160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
könntest, als du sagtest, dass sie bis zum Abendessen wieder verschwunden sein sollten.“
Das klang nicht einmal in ihren eigenen Ohren überzeugend. Und es beunruhigte sie, dass Spencer sie weiterhin unverwandt anstarrte. „Du hattest also keine Hintergedanken?“
Dass er diese Frage überhaupt stellte, gab ihr zu denken. Aber sie würde ihm die Gründe ihres Handelns sicher nicht erklären! „Natürlich nicht.“
„Schön.“ Sein Lächeln hätte sie beruhigen können, wenn es ihr nicht so … geheimnisvoll erschienen wäre. Es passte nicht zu Spencer, Geheimnisse zu haben. Er suchte nach Ausflüchten, war unnahbar – aber geheimnisvoll? Was um alles in der Welt hatte er im Sinn?
Mit funkelnden Augen hob er den Guckkasten hoch. „Ich möchte dir etwas zeigen.“
Ihr Herz begann in ängstlicher Erwartung schneller zu schlagen. War das Verhör überstanden? Und warum wollte er ihr noch einen seiner Guckkästen zeigen? „Ich kann mich nicht erinnern, diesen hier vorhin gesehen zu haben.“
„Ich bewahre ihn auch nicht bei den anderen auf. Nat hat ihn mir vor ein paar Jahren aus Paris mitgebracht.“
„Oh.“ Sie musste sich unglaublich dumm anhören, aber ihr fiel keine passende Bemerkung ein. Spencers seltsames Verhalten machte sie nervös.
„Schau einmal hinein“, sagte er nun, und seine Stimme klang angespannt.
„Gerne.“ Mit weichen Knien ging sie zu ihm und streckte ihre Hand aus.
Spencer gab ihr den Kasten jedoch nicht, sondern zog Abby an sich. Er lehnte am Schreibtisch und drehte Abby so, dass sie ihm den Rücken zuwandte und zwischen seinen Beinen auf seinem Schoß zu sitzen kam.
Was um alles in der Welt hatte er vor? Hatte er endlich erkannt, dass es keinen Zweck hatte, sich länger gegen seine Gefühle zu wehren? Und wenn ja, wieso gerade jetzt?
Ein Schauder erfasste Abby, als sie seine wachsende Erregung spürte. Als Spencer ihr Haar küsste, steigerte sich ihre Empfindung zu freudiger Erwartung. Es war ihr egal, weshalb er seine Meinung geändert hatte – er hielt sie in seinen Armen und küsste sie. Das war alles, was zählte.
Er drückte ihr den Guckkasten in die Hand und flüsterte ihr ins Ohr: „Schau hinein, Abby.“
Sie brauchte einen Moment, um das Bild zu erfassen – und stieß einen kleinen Schrei aus.
Dargestellt war eine Szene in einem Bordell. Leicht bekleidete Frauen lagen in den skandalösesten Stellungen über den Raum verteilt, und sie berührten sich selbst oder wurden von Männern berührt …
Abby ließ den Kasten sinken. Das Blut war ihr heiß in die Wangen gestiegen. „Es ist …“
„… ein Guckkasten für Erwachsene.“
Spencer streichelte über ihren Bauch, und obwohl sie seine Berührung nur durch die Kleidung spüren konnte, begann ein wohliges Verlangen in ihr aufzusteigen. Doch als er auch begann, die Knöpfe ihres Kleides zu öffnen, wusste sie nicht, ob sie eher erfreut oder beunruhigt sein sollte.
„Was … was tust du, Spencer?“ flüsterte sie.
„Ich glaube, du nennst es ‚spielen* …“ Sie spürte, wie sein heißer Atem ihren Hals streifte, und das Blut pulsierte warm durch ihren Körper.
„Ich dachte, du wolltest nicht mehr, dass wir spielen“, entgegnete sie.
„Manchmal kann ein Mann einfach nicht anders.“ Spencer arbeitete sich an den Knöpfen unbeirrt weiter nach unten, bis Abbys Kleid ihren Rücken freigab. Er nahm ihr den Kasten aus den Händen und stellte ihn auf den Schreibtisch. Dann streifte er ihr das Kleid von den Schultern und ließ es raschelnd zu Boden fallen. „Aber genau das hast du doch beabsichtigt, oder?“
Angst und Erregung ließen ihr Herz schneller schlagen. „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
Spencer legte ihr etwas um den Hals, und erst als sie den Geruch wahrnahm, erkannte sie, dass es seine Halsbinde war. „Du hast meine Halsbinden mit dem Met parfümiert, nicht wahr? Deshalb warst du in meinem Schlafzimmer. Ich habe lange gebraucht, um dahinter zu kommen, aber als heute Abend eines der Mädchen etwas über meinen guten Geruch sagte, wurde mir klar, dass der Duft zu stark war, um nur meiner Fantasie zu entspringen.“
Abby wurde von Panik ergriffen. „Ich weiß, dass du behauptest, kein …“
„James hat mich eines Besseren belehrt – er scheint tatsächlich aromatisiertes Öl in mein Rasierwasser zu geben. Aber nach dem Abendessen bin ich sofort in mein Schlafzimmer gegangen und habe die frisch gewaschenen Halsbinden untersucht. Und sie riechen alle so.“ Er hielt ihr den
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