160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
näher an sich.
„Gefällt es dir, Abby?“ hörte sie ihn fragen. „Bist du glücklich?“
„Ja … oh … ja.“
Die gekonnten Liebkosungen seines Mundes ließen sie laut seufzen. Sie zuckte unter seinen Berührungen zusammen und bäumte sich ihm entgegen. Mit seinen Zähnen, seiner Zunge, seinen Lippen brachte er sie der Erfüllung näher. Jede Zärtlichkeit seines Mundes ließ sie höher steigen, schneller, weiter, sie fühlte den Boden unter ihren Füßen nicht mehr, begann zu schweben …
Unvermittelt zog Spencer sich zurück. Er befreite sich aus Abbys Griff und stand auf. Mit einem Laut der Überraschung machte sie ihrer Enttäuschung Luft.
„Spencer, bitte …“, flehte sie ihn an. Aber obwohl sie nicht nur in seinen glühenden Augen sah, dass auch sein Verlangen ungestillt war, ging Spencer nicht auf ihre Bitte ein. Abby streckte den Arm nach ihm aus, aber er entfernte sich immer weiter von ihr. Sein gequälter Gesichtsausdruck ließ all ihre Hoffnungen zerbersten, und der Zorn in seiner Stimme traf sie wie ein Donnerschlag.
„Jetzt weißt du, wie es ist, wenn man das Paradies vor Augen hat, es aber nicht erreichen kann!“
Ein tiefer Schmerz durchfuhr sie. Er hatte sie absichtlich bis an die Schwelle der Erfüllung gebracht, um sie dann dort stehen zu lassen! „Warum … warum tust du das?“ flüsterte sie. Jede Faser ihres Körpers bebte vor ungestilltem Verlangen. „Weil ich mich heute deinen Wünschen widersetzt habe?“
Spencer fluchte ungehalten und legte seine Hand auf den Türgriff. „Ich habe dir gesagt, dass sich aus unserer Scheinehe nichts ergeben wird, aber du hast immer wieder versucht, mich umzustimmen.“ Spencer drehte den Schlüssel um, und das Geräusch hallte durch den Raum.
„Ich habe deinen Plan durchschaut und werde nicht darauf hereinfallen. Sobald ich Nat gefunden habe, kehrst du nach Amerika zurück.“ Er ließ seinen unverhohlen begehrlichen Blick über sie wandern. „Wenn du unbedingt in London bleiben willst, könnte ich dich als meine Geliebte in einem netten Haus in Chelsea unterbringen.“ Seine Stimme klang kalt und ungerührt. „Aber ich werde dich nie zur wirklichen Lady Ravenswood machen. Hast du mich verstanden?“
Abby war entsetzt und so eingeschüchtert von der gewaltigen Wut, die trotz aller Selbstbeherrschung von Spencer ausging, dass sie wortlos nickte.
„Gut.“ Er verließ hastig den Raum und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Im ersten Moment war sie fassungslos. Sie fühlte sich von einem Wirbelsturm der Gefühle hin und her geworfen – ungestilltes Verlangen … Bestürzung … Verzweiflung.
Doch dann spürte sie Ärger in sich aufsteigen, als ihr bewusst wurde, was er getan hatte. Er hatte sie vorsätzlich in sein Arbeitszimmer gebeten, um sie zu verführen und dann all ihre Hoffnungen zunichte zu machen.
Ihr Blick fiel auf den Guckkasten, und sie wurde zornig. Warum hatte sie jemals mit diesem herzlosen Menschen verheiratet bleiben wollen? Abby fluchte, griff nach dem Kasten und schleuderte ihn gegen die Tür.
Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie hielt sie zurück, während sie durch das Zimmer lief und ihre Kleider aufsammelte. Er konnte sie nur dann in seinem Leben ertragen, wenn er über alles die Kontrolle hatte und sich ihrer entledigen konnte, wann immer es ihm gefiel. Er hatte sogar die Dreistigkeit besessen, ihr vorzuschlagen, seine Geliebte zu werden!
Wütend zog sie sich ihr Hemd über den Kopf und schlüpfte in ihr Kleid. Oh ja, er würde sie gönnerhaft zu seiner Geliebten machen, damit sie sein Bett teilte, aber an seinem Leben wollte er sie nicht teilhaben lassen!
Nun verlor sie doch den Kampf gegen ihre Tränen. Sie brach auf dem Fußboden zusammen und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Nie würde sie seine Frau werden – das hatte er ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben. Wie hatte sie sich nur so täuschen können? Sie hatte geglaubt, dass seine Nachgiebigkeit ihr gegenüber, seine kleinen Aufmerksamkeiten und … ja, auch seine Küsse und Zärtlichkeiten nur bedeuten konnten, dass er tatsächlich der wunderbare Gentleman war, den sie in Amerika kennen gelernt hatte.
Aber diesen Mann schien es nicht mehr zu geben, und was blieb, war der unnahbare Viscount. Es war nicht zu leugnen, dass er sie begehrte. Aber er wollte nicht sie, sondern ihren Körper.
Ärgerlich wischte sie ihre Tränen weg. Sie war wütend auf sich selbst, da sie um den Verlust eines Mannes trauerte, dessen Herz sie
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