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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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damit, wozu sie verpflichtet waren: mit dem Regieren. In Terrania lief die Amtsmaschinerie auf Hochtouren. Es gab zu organisieren, zu verteilen, umzuschichten, Produktionen anzukurbeln und vor allen Dingen: die verängstigte Bürgerschaft zu beruhigen.
    Letzteres erwies sich als eine besonders schwierige Aufgabe, da die herkömmlichen, syntrongesteuerten Kommunikationsmittel ausgefallen waren und man auf die Verständigung per elektromagnetischen Funkverkehr angewiesen war. Viele von denen, die die Verantwortlichen in Terrania angesichts der scheinbar hoffnungslosen Lage zu trösten versuchten, waren nicht einmal im Besitz geeigneter Empfänger, mit denen sie hätten aufnehmen können, was die Verantwortlichen in Terrania zu sagen oder vorzuzeigen hatten. Ein Sturm auf Antiquariate und Altwarengeschäfte hatte eingesetzt. Aber die wenigen Geräte, die man dort aus längst vergangenen Zeiten noch zur Verfügung hatte, waren von der Zahl her beschränkt. Viele Erdbewohner waren darauf angewiesen, öffentliche oder private Kommunikationszentren aufzusuchen, wenn sie erfahren wollten, was man aus Terrania an Neuigkeiten anzubieten hatte.
    In der obersten Regierungsetage - derzeit besetzt von Reginald Bull und Julian Tifflor, die zwar kein offizielles Amt innehatten, dafür aber das Vertrauen der Erdbevölkerung besaßen -herrschte Unzufriedenheit. Die Lage war undurchsichtig. Man hätte den Menschen gerne erklärt, daß die Folgen der Katastrophe bald überstanden sein würden, aber es gab keinerlei Anzeichen, mit denen sich eine solche Behauptung hätte stützen lassen. In Ermangelung solch optimistischer Zukunftsaussichten hätte man sich gefreut, wenn man wenigstens in der Lage gewesen wäre, den Erdbewohnern das Geschehen zu erläutern und darzulegen, warum man zumindest fürs erste dagegen nichts unternehmen konnte, sondern einfach damit leben mußte. Aber nicht einmal das war möglich. Niemand wußte, was los war. Die Spitzen der Wissenschaft, vereinigt in der Terrestrischen Akademie der Wissenschaften, im Forschungszentrum Titan und in anderen Hochburgen des Fachwissens, hüllten sich in Schweigen. Reginald Bull hatte einer der Koryphäen der Hyperphysik gegenüber in einem Radakom-Gespräch, das angesichts des total überlasteten Netzes nur mit Hilfe einer Prioritätsschaltung zustande gekommen war, seiner Frustration Luft gemacht, indem er den hochverdienten Wissenschaftler anschrie: „Gesteh's doch ein! Ihr habt in dieser Angelegenheit von nichts auch nur die blasseste Ahnung!"
    Worauf der Hyperphysiker mit entwaffnender Gelassenheit geantwortet hatte: „Da gibt's überhaupt nichts einzugestehen. Wir haben vom ersten Tag an kein Geheimnis daraus gemacht, daß uns das Phänomen ein Rätsel mit sieben Siegeln ist. Oder daß wir, wie du dich auszudrücken beliebst, von nichts auch nur die blasseste Ahnung haben."
    Angesichts eines solchen Übermaßes an Gleichmut hatte Reginald Bull die Segel streichen müssen und sich reuevoll vorgenommen, in Zukunft ziviler mit seinen Mitmenschen umzugehen.
    Die Ankunft der neunzehn Springer-Raumschiffe war für diejenigen in der Regierung, die das Ressort Public Relations betreuten, ein gefundenes Fressen. Mochten sich die Nachrichtensprecher der privaten Informationsdienste noch so sehr die Mäuler über die Kostbarkeiten zerreißen, die die Menschheit in den kommenden Monaten zu verspeisen haben würde, wo sie doch viel lieber einfache Kost auf dem Tisch gehabt hätte: Hier war der Beweis, daß die Erde trotz der Hyperkatastrophe nicht zu darben brauchen würde. Wer mochte wissen, wie viele Raumschiffe außer denen der Springer-Sippe Gedda noch in der Nähe der Erde unterwegs gewesen waren, als das Ereignis eintrat. All diese Schiffe würden in den nächsten Tagen und Wochen im Orbit über Terra eintreffen und ihre Waren auf den terranischen Märkten anbieten. Die Not, von der anfangs die Rede gewesen war - so ließen die PR-Leute sich vernehmen -, würde nicht entstehen.
    Nur am Rande sei vermerkt, daß Abnar bel Geddas mit den Geschäften, die er auf der Erde tätigte, absolut nicht zufrieden war. Er hatte die Reise mit insgesamt neunzehn schwerbeladenen Schiffen seiner Sippe in der Hoffnung unternommen, auf Terra einen Gourmet-Markt vorzufinden, der willens war, für exotische Delikatessen nahezu jeden halbwegs vernünftigen Preis zu zahlen.
    Statt dessen fand er eine Welt, die vom Rest des Universums abgeschnitten war und deren Bewohner sich den Kopf darüber

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