160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
dachte. Anmaßend wie Spencer war, würde er sie gegen all ihre Einwände zu diesem Ereignis mitnehmen. Gut, dann sollte er das eben tun. Sie würde den Abend mit all seinen Tücken hocherhobenen Hauptes durchstehen. Und wenn sie Spencer dabei vor seinen Freunden lächerlich machte, war das umso besser. Dann würde er zur Abwechslung die Blamage ertragen müssen.
8. KAPITEL
Der umsichtige Diener folgt den Befehlen seines Herrn auch dann, wenn sie unüberlegt oder völlig unsinnig sind.
Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
Spencer hatte den ganzen Morgen im Büro Sir Robert Peels, des neuen Innenministers, zugebracht. Den Nachmittag verbrachte er in seinem eigenen Büro, wo er dringende Staatsgeschäfte erledigte. Er war daher sehr erleichtert, als kurz nach Sonnenuntergang sein Freund und Mitarbeiter Morgan Blakely in der Tür erschien. Eine Ablenkung konnte er jetzt gut gebrauchen – und Blakely war immer für eine Überraschung gut.
Blakely legte eine aufgeschlagene Zeitung vor Spencer auf den Schreibtisch und deutete mit dem Finger auf die Schlagzeile: Viscount heiratet exotische amerikanische Schönheit. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ich das aus Lady Brumleys Kolumne erfahren muss“, sagte Blakely, doch seine Augen funkelten vergnügt. „Du schlauer Fuchs! Wie kannst du es wagen, dich in eheliche Ketten legen zu lassen, ohne deinen Freunden davon zu erzählen?“
Spencer forderte Blakely auf, sich zu setzen, während er Lady Brumleys Artikel überflog. Die Marquise hatte zwar ihre gesamte Kolumne der Neuigkeit seiner Eheschließung gewidmet, dafür jedoch darauf verzichtet, ihre Vermutungen über Nats Verschwinden zum Besten zu geben.
Aber sie hatte die Schilderung seiner und Abbys romantischer Bindung maßlos übertrieben! Spencer schaute Blakely nachdenklich an. Wie weit sollte er ihn in die Angelegenheit einweihen? Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Konnte er Blakely vertrauen?
Während Spencer grübelte, lehnte sich Blakely mit erwartungsvoller Miene zurück. „Raus mit der Sprache, mon ami. Clara erwartet von mir, dass ich dir alle Einzelheiten entlocke. Von eurer
ersten Begegnung bis zur Hochzeit.“
Spencer runzelte die Stirn. „Vielleicht teilst du deiner neugierigen Frau mit, dass sie sich lieber um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern soll.“
„Das habe ich bereits. Aber sie tut wie immer nicht, was ich sage. Nachdem du uns vor drei Jahren zusammengebracht hast, meint sie, dass jetzt du an der Reihe bist, dein Gefühlsleben offen zu legen.“
„Ich hatte den Eindruck, dass ihr beide glücklich in der Ehe seid, die ich eingefädelt habe. Oder beginnt die Blüte langsam zu welken?“
„Das wohl kaum.“ Blakely schmunzelte zufrieden und faltete seine Hände über dem Bauch. „Clara ist wieder in anderen Umständen.“
„Oh.“ Spencer spürte einen Stich der Eifersucht und konnte sich nur mühsam ein Lächeln abringen. „Dann darf ich euch stattdessen beglückwünschen. Und richte deiner Frau aus, wie sehr ich sie dafür bewundere, dass sie bereit ist, einem Halunken wie dir überhaupt Kinder zu schenken.“
Verblüffend, wie gefasst er klang. Aber die Fähigkeit, zu sagen, was der Situation angemessen war, und nicht auf seine eigenen Gefühle zu achten, hatte er über die Jahre erworben. Er hatte seine Glückwünsche zwar aufrichtig gemeint, doch frei von Missgunst war er nicht. Das war schon Blakelys zweites Kind – und sicher nicht sein letztes. Manche Männer hatten schon ein wunderbares Dasein.
Womit er wieder beim Thema war … „Sir Robert hat mich wissen lassen, dass der Testdurchlauf für die von deinem Bruder entworfene Pistole erfolgreich abgeschlossen ist. Du kannst Templemore also Bescheid geben, dass das Innenministerium plant, alle Offiziere mit dem Modell auszustatten.“
„Das wird ihn freuen“, erwiderte Blakely. „Er ist unglaublich stolz auf seine Entwürfe.“ Er schüttelte leicht den Kopf und fügte hinzu: „Obwohl ihn mittlerweile seine wachsende Familie mit noch größerem Stolz erfüllt. Ob du es glaubst oder nicht, Juliet ist auch schon wieder gesegneter Umstände.“
Zum Teufel mit Blakely! Er schien von dem Thema Kinder nicht abzubringen zu sein. „Nun, wenn man die beiden so zusammen sieht, wundert mich das auch nicht. Um aber zu den Pistolen zurückzukommen …“»versuchte Spencer das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
„Und da du ja nun auch endlich in den Hafen der Ehe gefunden hast“,
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