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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tun, um von meiner Familie Schaden abzuwenden. Hangay ist nicht Ardustaar. Hier kann ich tun, was mir beliebt."
    Dao-Lin registrierte leidenschaftslos, daß sie die andere in Rage gebracht hatte. Damit war das Spiel so gut wie gewonnen. „Wenn deine Handlungen alle Kartanin gefährden oder in Mißkredit bringen, endet deine Macht. Jeder weiß, daß Militärberater aus Ardustaar auf Hollerdass im Einsatz sind. Du hast es öffentlich werden lassen, Zhu-Go! Das war dein erster Fehler."
    „Es war nicht zu verhindern."
    „Und der zweite Fehler", fuhr Dao-Lin mitleidslos fort, „besteht darin, daß du auf diese Weise eine Verwicklung aller Kartanin in diesen Krieg provozierst."
    Zhu-Go-L'ung schwieg.
    Sie wußten alle drei, daß es so war. Und ebenso wußten sie, daß der Hohen Frau im Grunde keine andere Wahl blieb. In der Heimat hatte die Familie L'ung den Status von Parias inne. So konnte sie nicht existieren.
    Lange Zeit herrschte Schweigen. Kartanin waren geduldige Wesen, denen die Zeit mit einem Ziel oder einer Beute vor Augen selten lang wurde. Am Ende gab sich Zhu-Go geschlagen. Dao-Lin-H'ay hatte eingegriffen - und somit stand gegen sie die Gesamtheit aller Familien aus Ardustaar. „Dein Angebot?" fragte die Hohe Frau leise. „Zieht euch zurück. Ich werde eure Wiedereingliederung in die kartanischen Sphären veranlassen. Die Ehre der Familie L'ung wird wiederhergestellt."
    „Hast du die Macht dazu?"
    „Offiziell natürlich nicht. Aber Mei-Mei-H'ar wird tun, was ich von ihr verlange. Alle anderen Frauen im Rat ebenso."
    „Ich bin bereit, darauf einzugehen. Etwas anderes war nie mein Ziel."
    „Du lügst, Zhu-Go. Es kam dir nicht auf gesellschaftliche Ehre an, sondern auf finanzielle Mittel."
    „Ist das nicht dasselbe? Ohne die Ehre sind wir zur Armut verdammt. Den L'ungs werden nicht einmal Nahrungsmittel abgekauft."
    „Ich sehe das Problem", erwiderte Dao-Lin. „Damit deine Familie nicht wieder in dieselben Schwierigkeiten gerät, werden wir eine Reihe von weiteren Maßnahmen ergreifen. Du, Zhu-Go, wirst deine Amtsgeschäfte nie wieder ausüben. Die wahre Macht liegt bei deinem neuen Stellvertreter, den ich persönlich bestimmen werde."
    „Unmöglich!"
    Die Kartanin in der blütenweißen Uniform sprang auf, als habe man sie mit kaltem Wasser übergössen. „Ich habe lange gebraucht, um bis an diesen Punkt zu gelangen. Ich erlaube niemandem, mir meine Macht zu nehmen!"
    Dao-Lin ließ den Ausbruch ruhig über sich ergehen. „Höre erst den Rest, Zhu-Go. Was ich vorhabe, wird dich überraschen. Du verlierst nämlich nicht deine ganze Macht, sondern wirst sogar hinzugewinnen. Ich habe vor, dich gewissermaßen zu befördern ..."
    „Wie?"
    Dao-Lin schaute die andere durchdringend an. „Du erhältst Platz und Stimme im Rat der Hohen Frauen. Du wirst zum innersten Kreis gehören. Das ist mein Ernst, sieh mich nicht so an! Ich sorge dafür! Aber denke an eines, Zhu-Go-L'ung: Du tust keinen Schritt, von dem ich nicht erfahre. Nie mehr."
    Die Hohe Frau fand sich binnen Sekunden mit der neuen Lage ab. Immerhin hatte sie nicht mehr und nicht weniger als ein sensationelles Angebot bekommen; eine Chance, wie es sie kein zweites Mal gab. „Ich ziehe die Berater zurück", sagte sie. „Dann setzen wir uns mit den Not-Transmittern ab." Mit einer Hand deutete sie auf die beiden Geräte hinter sich, die ständig in Bereitschaft waren. „Für so viele Personen waren sie zwar nicht gedacht, aber..."
    Den Rest ließ sie offen. „Ich verstehe." Dao-Lin musterte die andere mit Abscheu. „Du hattest nicht die Absicht, den Untergang selbst mitzumachen."
    Zhu-Go lächelte andeutungsweise. „Natürlich nicht. Soldaten sterben, aber nicht der Feldherr. In der Nähe ist ein Fernraumschiff in Position."
     
    *
     
    Sie und Tes-Tui-H'ar hatten den ersten Teil ihrer Aufgabe beendet. Der zweite folgte nun: die schwierigen Verhandlungen mit den Mamositu und den Vennok. All die Aasgeier im Orbit, die auf Beute gehofft hatten, würden leer ausgehen. „Zur DENGAI, Tes-Tui!" kommandierte sie.
    Wortlos steuerte ihr Helfer den Gleiter zum Raumhafen. Dann aber konnte er der Neugierde nicht mehr widerstehen. „Darf ich fragen, was das alles zu bedeuten hat? Weshalb belohnst du die L'ungs noch für ihr Verhalten? Sie hätten unserer ganzen Rasse schaden können!"
    Dao-Lin-H'ay schaute ihn amüsiert von der Seite an. Ein Terraner oder Arkonide hätte vielleicht die Leichtfertigkeit kritisiert, mit der ein Krieg entfesselt wurde. Ein

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