucht ist?“
„Mit ihr nach Amerika reisen, die Ehe annullieren lassen und ohne sie zurückkehren. In der Öffentlichkeit wird von ihr nur noch als meiner mir entfremdeten Frau die Rede sein.“
„Und wenn du dann eines Tages tatsächlich heiraten willst?“
Spencer dachte gar nicht daran, ihm zu sagen, dass er nicht beabsichtigte, jemals zu heiraten – Blakely würde ihn mit noch mehr Fragen löchern als Abby. „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Meine momentane Priorität ist es, einen Skandal zu vermeiden.“ Er blickte seinen Freund scharf an. „Wie weit bist du eigentlich beim Friedensrichter und seinen Beamten gekommen? Konntest du meine Lügengeschichte über Nat und den Taschendieb absichern?“
„Hornbuckle gefällt das ganz und gar nicht, aber er hat dann doch eingewilligt. Und seine Beamten sind ihm treu ergeben … und dir auch.“
Spencer entspannte sich. „Wenigstens darum muss ich mir keine Sorgen mehr machen.“
„Weißt du wirklich nicht, wo dein Bruder ist?“
Spencer schüttelte den Kopf. „Ich
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