1601 - 10. Januar 1200
zerbrachen, wie sie die zum Überleben notwendigen Grundnahrungsmittel herbeischaffen könnten. Daß Abnar bel Geddas für ein Kilogramm Tiefseeaustern von Kallimanta 24 Galax haben wollte - ein auf dem interstellaren Markt durchaus üblicher Preis -, beeindruckte auf der Erde des Monats Januar 1200 niemand. Dem Springer wurde klargemacht, daß andere Nahrungsmittel wesentlich dringender gebraucht würden als die Kostbarkeiten von Nano, Malagau, Cebru und Kallimanta und daß er aus diesem Grund keinen höheren Preis verlangen könne als zirka fünfzig Stellar bis ein Galax pro Pfund.
Mit solchen Preisen könne er nicht leben, erklärte Abnar bel Geddas daraufhin. Da müsse er seine Ware anderswo anbieten. „Geht in Ordnung", sagten die terranischen Großhändler. „Such du dir deinen Markt, wo du ihn findest!" Das war der Augenblick, in dem Abnar bel Geddas aufging, daß er in der Wahl seiner Flugziele recht beschränkt war. Er hätte den Mars oder die Venus, auch die Monde des Jupiter und des Saturn anfliegen können. Aber ob man ihn dort für seine Ware besser bezahlt hätte als auf der Erde, war doch recht ungewiß, sogar unwahrscheinlich. Letzten Endes sah sich Abnar bel Geddas also gezwungen, seine Waren zu den Preisen zu verkaufen, die die irdischen Händler ihm diktierten. Er tat es zähneknirschend, hatte jedoch hinterher die Genugtuung zu erfahren, daß man ihn und seine Sippe gerne als Gäste auf Terra behalten würde, bis die Folgen der Katastrophe überwunden seien.
Am Morgen des 26. Januar wurde ins gemeinsame Büro der beiden Amtsführenden - offizielle Titel hatten Bull und Tifflor sich bislang noch nicht zugelegt - ein Radiokom-Vorranggespräch geschaltet, das vom Saturnmond Titan kam. Die Bildübertragung war miserabel, kaum daß man Myles Kantor, Kallia Nedrun und Boris Siankow erkennen konnte. Im Audiobereich jedoch war die Verbindung einwandfrei.
Die drei Wissenschaftler sprachen von den theoretischen Überlegungen, die sie während der vergangenen Tage angestellt hatten. Nachdem sie vorgetragen hatten, was zur Sache zu sagen war, schloß Myles Kantor die Übertragung mit den Worten: „Wir wissen, daß wir euch nichts Handfestes bieten. Wir haben eine Ahnung, daß die gegenwärtige Situation Gefahren in sich bergen könnte. Wir können nicht vorhersagen, wann, wo und in welcher Weise diese Gefahren materialisieren werden. Wir wollten nur eine entsprechende Warnung an den Mann bringen. Vielleicht genügt zur Verhinderung einer Panik allein die Information, daß solche Dinge sich jeden Augenblick ereignen können."
Reginald Bull starrte mißmutig vor sich hin auf die Tischplatte. „Ich nehme an, ich habe euch für den Hinweis zu danken", sagte er. „Wenn ihr mir jetzt noch erklären wolltet, wie ich damit an die Öffentlichkeit treten soll..."
Da hatten die drei auf Titan ihm bereits freundlich zugewinkt, und Sekunden später war die Verbindung unterbrochen. Reginald Bull zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen. „Eines Tages werde ich mich daran gewöhnen", brummte er, „daß es über eine Stunde dauert, bis man auf Titan hört, was ich hier zu sagen habe."
*
Ansonsten ging auf der Erde das Leben seinen Gang. Eine gewisse Unsgeht'szwarnichtgutabereskönnteschlimmersein-Mentalität hatte sich der Menschen bemächtigt. Sie lebten in den Tag hinein. Wer das Gebot der Stunde erkannt und die Gelegenheit beim Schöpf ergriffen hatte, brachte es zu Reichtum und Ansehen. Die anderen, die entweder nicht so einsichtig oder zu träge waren, marschierten weiter im alten Trott, taten ihre Pflicht und fuhren dabei auch nicht schlechter als vor der Katastrophe.
Zu denen, die die Gelegenheit des Augenblicks wahrgenommen hatten - und sei es auch nur, weil Joshu Ionson nicht müde wurde, sie mit der Nase darauf zu stoßen -, gehörten die Inhaber der Firma Acme Intertech. Lep Wagner hatte nämlich schon längst darauf verzichtet, Alleineigentümer des Unternehmens zu sein. Er honorierte Joshus Bemühungen um das Wohl der Firma, indem er ihn zum Teilhaber machte. Und weil er Joshu Ionson nicht auszeichnen konnte, ohne Joe Vermouth ebenfalls in den Kreis der Bevorzugten einzubeziehen, ließ er auch dem ehemaligen Wermutbruder denselben Vorzug angedeihen. Seitdem war Acme Intertech eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Es gab im Bereich Terrania keine Firma, die Acme Intertech, was das Umrüsten von Gleitfahrzeugen auf elektrischen Betrieb anging, das Wasser reichen konnte. Acme
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