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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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Mademoiselle, dass es zu Ihren Aufgaben gehört, es schön zu machen. Wenn Sie meinen Ansprüchen nicht gerecht werden können …“
    „Marguerite“, unterbrach Abby ihn mit eisiger Stimme, „tun Sie, was Seine Lordschaft verlangt. Die Locken, das Fichu, alles. Er zahlt dafür, also soll er bekommen, was er will.“
    Spencer schaute Abby an. Ihr kampfloses Einlenken machte ihn argwöhnisch, und wie sie ihre Zustimmung formuliert hatte, war ihm unangenehm.
    „Danke.“ Er betrachtete ihr gerötetes Gesicht, und seine Beunruhigung wuchs. „Du verstehst das doch, meine Liebe? Du musst heute Abend so unberührt wie der Morgentau aussehen, wenn wir den Klatsch zum Versiegen bringen wollen.“
    „Ich habe volles Verständnis, Mylord. Sie möchten aus mir eine elegante Engländerin machen – wie Evelina.“
    „Verdammt noch mal, Abby, das ist doch nur zu deinem Besten! Wenn du erst mal als meine Frau akzeptiert wirst, kannst du tragen, was du willst. Aber bis dahin höre auf meinen Rat.“
    „Aber natürlich, Mylord“, stimmte sie sanft zu. „Was immer Sie denken, wird das Richtige sein.“
    Machte sie sich mit ihren „Mylords“ über ihn lustig? Nun, sollte sie nur – er konnte zumindest nicht in dieser Aufmachung mit ihr ausgehen, wenn es ihm gelingen sollte, seine Hände von ihr zu lassen.
    „Sehr gut.“ Er ignorierte Mrs. Grahams finstere Miene und die angespannte Atmosphäre, die sich über den Raum gesenkt hatte. „Wir werden in einer Stunde aufbrechen, Abby. Ich verlasse mich darauf, dass du dann bereit bist.“
    Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer und zog sich geradewegs in sein Arbeitszimmer und zu seinem Cognac zurück. In dieser Scheinehe zu leben erwies sich um einiges schwieriger, als er gedacht hatte. Er konnte nur hoffen, dass sein Bruder bald gefunden wurde.

9. KAPITEL
     
    Abendgesellschaften, Diners und Bälle sind die Bewährungsproben, denen sich alle bedeutenden Persönlichkeiten aussetzen müssen. Und nicht alle gehen unbeschadet daraus hervor.
    Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
     
    Abby schwankte zwischen Ehrfurcht und Angst, als sie in Lady Tyndales bescheidenen Ballsaal blickte. Mindestens hundert festlich gekleidete Besucher drängten sich in dem Saal. Wer seine Aufmerksamkeit nicht dem Tanzen widmete, betrachtete Abby mit der unverhohlenen Neugier eines Raubtieres, das eine frische Beute wittert.
    Selbst mit Spencer an ihrer Seite fühlte sie alle Blicke argwöhnisch auf sich ruhen. Aber nachdem er Punsch holen gegangen war, kam sie sich wie die Attraktion auf einem Jahrmarkt vor. Einige Matronen schauten in ihre Richtung und verdrehten über ihren Fächern die Augen. Eine Gruppe junger Mädchen fing an zu kichern, sobald sie ihre Frisur sahen. Und irgendein Dandy – sie vermutete, dass man derartig herausgeputzte Männer so nannte -hielt sein Monokel vor das Auge, um sie mit einem herablassenden Lächeln ungeniert zu mustern.
    „Kümmere dich nicht weiter um sie“, flüsterte ihr Evelina zu. „Man könnte meinen, dass sie nie zuvor die Frau eines Viscounts gesehen haben.“
    „Sie lachen nicht aus diesem Grund.“ Abbys Kinn zitterte in einer Mischung aus Wut und Beschämung. „Sie lachen über dieses alberne Tuch in meinem Ausschnitt.“
    Evelina zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen hoch. „Warum hast du es umgelegt, wenn du wusstest, dass es nicht der Mode entspricht?“
    „Spencer meinte, das Kleid sei sonst nicht respektabel. Das ist natürlich Unsinn, aber er hat mir keine andere Wahl gelassen.“
    Evelina presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
    „Es wäre gar nicht mal so schlimm“, fuhr Abby fort, „wenn das Tuch nicht immer herausrutschen würde. Dieses Kleid ist nicht dafür gedacht, mit einem Fichu getragen zu werden, und die Nadeln lösen sich andauernd.“
    „Dann nimm es einfach ab und steck es in deinen Handbeutel“, riet ihr Evelina. „Und kümmere dich nicht darum, was Spencer dazu sagt.“
    Auf gar keinen Fall! Er wollte ein Fichu, und das sollte er auch haben. Vielleicht würde er sich eines Besseren besinnen, wenn ihm etwas von dem Klatsch zu Ohren kam. Dann würde auch Seine Hochwohlgeborene Lordschaft zugeben müssen, dass er nicht alles wusste. „Es geht schon. Ich war schon zweimal im Erfrischungsraum und habe alles wieder gut festgesteckt.“ Doch sobald sie ihre Aufmerksamkeit von dem lästigen Spitzenschal abwandte, würde er sich wahrscheinlich wieder lösen und jemandem in den Weg

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