1606 - Die Zeit-Bande
auflegte, sah ich die Schweißflecken, die sich dort gebildet hatten. Das Gespräch hatte mich schon mitgenommen.
Suko schüttelte den Kopf. Dabei deutete er mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Das ist kein Zufall gewesen, John. Auf keinen Fall. Hier hängen zwei Fälle zusammen.«
»Wenn es mal dabei bleibt.«
»Du denkst noch einen Schritt weiter?«
Ich winkte ab. »Was ich denken soll, weiß ich nicht so recht. Jedenfalls rollt da etwas wie eine mächtige Lawine auf uns zu, und keiner von uns weiß, wer sie angestoßen hat und wie groß sie sein wird. Ich hoffe nur, dass sie uns nicht überrollt.«
Suko furchte die Stirn. »Erst du, dann Johnny. Kannst du mir sagen, wie das zusammenpasst?«
»Nein, das kann ich nicht. Das ist auch alles zu weit weg. Aber wir haben eine Verbindung, auch wenn sie im Moment nur vage ist. Ich meine diesen Landru. Wer ist er? Ist er nur eine Fiktion oder steckt mehr dahinter?«
»Keine Fiktion.«
»Das denke ich inzwischen auch. Wir werden es herausfinden. Nicht hier, sondern bei den Conollys, denn auch das Schwert ist mir sehr wichtig.« Ich wollte mich von meinem Sessel in die Höhe drücken, als sich das Telefon erneut meldete.
Wieder hob ich ab. Ich glaubte, dass es ein wichtiger Anruf war. So dachte auch Suko, der sich gespannt vorgebeugt und seine Hände auf die Schreibtischkante gestützt hatte.
Ich kam nicht dazu, mich zu melden, denn die Stimme eines anderen Freundes war schneller.
»Guten Morgen, John.«
Ich wusste sofort Bescheid. »Du, Godwin?«
»Ja, und ich hoffe, dass du schon aufnahmefähig bist.«
»Das will ich wohl meinen.« Es war schon komisch, denn durch meinen Kopf zuckte plötzlich ein bestimmter Gedanke, weil ich auf einmal das Gefühl hatte, dass dieser Anruf mit meinem Fall zusammenhing. Einen Beweis hatte ich nicht, ich wollte den Templerführer erst mal reden lassen.
»Ich rufe dich nicht zum Spaß an, John, denn es ist etwas passiert, auf das ich mir keinen Reim machen kann. Genauer gesagt: Ich stehe auf dem Schlauch.«
»Dann lass mal hören.« Meine Stimme klang alles andere als locker.
Und ich hatte mich nicht getäuscht. Was Godwin berichtete, erzeugte auf meinem Rücken einen Schauer.
Auch er war angegriffen worden. Von einer Gestalt, die aus einer Zeit stammte, in der er sein erstes Leben verbracht hatte. Er nannte mir auch den Namen, mit dem ich nichts anfangen konnte. Aber die Parallelen zu meinem Überfall waren durchaus vorhanden, denn wieder tauchte dieser ungewöhnliche Strahl auf, durch den er gekommen und auch verschwunden war.
»Und was sagst du nun dazu, John?«
»Dass wir uns die Hände reichen können.«
»Wie? Was?«
»Ich habe Ähnliches erlebt.«
»Bitte?«
»Dann hör mir mal zwei Minuten zu.« Die Zeitspanne war untertrieben.
Ich sprach länger mit ihm und hörte ab und zu ein leises Stöhnen, aber eine Erklärung konnten wir uns beide nicht geben.
Godwin fasste es zusammen. »John, da hat es jemand auf uns abgesehen.«
»Und wer? Ich meine, wer steckt hinter allem? Da kann ich dir nur einen Namen nennen.«
Godwin kam mir zuvor. »Landru.«
»Genau. Was weißt du über ihn?« Ich hörte sein Seufzen. »Es tut mir schrecklich leid, aber das ist eine Nuss, die auch ich noch nicht geknackt habe. Ich weiß einfach nicht weiter.«
»Und ich auch nicht.« Dann berichtete ich ihm, was Johnny Conolly erlebt hatte.
»Mein Gott, der auch?«
»Das ist leider so. Stellt sich automatisch die Frage, warum man gerade uns drei ausgesucht hat. Und keinen andern, der…«
»Bist du dir sicher, dass es nur bei dieser Zahl bleibt?«
»Nein. Ich kann nur hoffen, dass es nicht noch mehr sind.«
»Egal, John, wir werden die Augen offen halten. Ich rechne auch mit einem weiteren Angriff, wobei es mir weniger um Randolf von Eckenberg geht, sondern mehr um diesen Landru. Er ist die Person im Hintergrund, John. Er ist das Phantom.«
»Aber er hat einen Namen, Godwin. Und wir werden herausfinden, wer oder was sich dahinter verbirgt.«
»Ja, lass es uns versuchen. Jedenfalls bleiben wir in Verbindung.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Wenn du Bill Conolly siehst, bedanke dich in meinem Namen bei ihm, dass er uns den Knochensessel überlassen hat. Ohne ihn wäre ich wohl nicht mehr am Leben.«
»Ich werde es ihm ausrichten.« Nach diesem Satz legte ich den Hörer wieder auf den Apparat und schaute Suko an, der ein ziemlich ernstes Gesicht machte.
»Und?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich
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