1607 - Im Leerraum gestrandet
im Winter an einen sonnigen, trockenen Ort, so wird sie es im Frühjahr danken, indem sie ihr schönstes Blattkleid zeigt. - He! Hört ihr? Das ist es!"
Die anderen kamen heran und betrachteten ihn mißtrauisch von Kopf bis Fuß, als habe er soeben zugegeben, mit einer ansteckenden Krankheit infiziert zu sein. „Wieso?"
„Was wieso?" regte sich Dönnter auf. „Ich hab's doch eben laut und deutlich vorgelesen!"
„Na ja", gestand Moona ein. „Gehört haben wir das schon, aber nicht verstanden. Was soll der Blödsinn mit dieser Olympia?"
„Gabatea Macabau Olympiensis", korrigierte Dönnter mit erhobenem Zeigefinger. „Eine hochleistungsfähige Pflanze vom Planeten Olymp. Liefert enorm viel Sauerstoff, beim Verbrennen der einzelnen Zweige Licht und Wärme und im Herbst eßbare Früchte. - Ich schlage vor, wir räumen das ganze Gerumpel heraus aus dem Gebäude und pflanzen dafür jede Menge Gabatea Macabau Olympiensis. Na?"
Eine Weile herrschte Schweigen.
Dann sagte Moona: „Ich halte das nicht für eine gute Idee. Was willst du denn mit den ganzen Gabateas anstellen?"
„Na, das habe ich doch gesagt!" regte er sich auf. „Wärme, Nahrung und so weiter! Wenn hier auf Terra alles zusammenbricht..."
Moona gab den anderen, die an der Tür standen, ein Zeichen. Zwar tat Dönnter so, als habe er es nicht gesehen, aber das hatte er sehr wohl. Sie nahmen ihn nicht ernst, keiner von ihnen. Dabei hatte er sich die Befürchtungen doch nicht aus den Fingern gesaugt. Seit dieser Hyperraum-Parese waren sie eindeutig auf dem absteigenden Ast, sie alle.
Moona kam heran und legte Dönnter behutsam eine Hand auf die Schulter.
Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Er war ebenso unsterblich wie hoffnungslos in sie verliebt - doch gesagt hatte er es ihr nie. Irgendwie schien sie es trotzdem zu spüren. Wenn Dönnter Probleme hatte, war es immer wieder Moona, die sich um ihn kümmerte. „Komm jetzt, Dönnter. Es hat keinen Sinn, länger hier herumzusitzen. Wir brauchen keine Pflanzen vom Olymp. Die Dinge laufen ganz gut auf Terra, oder?"
„Nein!" entgegnete er mit Bestimmtheit. „Wir brauchen Vorsorge, sonst sterben wir."
„Aber nein ..."
Sie sprach mit ihm wie mit einem kleinen Kind, und das regte Dönnter auf. Sicher, seit den ersten Tagen der Katastrophe war er ein bißchen verwirrt, aber wer war das nicht? „Hör mal, Moona, wir müssen ..."
„Schluß jetzt damit!" sagte sie bestimmt.
Die Frau nahm ihn bei der Hand und führte ihn hinaus. Und zum erstenmal seit Wochen schaffte es Dönnter, nicht an die Parese und all das, was da noch kommen mochte, zu denken. Denn Moona nahm ihn geradewegs mit in ihr Schlafzimmer. „Komm jetzt, Don. Zieh dich aus, es ist spät. Ich möchte, daß du dich ein bißchen entspannst, okay?"
*
Der nächste Morgen begann mit Warten.
Vor dem einzigen Bad hatte sich eine regelrechte Schlange gebildet. Nach dem Aufstehen war es jedesmal dasselbe; auch wenn er den heutigen Morgen unter ganz anderen Vorzeichen beginnen konnte als die zuvor. Denn nun, nach dieser Nacht, durfte er die Dinge nicht mehr schleifen lassen. Ab jetzt trug er nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für Moona.
Gemeinsam mit ihr und vierzehn anderen Leute bewohnte er das Gebäude am Stadtrand Terranias. Und das schon seit dem 12. Januar dieses Jahres. Es gab natürlich einen guten Grund dafür: Viele Wohnungen waren auf syntronischem Weg gesichert, und da kein einziger Syntron mehr funktionierte, blieben die Bewohner ausgesperrt. Man konnte die eigenen Wohnungen nicht betreten. Um eine moderne Tür aufzubrechen, brauchte es schon Thermostrahler oder schweres Gerät. Kein Wunder, daß das öffnen der verschlossenen Türen hur langsam voranschritt. Die schwierigsten Fälle unter den Wohntürmen stellten solche ohne Treppenschacht dar; dann nämlich war es ganz vorbei. Solche Wohnungen konnten nicht mehr bezogen werden, weil sie von Antigravs abhingen. Zum Glück waren solche Fälle selten.
Ihre jetzige Unterkunft hatte vorher als kleine Forschungsanlage gedient. Sie gehörte einer Firma, die augenblicklich durch die Parese lahmgelegt war. Seitdem wohnten hier Dönnter, Moona und die anderen. Und von Stunde zu Stunde wuchs die Bedrohung.
Den Tag über rutschte er zwar unruhig auf seinem Stuhl herum, doch er tat alles, sich nichts anmerken zu lassen. Nur über die Sache mit den Rittern der Tiefe versuchte er ein paarmal zu sprechen. Aber das war nichts Besonderes. Es war sein
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