1602 - Die Lady aus der Hölle
eine Antwort!«
Genau die Sprache verstanden sie. Derjenige Typ, der seinen Kopf nicht zu drehen brauchte, gab sie mir.
»Es ist Surina.«
»Ja, und weiter?«
»Sie ist der Tod!«
Ich grinste. »So habe ich mir den Tod nicht vorgestellt. Ich habe immer gedacht, dass er als Sensenmann auftritt.«
»Sie ist seine Freundin. Sie steht auf der Seite des Todes.«
»Ach, kommt sie nicht aus der Hölle?«
»Das sagt sie auch.«
»Dann kennt sie auch den Teufel - oder?«
»Ja, sie ist ein Teufel. Sie ist einfach alles. Der Tod und der Teufel.«
»Und sie will euch killen?«
»Surina schafft alles aus dem Weg, was sie stört. Wir haben immer von ihr gehört, aber wir wussten nicht, dass sie es auch auf uns abgesehen hat. Jetzt ist es zu spät.«
»Kann man nichts gegen sie unternehmen?«
»Nein, denn man sagt, dass sie unbesiegbar ist.«
So etwas hatten wir schon öfter gehört. Nur hatte sich das oft als Irrtum herausgestellt.
In diesem Fall allerdings hatte auch ich meine Probleme. Diese Surina war da und trotzdem nicht zum Greifen nahe. Sie wurde von einem Schutzschild umgeben, und ich musste davon ausgehen, dass sie sich in einer anderen Dimension befand.
Jane Collins zielte auf die Gestalt. Sie hielt ihre Beretta mit beiden Händen fest. Ihr Gesicht zeigte einen angespannten Ausdruck, den kannte ich, und ich wusste auch, dass Jane bereits auf diese Gestalt geschossen hatte.
»John. Ich werde es noch einmal versuchen!«
»Was?«
»Schießen!«
»Und dann?«
»Sie wird sich nicht mit den beiden Typen zufrieden geben, glaube ich.«
»Warte noch.«
»Warum?«
Eine Antwort erhielt sie durch meine Bewegung. Ich wollte das Kreuz nicht mehr verdeckt lassen. Es sollte offen liegen, und dann war ich gespannt, was passierte.
Meine Beretta hatte ich weggesteckt, um beide Hände frei zu haben. Ich ergriff die Kette am Hals und zog daran, sodass mein Kreuz langsam an der Brust hochrutschte.
Der Pullover, den ich trug, hatte zum Glück einen kleinen Ausschnitt und keinen Rollkragen. So wurde das Kreuz auf seinem Weg ins Freie durch nichts gestoppt.
Ein letzter Zug, ein Ruck, und es lag frei!
Ja, das Glänzen und Schimmern auf seiner Oberfläche war nicht zu übersehen. Ich spürte auch die Wärme auf meiner Hand.
»Geht es dir jetzt besser, John?«
»Abwarten.« Ich sah, dass auch die beiden Killer wie fasziniert auf das Kreuz schauten. Dabei flüsterten sie etwas, was nicht zu verstehen war und um das ich mich nicht weiter kümmerte.
Es gab jetzt nur noch Surina und mich. Da ich meinen Talisman in der Hand hielt, gab es für mich auch kein langes Zögern mehr. Ich wollte es auf dem direkten Weg versuchen und behielt auch in der Hinterhand, die Formel zu rufen, um das Kreuz zu aktivieren.
Zuvor allerdings musste ich näher an die Gestalt heran, um direkten Kontakt zu bekommen.
Das klappte auch.
Ich konnte meinen Blick auf Surina beibehalten. Ich sah sie nur unscharf, denn zwischen ihr und mir stand so etwas wie eine gläserne Wand. Es war keine direkte Wand, sondern ein leicht zittriges Gebilde, zu vergleichen mit einer durchsichtigen Membrane.
Und plötzlich war ihre Stimme zu hören. Ob nur in meinem Kopf oder einfach überall, ich hörte sie sprechen, und jedes Wort vernahm ich wie ein Zischen.
»Es ist nicht dein Spiel. Halte dich da raus. Lass mich meinen Weg gehen. Ich bin der Tod. Ich hole mir meine Beute.«
»Aber du lebst doch. Den Tod habe ich mir immer anders vorgestellt.«
»Halte dich zurück.«
»Wie bist du denn gestorben?«
»Viele Tode haben mich stark gemacht. Ich habe gelitten, ich habe geschrien, aber die Welt hat mich nicht vernichten können. Jetzt bin ich wieder unterwegs…«
»Und wo hältst du dich auf?«
»In meiner Totenwelt. In meiner Sphäre. Ich kann sie verlassen, wenn es sein muss.«
»Dann komm her!«
»Keine Sorge, das wird geschehen…«
Ich wollte ihr das Kreuz entgegen halten, aber etwas anderes geschah.
Diese ungewöhnliche Wand bewegte sich. Es kam zu einer Verschiebung, und dann sah ich etwas, das mich in Staunen versetzte.
Auch Surina verschob sich. Dabei nahm ihr Körper eine andere Form an.
Plötzlich stimmten die Proportionen nicht mehr. Die Gestalt sah aus wie die Teile eines Puzzles, das noch zusammengesetzt werden musste.
Mit einem derartigen Bild hatte ich nicht gerechnet. Die andere Sphäre schob sich vor mir zusammen und ich glaubte, dass diese Surina ihre Dreidimensionalität verloren hatte.
Jetzt sah sie aus wie eine Gestalt, bei der
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