Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1607 - Im Leerraum gestrandet

Titel: 1607 - Im Leerraum gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wirklich interessanten Dinge viel öfter am Wegesrand, als die meisten Leute dachten. So wie an diesem Morgen, als er durch die Hügel streifte und wieder einmal versuchte, das Chaos in seinem Kopf in geordnete Bahnen zu lenken.
    Er hatte keine Zeit dafür.
    Plötzlich stand die Gestalt da, als sei sie gerade erst angekommen und wisse nicht, wo sie sich befinde. Das war Unsinn, und Dönnter wußte es. Aber genau diesen Eindruck hatte er.
    Es war eine unbekannte Frau. Sie war nur einssechzig groß und trug ein monströs aufgeplustertes, blaues Kleid, das sie wie eine Tonne aussehen ließ. Ebenso wirkte ihr Kopf; ein feistes Gesicht mit prallen Wangen. Doch sie hielt keineswegs die Luft an, sondern war tatsächlich so fett. Bei sich trug sie einen dicken, blitzenden Stock, vielleicht aus Howalgonium oder einem anderen kostbaren Element. Darauf stützte sie ihre Hände.
    Der Atem der Frau ging schwer und pfeifend.
    Und als ihr Blick auf Dönnter fiel, lief ein sichtbarer Ruck durch die Körpermassen. „He, du! Warte!"
    Schnaufend kam sie näher.
    Er starrte sie an wie ein fleischgewordenes Weltwunder, obwohl er keine Ahnung hatte, wieso eigentlich. Was an ihr faszinierte ihn so? Vielleicht der Stoff des Kleides, das im Sonnenlicht auf gänzlich fremde Art und Weise schillerte?
    Erst aus der Nähe bemerkte Dönnter die beiden Kabel, die sie wie schräge Gürtel um die gigantische Taille gebunden hatte. Vom ersten Kabel hing an der linken Hüfte eine Art Minisyntron herab, vom zweiten baumelte rechts ein kleiner Kasten, doppelt so groß wie ein Handteller und zwei Zentimeter dick. Der Minisyntron hatte einen kleinen, allerdings dunklen Bildschirm, der Kasten dagegen sah wie nichts aus, was Dönnter kannte.
    Er wartete ruhig ab.
    Die Frau brauchte ein paar Augenblicke, bis sie über tiefe Gräben schwer atmend den Weg erreicht hatte. „Guten Tag", sagte er. „Ich bin Dönnter. Und Wer bist du?"
    „Warum willst du das wissen?" fragte die Frau zurück. Ihr Interkosmo klang zwar korrekt, aber doch so, als ob sie es noch nicht oft gesprochen hätte. Und ihre Stimme - entsetzlich schrill, eine echte Fisteltonlage. „Na ja, weil... Eben aus Höflichkeit."
    „Aus Höflichkeit mach' ich mir nichts. Sag mir lieber, wo die Show abgeht! Ich hab's eilig!"
    „Was?" stammelte er verdattert. „Welche Show?"
    „Na, irgendeine", meinte die Frau. „Inzwischen könntest du mir verraten, wieso du eigentlich so komisch guckst."
    „Tue ich das?"
    „Na, und ob!"
    „Dann liegt das vielleicht daran, daß ich eine wie dich noch nie gesehen habe. Du siehst so ... seltsam aus."
    „Das will ich meinen. Wie hat der Feuerwehrhauptmann uns genannt? Ennox, glaub' ich. Klar, Ennox. Ennox sind anders. War's überhaupt der Feuerwehrmann - oder der große Alte? Weiß nicht mehr, was Philip gesagt hat. Aber reden wir von dir, Dönnter. Was machst du hier eigentlich?"
    „Ah..."
    „Soso. Du könntest mir einen Namen geben, was hältst du davon? Philip hat gesagt, das wär' hier so eine Art Hobby..."
    Die Frau schüttelte sich vor Lachen. Wäre das bei ihrer Figur möglich gewesen, sie hätte sich höchstwahrscheinlich auch gebogen.
    Dönnter jedoch verstand den Witz nicht. „Einen Namen? Wieso?"
    „Na, komm schon! Gib mir einen!"
    „Wenn du willst. Ich nenne dich Anna. So hieß eine Spielgefährtin von mir. Früher, das ist schon lange her." Mit einemmal verstummte die Frau. „Anna", sagte sie. „Philip gefiel mir besser. Egal.
    Ich glaub', ich muß jetzt weiter, den Feuerwehrhauptmann suchen."
    „Warte noch!"
    Von einer Sekunde zur anderen faßte er zu der sonderbaren Fremden Vertrauen. Sie war die erste seit einiger Zeit, die sich wirklich für ihn interessierte. Vielleicht auf etwas ungewöhnliche Art, das schon, aber immerhin. Und deshalb beschloß er auch, ihr eine Warnung zukommen zu lassen. „Mir scheint, du bist fremd hier, Anna. Deswegen rate ich dir zu verschwinden, so schnell du kannst."
    „Warum?"
    „Na, weil..." Plötzlich verlor er den Mut. „Ach, das ist eine komplizierte Geschichte. Willst du die wirklich hören?"
    „Wenn's 'ne gute Geschichte ist, kommst du gar nicht drum herum. Setzen wir uns."
    Dönnter strahlte über das ganze Gesicht. Endlich; und er hatte so lange darauf warten müssen, daß er mit jemandem reden konnte. Eifrig ließ er sich da nieder, wo er gestanden hatte, und legte seine Beine im Schneidersitz zusammen.
    Anna dagegen schaute zuerst mißtrauisch auf ihn hinunter, dann auf ihre Figur. „Wenn

Weitere Kostenlose Bücher