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1607 - Im Leerraum gestrandet

Titel: 1607 - Im Leerraum gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war geschehen? Weshalb war das Schiff aus dem Hyperraum gefallen? Seit er die Schwerkraftbelastung der ersten Minuten heil überstanden hatte, dachte er an nichts anderes mehr.
    Keiner der Syntrons funktionierte, auch nicht die abgeschirmten Spezialgeräte in der wissenschaftlichen Abteilung. Zusammen mit allen anderen Fakten ergab sich ein schlüssiges Bild. Entweder der Hyperraum war in sich zusammengebrochen, oder er hatte sich in seiner Konsistenz verändert. An die erste Möglichkeit glaubte Mertus Wenig nicht. Da der Normalraum in den Hyperraum eingebettet war, hätten sie alle von einer Sekunde zur anderen zu existieren aufgehört.
    Also eine Veränderung.
    So, wie der vermeintliche Spinner Boris Siankow es vorausgesagt hatte!
    In seiner rechten Hand lag der Taschensyntron, den er immer bei sich führte.
    Gedankenverloren hob Wenig das Gerät an die Lippen, drückte den Aufnahmesensor und begann, Formeln vor sich hin zu murmeln. Er hatte sogar einen Namen für das Gerät. Kalup nannte er es, nach dem lange verstorbenen Professor Arno Kalup, den er über alles bewunderte. Manchmal führte Wenig sogar Gespräche mit dem Syntron; noch nie hatte er Kalup irgendwo vergessen oder achtlos beschädigt.
    Das nämlich war etwas, das ihm sonst jederzeit passieren konnte. In buchstäblich jeder Hinsicht - Mertus Wenig galt als Prototyp des zerstreuten Genies. Er war durchaus imstande, mit der einen Hand Berechnungen anzustellen und mit der anderen irgendwem kochendheißen Kaffee über die Hose zu gießen. Alles ohne Absicht, ohne es zu bemerken.
    Wenig schloß den Gedankenfaden, den er soeben entwickelt hatte, mit der letzten Formel ab. „Wiedergabe, Kalup. Beginne mit den ersten Worten dieses Tages."
    Doch Mertus Wenig wartete vergebens. Erst in dem Moment fiel ihm ein, daß die Syntrons ausgefallen waren, also auch der Chip seines Taschengeräts. Dies war das erste Problem, das er lösen mußte. Syntroniken funktionierten auf fünfdimensionaler Basis, ebenso die früher gebräuchlichen Biotroniken. Die guten alten Positronik-Rechner jedoch kamen mit Normalenergie aus.
    Er brauchte dringend eine Positronik.
    Wenig stellte Verbindung zur Zentrale her. Am anderen Ende meldete sich Norman Glass. „Mertus!" rief der andere. „Worum geht es? Bitte beeile dich!"
    „Ich benötige einen Positronik-Chip, Norman. Kannst du mir bei der Beschaffung helfen?"
    „Einen Positronik-Chip?" Der 1. Pilot zog ein komplett verständnisloses Gesicht. „Wie kommst du auf die abseitige Idee?"
    „Weil die Syntroniken ausgefallen sind. Und um Kalup instand zu setzen, brauche ich eben etwas Positronisches."
    „Du meinst... Positroniken funktionieren noch?"
    „Selbstverständlich", lautete Mertus Wenigs trockene Antwort. „Und das erfahren wir erst jetzt? Mertus, du bist ein Genie! Wir werden sofort die gesamte ODIN nach jedem positronischen Schaltelement durchforsten, das zu finden ist! Zur Not produzieren wir selbst welche ..."
    „Schön und gut, Norman, aber könnte ich meinen Chip bekommen? Du weißt, es ist für Kalup."
    Norman Glass sah ihn an wie einen Geistesgestörten, und Wenig konnte sich das beim besten Willen nicht erklären. Aber er hatte jetzt andere Probleme. „Nun?" hakte er nach. „Sicher... Sicher, Mertus... Der erste Chip, den wir finden, ist für dich."
     
    *
     
    Wenn sich tatsächlich die Struktur des Hyperraums verändert hatte, wirkte dies logischerweise bis in den Normalraum. Der Normalraum ist nur ein Teil des Hyperraums, so wie die Fläche ein Teil des Würfels. Bohrt man durch einen Würfel ein Loch, so wird auch die Oberfläche durchstochen.
    Analog dazu dachte sich Mertus Wenig ihre Lage.
    Der Chefwissenschaftler zog sich in seine Abteilung zurück und begann mit Hilfe seiner Assistenten, einfache Experimente durchzuführen. In der herrschenden Schwerelosigkeit erwies sich das als gar nicht leicht.
    Das erste Ergebnis erzielten sie in bezug auf die Lichtgeschwindigkeit. Wenig und seine Leute bauten den einfachsten aller möglichen Versuche auf. Auf der einen Seite stand ein Laserprojektor; auf der anderen eine Sensorzelle. Die Strecke dazwischen war exakt vermessen. Die Auslösung des Stromkontaktes setzte eine Präzisionsuhr in Gang, während der Stromstoß durch die Sensorzelle den Kontakt wieder unterbrach. Sämtliche Eigenheiten wie die Zeitverzögerung durch Kontakt und Sensor waren bekannt. „Fertig?"
    Mertus Wenig schaute seine Assistenten der Reihe nach an, als wolle er ihnen durch seine Ruhe Mut

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