160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
herauszufinden, wo sie sich aufhalten. Einer von ihnen lebt in York.“
„Das ist im Norden.“
„Genau. Und Derby liegt auf dem Weg nach York.“
Spencer rieb sich nachdenklich das Kinn und blickte ins Feuer. Könnte Nat die Mitgift dafür verwendet haben, Dr. Mercers Firma auszubauen? Aber warum? Wenn das sein Anliegen war, wäre er besser bedient gewesen, ihn direkt um eine Investition zu bitten. Spencer hatte ja bereits zugestimmt – und wäre jetzt nicht in eine komplizierte Scheinehe verstrickt.
Das konnte nur bedeuten, dass Nat mit dem Geld etwas anderes vorhatte. Dem Dummkopf war es zuzutrauen, alles bei einem Kartenspiel durchzubringen.
Spencer hatte Lust, ihn umzubringen – wenn er ihn denn jemals fand.
„Ich würde vorschlagen“, fuhr der Kundschafter fort, „dass wir Leute zu den Orten ausschicken, an denen die drei Industriellen wohnen. Es kann sein, dass ihn jemand in der Umgebung gesehen hat, und wir könnten seine Spur wieder aufnehmen.“
„Eine ausgezeichnete Idee! Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Sobald Sie ihn gefunden haben, will ich unverzüglich informiert werden, haben Sie das verstanden?“
„Sicher, Mylord.“ Der junge Mann erhob sich. „Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauert.“
Das sollte es auch nicht, dachte Spencer, als er ihn hinausbegleitete. Denn wenn Abby noch lange mit ihm unter einem Dach lebte, würde er völlig den Verstand verlieren.
17. KAPITEL
Einem treuen englischen Diener bleibt nur die Hoffnung, dass die gegenwärtige Begeisterung für die französische Kultur beizeiten nachlassen wird.
Empfehlungen für den unerschütterlichen Diener
Eine gute Woche nach ihrer verhängnisvollen Zusammenkunft mit Spencer ging Abby in Lady Tyndales Wohnzimmer mit wenig damenhafter Ungeduld auf und ab. Mr. McFee hatte Lady Tyndale wissen lassen, dass er um zehn Uhr morgens die Kutsche schicken lassen würde, und nun war es schon halb elf! Abby wollte unter keinen Umständen zu spät bei dem Frühstück erscheinen, bei dem Lady Brumley Heavens Scent vorstellen würde.
Abbys Magen knurrte. Obwohl sie schon um acht Uhr aufgestanden war, hatte sie nicht einmal eine Scheibe Toast gegessen -sie war ja zu einem Frühstück eingeladen.
Endlich kam Lady Tyndale, gefolgt von Evelina, ins Wohnzimmer. „Ah, da sind Sie ja, meine Liebe. Es ist so aufmerksam von Ihnen, uns mitzunehmen, solange unsere Kutsche in der Werkstatt ist.“
Abby verkniff sich ein Lächeln. Die sagenhafte Kutsche der Tyndales war schon so lange in Reparatur, dass man in der Zeit drei neue Wagen hätte anfertigen lassen können. „Wir machen uns lieber auf den Weg. Es ist schon spät.“
Lady Tyndale und Evelina schauten Abby zwar überrascht an, folgten ihr jedoch hinaus zur Kutsche. Bevor sie in den Wagen stieg, besprach Lady Tyndale noch etwas mit dem Kutscher – sicher ihre üblichen Ermahnungen, dass er nicht zu schnell fahren sollte.
Nachdem sie alle auf ihren Sitzen Platz genommen hatten, erkundigte sie sich bei Abby: „Wo ist denn Seine Lordschaft?“
„Wir sollen ihn im Innenministerium abholen. Ist es nicht unglaublich, dass er an einem Samstag arbeitet?“
Evelina lachte. „Ich glaube, er hatte nur keine Lust, mich und Mama bei unseren Besorgungen zu begleiten.“
„Besorgungen?“
„Wir müssen noch etwas für die Hochzeit erledigen, weshalb Seine Lordschaft uns die Kutsche zur Verfügung gestellt hat. Hat er dir das nicht gesagt?“
„Doch, natürlich.“ Abby wollte nicht, dass die beiden erfuhren, dass Spencer es seit einigen Tagen vermied, überhaupt mit ihr zu sprechen. „Solange wir nicht zu spät zum Frühstück …“
„Wir haben noch viel Zeit“, beruhigte Lady Tyndale sie. „Es beginnt nicht vor zwei Uhr.“
Abby blinzelte ungläubig. „Sind Sie sicher?“
Evelina griff in ihren Handbeutel und reichte ihr die Einladung, die Abby jetzt zum ersten Mal sah. Spencer war zu dem Frühstück eingeladen worden und hatte Abby mitgeteilt, dass Lady Tyndale und Evelina um zehn abgeholt würden.
„Oder wussten Sie das nicht?“ Lady Tyndale kicherte und stupste Evelina mit dem Ellenbogen. „Das arme Mädchen dachte wohl, dass wir sofort zu Lady Brumley fahren. Als ob sich irgendjemand um elf Uhr zu einem Frühstück einfinden würde!“
Abby ging Lady Tyndales Gekicher auf die Nerven. Und sie wollte sich nicht „armes Mädchen“ nennen lassen. Aber am meisten störte es sie, dass Evelinas Mutter sie immer noch für eine ungeschliffene
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