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1601 - 10. Januar 1200

Titel: 1601 - 10. Januar 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Frage beantwortete oder ein Selbstgespräch führte. Er wanderte wie ein Besessener um den Tisch herum und murmelte, sich ständig wiederholend: „Keine Singularität! Eine Instabilität. Der Hyperraum will zu seinem ursprünglichen Zustand zurückkehren. Aber da ist irgend etwas, das ihn daran hindert. Mein Gott, ich habe den Finger fast schon drauf..."
    Myles Kantor machte sich auf den Weg. Hier konnte er im Augenblick nichts mehr ausrichten.
     
    *
     
    Kurz vor elf Uhr Terrania-Zeit am 24. Januar 1200 traf auf Titan die über Radiokom verbreitete Nachricht ein, daß im Orbit über Terra insgesamt neunzehn große Springer-Raumschiffe angekommen seien, die wertvolle Fracht an Bord trügen. Der Nachrichtensprecher machte aus seiner Belustigung keinen Hehl, als er sagte: „Die Terraner werden ihren letzten Stellar für die Kostbarkeiten ausgeben müssen, die Abnar bel Geddas und seine Sippe in der Erwartung mit gebracht haben, auf der Erde eine spendierfreudige, genußsüchtige Feinschmeckergesellschaft vorzufinden. Mag dem sein, wie ihm wolle: Wir können uns an Tiefseeaustern, Zangenkrebsen, Dodar-Schinken und Edelhirse laben, bis uns das Zeug zu den Ohren herauskommt."
    Boris Siankow und die beiden, die ihm bei der Überarbeitung seiner Formeln behilflich waren, bekamen diese und ähnliche Meldungen nur am Rande mit. Sie waren Wichtigerem auf der Spur. Sie wollten das Geheimnis der Hyperbombe ergründen. Die Daten, die der positronische Computer über den Flug der Transitionssonde gespeichert hatte, zusammen mit den Hinweisen, die sich aus den Berichten der Springer-Schiffe ergaben, waren bei der Suche nach dem Fehler, der sich bei der Formulierung der Gleichungen eingeschlichen hatte, durchaus hilfreich. Aber sie erbrachten keine eindeutige Lösung des Problems. Eine Ungewißheit blieb weiterhin bestehen. Die Formeln, die Boris Siankow entwickelt hatte, ließen sich zur eindeutigen Vorhersage von Ereignissen, die durch die Detonation der Hyperbombe ausgelöst wurden, nicht verwenden. „Vielleicht ist es so ähnlich wie mit der Quantenmechanik!" rief Kallia Nedrun voller Verzweiflung aus, nachdem sie, Myles Kantor und Boris Siankow nahezu einen ganzen Tag mit dem Herumrätseln an Boris' hypermathematischem Gleichungssystem verbracht hatten. „Präzise Aussagen sind nicht möglich. Man kann nur Erwartungswerte angeben und hoffen, daß die Statistik stimmt."
    Boris Siankow war unzufrieden. „Wir müssen eine Warnung an die Erde durchgeben", sagte er. „Die Lage ist gefährlich. Die Instabilität, der wir hier hinterherjagen, kann sich jederzeit praktisch bemerkbar machen - womöglich nicht so harmlos wie an Bord der GEDeins und der übrigen Springer-Raumschiffe, sondern auf bösartige Weise, mit Gefahr für Leib und Leben der Betroffenen. Die Regierung in Terrania soll die Warnung mit den Kommunikationsmitteln, die ihr zur Verfügung stehen, weiterverbreiten."
    Kallia Nedrun sah den bronzehäutigen Wissenschaftler mit dem schwarzen Strubbelkopf fragend an. „Was möchtest du denen in Terrania sagen?" erkundigte sie sich. „>Es kommt etwas Schlimmes auf euch zu. Wir wissen zwar nicht, was es ist, aber ihr nehmt euch besser in acht.< Soll deine Nachricht so lauten?"
    Boris Siankow war nicht nach Spott zumute. „Die Leute, an die wir uns wenden, kennen sich auf unseren Fachgebieten aus", antwortete er voller Ernst. „Wir erklären ihnen, womit wir uns heute beschäftigt haben, was wir wissen und in welcher Richtung wir nach weiteren Lösungen suchen. Sie werden uns verstehen. Wichtig ist fürs erste, daß die Warnung hinausgeht. Ich möchte nicht hier sitzen und morgen früh hören, daß ein Teil der Erde spurlos im Hyperraum verschwunden ist..."
    „Meinst du, deine Warnung könnte das verhindern?" fiel ihm Myles Kantor ins Wort. „Wahrscheinlich nicht", sagte Boris Siankow. „Aber ich nehme nicht für mich in Anspruch, allwissend zu sein. Vielleicht gibt es irgendwo auf der Erde einen genialen Naturwissenschaftler oder Hypermathematiker, der sich, wenn er unsere Warnung hört, des Problems annimmt und im Handumdrehen eine Lösung findet? Wer will eine solche Möglichkeit von vornherein ausschließen?"
    Myles Kantor, der wohl merkte, wie ernst es Boris mit seinem Anliegen war, versuchte einzulenken. „Ich höre dich", sagte er. „Die Nachricht an Terrania geht noch in dieser Stunde ab.
     
    5.
     
    Auch in den Tagen des Chaos - oder vielmehr besonders in diesen - beschäftigen sich die Regierenden

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