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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wie könnte diese Provision aussehen?"
    „Beliebig. Solange wir sie verbuchen können."
    „Das wollte ich wissen. Vielen Dank."
    Der Mamositu ließ sie von seinen Wächtern hinausführen - und diesmal verlangte er keinerlei Bezahlung dafür. Inzwischen war die größte Mittagshitze vorüber. Die rote Sonne stand nicht mehr so hoch oben am Himmel wie zuvor, an manchen Stellen entstand sogar ein bißchen Schatten.
    Dennoch war Dao-Lin-H'ay froh, als sie im kühlen Inneren des Gleiters saß. „Was denkst du?" fragte sie ihren Begleiter. Natürlich nicht ohne Berechnung - in Wahrheit wollte sie nur wissen, ob er sich aufmerksam verhalten hatte. Sie brauchte einen lernfähigen Helfer, keinen Mitläufer. „Es war nicht leicht, ihn zu verstehen", sagte Tes-Tui-H'ar. „Er hat von Liquidation dieser Abteilung gesprochen, nicht wahr?"
    „Daran erinnere ich mich auch."
    „Ich habe das Gefühl, er meint damit Krieg."
    „Ganz sicher sogar. Mamositu begreifen ihr Volk als Anhäufung von Abteilungen. Würden sie Hollerdass aufgeben, hätte ihre Abteilung einen Totalverlust gemacht. Dann sterben sie lieber."
    „Also will der Kalkulator es wirklich bis zum Äußersten treiben?"
    „Nötigenfalls schon", gab Dao-Lin-H'ay zurück. „Dann hat er zumindest eine kleine Chance zu gewinnen ... Außer, man rechnet ihm glasklar vor, daß er auf andere Weise einen besseren Bilanzgewinn macht."
    „Die Provision!" rief Tes-Tui. „Das ist der Schlüssel! Davon hat er nicht umsonst gesprochen."
    Die ehemalige Wissende lächelte in sich hinein.
    Tes-Tui-H'ar hatte verstanden, worum es ging. Und das, obwohl er noch nie in seinem Leben mit Mamositu zu tun gehabt hatte. Für den Anfang war das keine schlechte Leistung.
     
    *
     
    Zum Schluß blieb das wichtigste Problem. Irgendwo in dieser Stadt saß eine Abordnung der Familie L'ung, vielleicht sogar das Oberhaupt selbst. Hollerdass stellte die buchstäblich letzte Hoffnung einer verarmten Familie dar. Kein Oberhaupt überließ so etwas freiwillig dem Fußvolk.
    Dao-Lin hatte mit der L'ung-Familie ja schon Erfahrungen gesammelt. Damals hatte sie eine männliche „Hohe Frau" kennengelernt; nur daß diese Hohe Frau höchstwahrscheinlich nicht mehr am Leben war. Wenn eine Familie so tief fiel wie die L'ungs, pflegten die Oberhäupter rasch das Zeitliche zu segnen. Mord oder Selbstmord, ihr Schicksal war unausweichlich.
    Und heute?
    Das Vorgehen auf Hollerdass zeugte von erstaunlichem Mangel an Skrupeln. Sie mußte auf alles gefaßt sein. Ihr unbekannter Gegenspieler war kein Dummkopf.
    Dao-Lin-H'ay und Tes-Tui-H'ar suchten sich in der Innenstadt ein erträgliches Hotel. Für Geld gab es viel zu kaufen, so auch Unterkunft und Verpflegung. Im Lauf der nächsten Tage nutzten sie das Zimmer als Ausgangspunkt. Sie erkundeten die Stadt und hielten dabei unauffällig ein Auge auf sämtliche Kartanin, die sie finden konnten. In den meisten Fällen handelte es sich um Karaponiden. Einige Male jedoch erkannte die ehemalige Wissende Mitglieder einer Familie aus Ardustaar. Unzählige Kleinigkeiten belegten das, von der Kleidung bis zum Habitus in der Öffentlichkeit. Karaponiden handelten als großsprecherische Raufbolde; die Kartanin aus Ardustaar hielten sich lieber im Hintergrund.
    Sie und Tes-Tui machten unabhängig dasselbe Haus am Stadtrand als Hauptquartier aus. Am Abend des dritten Tages fiel die Entscheidung. Sie flogen bis kurz vors Ziel, stellten den Gleiter so ab, daß er nicht zufällig gefunden werden konnte, und näherten sich dem Haus zu Fuß.
    Tes-Tui-H'ar wurde mit jedem Meter unruhiger. „Sie bemerken uns ganz bestimmt", zischte er. „Was hast du vor?"
    „Die Terraner kennen ein sehr schönes Sprichwort. Wir begeben uns in die Höhle des Löwen, Tes-Tui! Nur daß dieser Löwe ein räudiger Schädling ist!"
    Das Haus besaß drei Stockwerke. Die Fenster waren verschlossen, niemand konnte hineinsehen.
    Vor der Eingangstür stoppten sie. Dao-Lin klopfte furchtlos gegen das Plastikmaterial - und kurz darauf wurde von einem Kartanin in blütenweißer Uniform geöffnet. Das war der letzte Beweis: Diese Uniformfarbe wurde ausschließlich in Ardustaar getragen. „Was wünscht ihr?"
    Dao-Kin zog die Lippen zurück, so daß ihr kräftiges Gebiß sichtbar wurde. Nur keine Angst.
    Dann ist es vorbei. Mit jeder Muskelfaser war sie auf einen raschen Schritt beiseite ausgerichtet.
    Dann der tödliche Krallenstoß ..., wenn ihr so viel Zeit übrigblieb. Der silberne Fellstreif in ihrem Nacken

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