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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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konnte kaum fassen, mit welcher Leichtigkeit ihm diese Lüge über die Lippen kam.
    Er nahm ihren Arm. „Komm, meine Liebe. Es tut mir Leid, dass du den Rest des Stückes nicht mehr sehen kannst, aber wir werden es uns ein andermal anschauen.“
    Abby zögerte. Es würde wenig Sinn haben, mit Spencer in Anwesenheit von Lady Tyndale und Evelina über den Ball zu sprechen, da sie jedes ihrer Worte mit Bedacht wählen müsste.
    Sie nahm seinen Arm, verabschiedete sich leise und ließ sich von Spencer zu der wartenden Kutsche führen. Sobald sie beide Platz genommen hatten, machte sie ihrem Unmut Luft. „Spencer, es ist unmöglich, dass du mich jetzt schon auf einen Ball mitnimmst. Ich muss erst noch mehr über die Gepflogenheiten der Londoner Gesellschaft lernen.“
    „Die Unterschiede zur amerikanischen dürften nicht allzu groß sein.“ Spencer zog die Sichtblende hoch und blickte auf die nächtliche Straße hinaus. „Du hast mir erzählt, dein Vater habe dich in gesellschaftlichen Umgangsformen unterweisen lassen – mehr brauchst du auch hier nicht. Und falls doch, halte dich einfach an Evelina. Sie ist unfehlbar.“
    Sein Lob Evelinas ließ Abby aufhorchen. „Sie ist wirklich sehr elegant, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Und hübsch“, fügte sie spitz hinzu.
    „Ziemlich hübsch.“ Spencer wandte sich wieder Abby zu. „Aber das bist du auch.“
    Doch anscheinend nicht hübsch genug. „Und trotzdem glaubst du, ich sollte ihr nacheifern.“
    Er schaute verärgert aus. „Nur wenn du dir über das richtige Verhalten im Unklaren bist. Ansonsten verlässt du dich auf deinen Instinkt.“
    „Du verstehst mich nicht. Ich habe hier keinen Instinkt. Amerika ist mit England überhaupt nicht zu vergleichen. Und seit Papas Erkrankung war ich nicht mehr auf einem Ball. Die Tänze werden sich geändert haben, ganz zu schweigen von …“
    „Abby?“ unterbrach er sie.
    „Ja?“
    „Du verstehst doch, weshalb ich dich heute Abend geküsst habe?“
    Sofort waren all ihre Gedanken an den Ball verflogen. Um Himmels willen, auf keinen Fall wollte sie mit ihm über den Kuss reden! Spencer würde alles kaputtmachen. Sie wollte sich die Erinnerung an den kurzen Augenblick bewahren, in dem er sie begehrenswert genug gefunden hatte, um zu vergessen, dass sie nicht die ihm ebenbürtige Frau war, die er sich erträumte. „Du hast mich geküsst, um den Gerüchten über mich und Nat Einhalt zu gebieten.“ Und das sollte jetzt bitte das letzte Wort zu diesem Thema sein!
    Aber nein … „Du bist dir also darüber im Klaren, dass der Kuss nur vorgetäuscht war?“
    Zorn stieg in ihr auf. Wie konnte er es wagen, ihr diesen Moment zu nehmen? „Nun, alles war wohl nicht vorgetäuscht. Ich weiß genügend über Männer, um zu merken, wann sie … etwas für eine Frau empfinden.“
    „Also gut“, erwiderte er schroff, „ich gebe zu, dass ich tatsächlich Verlangen empfunden habe. Aber wie du sicher weißt, kann ein Mann dieses körperliche Bedürfnis jeder Frau gegenüber verspüren. Hätte sich eine andere schöne Frau an meinen Hals geworfen, hätte ich genauso reagiert.“
    Der Teufel sollte ihn holen! Warum konnte er den Vorfall nicht einfach auf sich beruhen lassen? Sie spürte Tränen in ihren Augen aufsteigen, aber um keinen Preis der Welt würde sie ihn das merken lassen. Nie würde er erfahren, wie sehr er sie verletzt hatte. „Ja, ich weiß genau, was du meinst.“ Sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. „Bei Frauen ist das genauso. Jeder Mann, der nur annähernd gut küssen kann, würde bei mir dieselben Reaktionen auslösen.“
    Es verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung, als sie sah, dass er wütend wurde. Aber das war ein schwacher Trost, wenn sie bedachte, dass seine Wut nur auf seinem verletzten männlichen Stolz beruhte – und auf nichts anderem.
    „Ah ja“, fuhr er sie an. „Dann verstehen wir uns ja bestens!“
    „Ja, wie beruhigend.“ Sie reckte ihr Kinn mit einem verwegenen Lächeln in die Höhe. „Ich mag ja naiv sein, aber ich bin nicht völlig unerfahren. Auch ich bin schon das eine oder andere Mal geküsst worden.“ Welche Lügen sie hier erzählte … „Ich weiß, dass Männer Frauen oft ohne ernste Absicht küssen.“
    „Sehr gut, dass du das verstehst.“
    Er klang wirklich gereizt. Aber nein, das musste sie sich eingebildet haben. Warum sollte Spencer gereizt sein? Wie üblich bekam er doch, was er wollte.
    Und auch morgen würde das wohl der Fall sein, wenn sie an den Ball

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