1602 - Die Lady aus der Hölle
auseinandersetzen.«
»Du sagst es!«
Plötzlich sprang Mandy Lester von ihrem Platz hoch. Sie blieb stehen, aber sie zitterte am gesamten Leib.
»Ich will diese beiden Killer nicht mehr sehen!«, schrie sie. »Ich will überhaupt keinen mehr sehen, versteht ihr? Weg mit euch!« Jedes Wort unterstrich sie durch eine wilde Handbewegung. »Verlasst mein Haus, und das sofort!«
Sie verstummte, fiel wieder zurück in ihren Sessel und schlug beide Hände vor das Gesicht. Zu sagen hatte sie nichts mehr.
Dafür Jane Collins, die nickte.
»Ja, sie hat recht, John. Mandy ist nur ein zufälliges Opfer. Nicht so die beiden Killer hier. Was machen wir mit ihnen?«
Bevor ich etwas sagen konnte, sagte Karina Grischin: »Könnte man ihnen einen Mordversuch anhängen?«
Ich überlegte nicht lange und schüttelte den Kopf.
»Nein, das glaube ich nicht. Den Vorsatz würde uns jeder Anwaltsgehilfe zerpflücken. Es war eine Bedrohung, mehr nicht. Und ob Mandy Lester bei ihrer Aussage bleibt, ist auch die Frage. Ich kann mir vorstellen, dass sie ihre Ruhe haben und von allem nichts mehr wissen will. Möglicherweise kann man sie für ein paar Tage festhalten.« Ich wandte mich an die Russin. »Kennst du sie denn, Karina?«
»Nein, die habe ich nie zuvor gesehen.« Sie schaute die Männer an, die frech grinsten.
Dann sagte einer der beiden: »Es war nur ein kurzer Besuch. Wir werden außer Landes gehen. Was haben wir denn getan? Wir haben nur im Haus nachgeschaut…«
»Einbruch!«, sagte Jane.
»Na und? Willst du sie dafür festsetzen?«
Ich hatte leider recht. Wir würden uns unter Umständen nur Ärger einhandeln. Möglicherweise gab es sogar diplomatische Verwicklungen, und das war die Sache nicht wert.
Auf der anderen Seite ging es um die Lady aus der Hölle. Wir mussten an sie herankommen, und wir wussten jetzt, dass sie unterwegs war, um Menschen zu bestrafen, von denen sie sich verraten fühlte.
Darauf konnte man aufbauen, wenn ich sie richtig einschätzte. Sie musste einsehen, dass sie verloren hatte. Sie war an die beiden Männer nicht herangekommen, und wenn sie diese Pläne nicht aufgegeben hatte, dann befanden sich die beiden noch immer auf ihrer Liste und konnten für uns die perfekten Lockvögel abgeben.
Nicht nur ich hatte darüber nachgedacht. Das war auch bei Karina Grischin der Fall gewesen. Sie flüsterte mir ihren Gedankengang ins Ohr.
»Nicht schlecht!«, murmelte ich.
»Man müsste sie nur unter Kontrolle halten.«
Ich grinste schief. »Willst du das übernehmen?«
»Unter Umständen.«
»Und weiter?«
»Ich würde sie an einen Ort schaffen, an dem wir unter uns sind.«
Ich schaute sie an und sah dabei in ein hübsches Gesicht, das einen harmlosen Ausdruck zeigte. Aber es war nur eine Maske, das stand auch fest. Karina Grischin war mit allen Wassern gewaschen. Sie kannte alle Tricks und fand sich zudem in London zurecht, denn hier hatte sie früher mal gelebt. Als Leibwächterin eines gewissen Logan Costello. Da hatte ich sie kennengelernt. Der weitere Weg hatte sie zurück in ihre Heimat geführt. Dort hatte sie sich dann mit Wladimir Golenkow eine zweite Karriere aufbauen können.
Ich musste einfach loswerden was mir quer gegangen war.
»Eigentlich nehme ich es dir übel, dass du mir keinen Bescheid gegeben hast, wo du dich aufhältst.«
»Bitte, John.« Sie legte mir beide Hände auf die Schultern. Dabei schaute sie mich treuherzig an. »Das hätte ich getan, wirklich. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen. Außerdem sah ich die Gefahr als nicht so groß an. Aber das Schicksal hat uns zusammengeführt. Jetzt können wir gemeinsam losziehen.«
»Du machst es dir einfach, Karina.«
»Nur so kommt man durch.«
Ich vergaß das Thema und kam wieder auf ihren Vorschlag zu sprechen.
Was sie vorhatte, entsprach zwar nicht der feinen englischen Art, aber darauf nahmen unsere Gegner auch keine Rücksicht, die sich über alle Regeln hinwegsetzten.
»Und? Hast du dich entschieden?«
»Ja.«
»Dann können wir ja los.«
Ich hob den rechten Arm. »Moment, so schnell geht das nicht bei mir. Wohin willst du?«
»Es gibt hier in London einige geeignete Plätze. Du weißt, dass man Fabrikgelände saniert hat. Man baut sie um, es entstehen neue Räume, die wieder vermietet werden. Künstler, Freischaffende lassen sich dort zumeist nieder, und deshalb…«
»Hast du dir dort auch eine Wohnung gemietet?«
»Nicht ich, John.«
»Die Organisation?«
Sie lächelte.
Davon wusste ich nichts. Ich
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