Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
los!"
    Der andere zögerte einen Augenblick lang, als wolle er sich weigern; doch dann zog er seine Waffe aus dem Gürtel und legte sie vor dem obersten Kalkulator hin.
    Der Mamositu musterte den Gegenstand kurz. „Einverstanden. Und nun euer Anliegen." Mit einer Bewegung seiner Greifarme entließ er die Wachen. Hinter sich schlössen sie die Tür. „Wir sind hier, um den Konflikt zwischen Vennok und Mamositu zu beenden. Wir wollen nicht, daß um Hollerdass Krieg ausbricht. Mir ist bekannt, daß euch Militärberater der Familie L'ung zur Verfügung stehen. Diese Berater werden von mir abgezogen. Es wird keinen Krieg geben."
    „Ich höre deine großen Worte. Aber bist du in der Lage, sie ökonomisch sinnvoll zu begründen?"
    Mit dieser Frage hatte Dao-Lin gerechnet. „Krieg ist teuer", sagte sie also. „Er führt zum Verlust von Material und Arbeitskraft. Beide wurden bezahlt und werden ohne Gegenwert verschwendet.
    Am Ende ist nicht einmal sicher, ob die Ware, das Erz, unversehrt bleibt."
    „Deine Argumentation scheint schlüssig, aber auch unvollständig. Krieg kann sich sehr wohl lohnen, solange man nicht selbst beteiligt ist. Die Nachfrage nach Kriegsgütern steigt, Lebensmittel werden nicht mehr produziert, sondern angekauft. In diesem Fall jedoch sind wir selbst betroffen. Der Konflikt belastet schon jetzt unsere Konten in unzulässiger Weise. Wir rechnen. Und wir erhalten Ergebnisse."
    „Welche Ergebnisse sind das?" erkundigte sich Dao-Lin-H'ay mit einem unguten Gefühl. „Bald werden die Verluste die Gewinne übersteigen."
    „Das ist nicht möglich, solange kein Krieg herrscht. Immerhin fördert ihr die Hälfte des Drentmetallerzes."
    „Du rechnest nicht", warf der Mamositu ihr vor. „Wir investieren Zeit, Gerätschaften, Finanzmittel. Was aber geschähe, würden wir diese Mittel an einem anderen Ort investieren?
    Wieviel Geld würde unsere Konten füllen?"
    „Niemand kann das sagen", entgegnete sie überzeugt. „Nicht exakt", gestand der Mamositu zu. „Aber wir gehen von einem marktüblichen Mittelwert aus. Diesen Wert ziehen wir von den Erträgen ab, die uns Hollerdass einbringt. Was bleibt, ist die Differenz, auf die es ankommt. Erscheint es sinnvoll, die Erze zu fördern? Trotz aller Hindernisse?"
    „Die Antwort wirst du mir sicherlich geben können."
    „Natürlich." Der oberste Kalkulator räkelte sich selbstgefällig in seiner Sitzschale. „Schon jetzt läßt sich der Zeitpunkt absehen, an dem wir reagieren müssen. Das Engagement abzubrechen, würde uns kalkulatorischen Verlust einbringen. Verlust darf nicht sein. Oder höchstens um den Preis der Liquidation dieser Abteilung. Dann nämlich geht der Verlust als kleiner Posten in die Gesamtbilanz ein."
    Der Fischmund, der die ganze Zeit offengestanden hatte, schloß sich für einen Augenblick. Bei einem Mamositu konnte das Angst oder Ärger bedeuten. Demnach rechnete der andere doch nicht ganz so unberührt, wie es scheinen mochte. Ja ... Der Kalkulator hatte Angst. Wenn er irgendwie sein Überleben herbeirechnen konnte, so würde er es tun. „Ich weiß einen besseren Weg", sagte Dao-Lin-H'ay. „Verhandlungen mit dem Vennok."
    „Wir haben das versucht. Aber es ist uns unmöglich, über eine gewisse Schmerzgrenze hinauszugehen. Vor vielen tausend Jahren hatte das Volk der Mamositu bereits einmal Eigentum am Planeten Hollerdass erworben."
    „Ihr habt den Planeten verlassen", widersprach Dao-Lin-H'ay trocken. „Er wurde nie besiedelt."
    „Dennoch geht Hollerdass als Haben-Posten in die Bilanz ein. Totes Kapital, das wir jetzt reaktiviert haben. Die Vennok hatten kein Recht, Hollerdass für sich in Anspruch zu nehmen. Wir sind bereit, ihnen eine Provision zu gewähren, mehr nicht."
    „Ihr müßt doch einsehen", versuchte sie es ein zweites Mal, „daß die Vennok lediglich eine unbesiedelte Welt in Besitz genommen haben. Nach geltendem Recht ist das nicht verboten."
    „Geltendes Recht im finanztechnischen Sinn hat in Hangay nie existiert. Also hatten die Vennok auch keines. Es ist ein buchungstechnisches Problem, das wir nicht lösen können. Die Konten müssen wachsen."
    Dao-Lin-H'ay sah ein, daß sie sich an der Haltung des Mamositu nur den Schädel einrannte. Die Mentalität dieser Wesen war so sehr auf Reichtum ausgerichtet, daß Gewinn ihr ganzes Denken bestimmte.
    Die Kartanin hatte sich schon zum Gehen gewandt, als sie doch noch innehielt. „Eine letzte Frage, oberster Kalkulator: Du hast eben von einer Provision gesprochen.

Weitere Kostenlose Bücher