1606 - Die Zeit-Bande
leider.« Godwin gab einen Knurrlaut von sich. »Aber er muss etwas mit diesen Vorgängen hier zu tun haben. Randolf hätte ihn sonst nicht erwähnt.«
Der Meinung war auch Sophie Blanc. »Gut, er scheint wichtig zu sein, und ich frage mich, ob dieser Name und der Mensch, der sich dahinter verbirgt, aus unserer Zeit stammt.«
»He, das hört sich gut an, denk mal weiter.«
Sophie lächelte. »Kein Problem. Es ist durchaus möglich, dass dieser Landru eine Gestalt aus der Vergangenheit ist und gar nicht mehr lebt.«
Der Templer räusperte sich. »Landru«, sagte er, »ein Mann, dessen Name französisch klingt. Der in der Vergangenheit ebenso existieren kann wie in der Gegenwart.«
»Denk doch mal an deine Zeit, Godwin.« Sophie wollte nicht, dass die Gedanken ihres Mannes zu sehr abwichen. »Hast du den Namen damals nicht gehört?«
»Nein. Jedenfalls erinnere ich mich nicht.«
»Dafür kannte ihn Randolf von Eckenberg. Er muss mit ihm Kontakt gehabt haben.«
»Das bestreite ich nicht. Nur sind dieser Randolf und ich verschiedene Wege gegangen, obwohl uns ein Ziel vereint hat. Zunächst jedenfalls. Dann aber hat er sich für die verkehrte Seite entschieden. Er wollte nur die Schätze des Morgenlandes. Gold, Geschmeide, was weiß ich.«
»Da kann ihm ein gewisser Landru behilflich gewesen sein«, sagte Sophie leise.
»Ja, das könnte sein. Aber ich muss auch davon ausgehen, dass es ihn noch in der Gegenwart gibt. Möglicherweise hat er auf die gleiche Weise überlebt wie Randolf und ich.«
Sophie Blanc legte die Hände zusammen und nickte. »Okay, was machen wir jetzt?«
»Wir gehen modern vor.«
»Internet also?«
Die Augen des Templers blitzten; »Alle Achtung, du…«
Sophie winkte ab. »Hör auf, das lag auf der Hand.« Sie schob ihrem Mann den Laptop zu, der geschlossen auf dem Schreibtisch stand.
»Dann fahr das Ding mal hoch.«
»Ich tue doch alles für dich.«
»Aber auch für dich.«
Er nickte. »Richtig.«
Beide warteten, bis der Computer hochgefahren war. Eine gewisse Spannung hatte sie schon erfasst, als sie den Namen eingaben. Der Erfolg stellte sich prompt ein.
»Das sind ja ungeheuer viele Treffer«, flüsterte Sophie.
Der Name Landru tauchte tatsächlich sehr oft auf. Es gab ein Bankhaus, es gab einen Geschäftsmann, der als Spediteur arbeitete. Es waren Künstler darunter, aber auch Menschen mit normalen Berufen. Das alles zu durchforsten, würde verdammt lange dauern, und dazu hatten sie einfach nicht die Zeit und die Geduld.
Sophie wies auf den Bildschirm. »Es kann sein, dass einer der Namen auf unseren Landru zutrifft. Die Frage ist nur, welcher. Er kann sich getarnt haben.«
»Stimmt, meine Liebe. Das ist im Moment unser Problem.« Er schaute noch mal auf den Monitor. Die Namen und Texte verschwammen leicht vor seinen Augen. Es gab sogar einen Wissenschaftler, und selbst ein Zauberer war vorhanden.
»Es braucht nicht nur unser Problem zu bleiben«, schlug Sophie vor.
»Wie meinst du das?«
»Das will ich dir sagen.« Sophie reckte sich. »Was du erlebt hast, ist alles andere als normal. Wir haben es bisher immer so gehalten, dass wir uns in solchen Fällen bei Freunden Unterstützung gesucht haben.«
»Mach es nicht so kompliziert. Sag doch einfach John Sinclair.«
»Du hast mir den Namen aus dem Mund genommen.«
Der Templer war skeptisch. »Meinst du, dass er uns weiterbringen kann?«
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es einen Versuch wert. Oder nicht?«
Godwin blickte auf seine Uhr. »Natürlich hast du recht. Ich werde ihn anrufen.«
»Jetzt?«
»Nein, nein, nicht um diese Zeit. Einige Stunden später wird auch nichts angebrannt sein.«
»Ja, das denke ich auch.«
***
Ich wusste gar nicht, ob ich wirklich geschlafen hatte oder nicht, als ich mich am Morgen aus dem Bett quälte und dabei sah, dass hinter dem Schlafzimmerfenster noch die Dunkelheit lauerte, als wollte sie nie weichen. Ich hörte auch, dass Regentropfen gegen die Scheiben prallten, und wusste daher, dass die Zeit der Kälte und des Schnees erst mal vorbei war.
Auch unter der Dusche wurden meine Gedanken nicht weggespült. Was ich in der U-Bahn erlebt hatte, konnte ich einfach nicht vergessen. Das war auch nicht zufällig geschehen. Für mich stand fest, dass dahinter Methode steckte.
Ich hatte einen Gegner. Einen neuen aus dem Nichts. Einen GentlemanKiller, der Lord Arthur Lipton hieß und aus einer Zeit stammte, die schon längst vorbei war. Und doch hatte der Mann überlebt, aber auf
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