1602 - Die Lady aus der Hölle
Surina.«
»Bist du hinter ihr her gewesen? Hast du sie gejagt?«
»Ja.« Sie runzelte die Stirn. »Schon sehr lange. Sie war so etwas wie eine Legende in unserem Land. Niemand wusste, ob sie wirklich existierte, aber dann habe ich einen Hinweis bekommen. Ich konnte mich auf ihre Spur setzen, die hierher führte.«
Ich musste lachen und fragte sofort: »Was hat sie denn hier zu suchen?«
»Sie ist geschickt worden!«
Diese Antwort überraschte mich so sehr, dass ich zunächst nichts sagen konnte. Dann fragte ich doch: »Geschickt?«
»Du hast richtig gehört.«
»Und von wem?« Ich lachte wieder. »Bestimmt nicht von einem Mönch namens Rasputin.«
»Da hast du recht. Aber es gibt in unserem Land Menschen, die noch an ihn glauben. Kannst du dich erinnern? Wir haben schon einmal mit dieser Liga zu tun gehabt. Und sie ist weiterhin aktiv. Sie will so etwas wie sein Erbe fortführen. Nur auf einem anderen Weg. Auf einem modernen. Es sind Leute, die Magie und Wissenschaft miteinander verbinden, und sie haben gute Kontakte. Auch zu deinem Land.«
Allmählich klärte sich etwas in meinem Kopf.
»Meinst du etwa, dass sie hier so etwas wie eine Filiale aufbauen wollen?«
»Nein, nein, John. So weit möchte ich nicht gehen, aber sie haben von einem Mann namens Richard Lester erfahren, der so etwas wie ein Geheimnisträger ist. Er arbeitet an einem geheimen Projekt für eure Luftwaffe. Um was es sich dabei genau handelt, weiß ich nicht, aber sie wollten die Ergebnisse bekommen. Deshalb haben sie Surina geschickt.«
»Damit sie Richard Lester ermordet, wie?«
»Das hat sie wohl getan. Ich bin leider zu spät gekommen.«
»Aber warum tat sie das?«
»Weil dieser Lester ein doppeltes Spiel trieb. Er hat zugleich mit dem bulgarischen Geheimdienst Kontakt aufgenommen. Die beiden Typen hier gehören dazu. Deshalb wollte Surina auch sie töten. Das hat sie nicht geschafft. Du bist dazwischen gekommen. Aber sie hätte es getan. Die Rasputin-Liga duldet keine fremden Götter neben sich. Keiner wollte, dass die Unterlagen in andere Hände fallen. Deshalb musste Lester sterben durch Surina. Und sie sollte auch alle anderen Spuren beseitigen, um reinen Tisch zu machen.«
Ich begriff, auch Jane Collins nickte. Wir hatten also Licht ins Dunkle bekommen, aber es gab weiterhin Surina, und es stellte sich die Frage, ob sie aufgeben würde.
Als ich mich danach erkundigte, sagte Karina Grischin: »Das weiß ich nicht. Da Richard Lester ihr nichts hat sagen können, wird sie unter Umständen weiter suchen. Irgendwo muss er ja die Ergebnisse seiner Forschungen versteckt haben.«
Es war der Augenblick, an dem Jane Collins sich einmischte.
»Er hat sich alles zu leicht vorgestellt«, sagte sie. »Er war nicht schlau genug. Er dachte, sicher zu sein, aber das war er nicht. In seiner Firma war man ihm längst auf die Schliche gekommen. Man hat ihn nur an der langen Leine gehalten, aber mich engagiert, um ihn zu überführen. Er stand also von drei Seiten unter Beobachtung, ohne es zu wissen.«
Ja, so sah es aus.
Aber das Spiel war noch nicht beendet. Diese Surina gab es weiterhin, und ob sie eine Niederlage so einfach wegstecken und akzeptieren würde, stand in den Sternen.
Ich schnitt das Thema bei Karina an. Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer gefütterten Jacke und meinte: »Ich habe im Moment keine Ahnung, aber es gibt wohl noch genügend Löcher, die gestopft werden müssen.«
»Das heißt, die Gefahr ist nicht vorbei?«
»Wenn sie nicht zurückgepfiffen wurde, wird sie sich etwas anderes ausgedacht haben«, sagte Karina. »Zudem ist sie in der Lage, sich in einer anderen Ebene zu bewegen, was uns nicht gegeben ist. Deshalb ist sie uns leider über.«
»Und wie ist das möglich?«
Aus ihren dunklen Augen sah Karina Grischin mich an.
»Das weiß ich nicht, John. Es ist mir nach wie vor ein großes Rätsel. Es muss mit dem geheimnisvollen Erbe des Rasputin zu tun haben, das von seinen - ich sage mal Nachkommen - übernommen worden ist. Er soll es jedenfalls geschafft haben, sie herzustellen, und die Menschen waren schon immer der Ansicht, dass er einen Draht zum Teufel und zum Jenseits gehabt hat. Um ihn damals zu töten, hat man ihn praktisch erschlagen. Aber ich wiederhole mich, wenn ich das sage, dass es noch Menschen gibt, die daran glauben, dass er lebt. Versteckt in den Weiten unseres Landes.«
»Das ist alles gut und schön, bringt uns aber nicht weiter. Wir müssen uns mit der Gegenwart
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