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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Moment nicht ganz mit und fragte: »Wie meinst du das? Denkst du an Zwillinge?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich überfragt.«
    Suko nickte. »Ja, das ist ganz natürlich. Das würde jedem Menschen so gehen. Auch mir.«
    »Aber…?«, murmelte ich.
    Suko stieß die Luft aus. Seinem Gesicht sahen wir an, dass er ziemlich erregt war. »Mir ist da etwas eingefallen. Etwas völlig Abgefahrenes.«
    »Raus damit!«
    »Erinnert euch an die Rückkehr des Schwarzen Tods. Auch an den mächtigen Namtar. An den Ausgestoßenen, an den Verdammten, der so mächtig war, dass er sich eine eigene Welt erschaffen hat. Ein Reich oder eine Welt, die dem der Menschen gleicht. Haben dort nicht Personen existiert, die getötet wurden?«
    Es wurde still zwischen uns. Ich hatte plötzlich einen eigenartig bitteren Geschmack im Mund. Gleichzeitig rieselte ein kalter Schauer über meinen Rücken.
    Suko hatte recht. Es gab diese Parallelwelt. Wir hatten es erlebt, und es war furchtbar gewesen. In ihr hatte sich der Schwarze Tod aufgehalten und seine Rückkehr vorbereitet. Diese Parallelwelt, die zumeist verschlossen war, aber trotzdem Tore hatte, die geöffnet werden konnten.
    »Was sagt ihr?«, fragte Suko.
    »Das wäre schlimm«, flüsterte Bill.
    »Und du, John? Was ist mit dir?«
    Ich musste erst mal Luft holen. »Der Gedanke ist nicht so abwegig. Wir haben es bei der Wiederkehr des Schwarzen Tods erlebt. Da hat dieser Namtar das Tor geöffnet.«
    »Genau. Und jetzt haben wir einen Landru.« Suko zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich recht habe. Aber Parallelen hat es schon gegeben.«
    Da widersprachen Bill und ich nicht.
    Ich fuhr über meine Stirn und spürte, dass sie feucht geworden war.
    Dabei blickte ich dorthin wo Suri gelegen hatte und so seltsam verschwunden war.
    »Wenn das alles stimmt«, sagte ich mit leiser Stimme, »dann steht wieder ein Tor zu dieser dämonischen Parallelwelt offen.«
    »Du sagst es, John.«
    ***
    Godwin de Salier spürte die Kälte, die seinen Körper erfasst hatte. Er stand da und war nicht fähig, ein Wort zu sagen.
    Erst nach einer ganzen Weile fragte er: »Du bist Landru?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    In dem Gesicht, das eine Mischung zwischen Leben und Tod zeigte, zuckte es, ohne dass sich die tiefen Augenhöhlen füllten.
    »Ich bin da, das siehst du doch.«
    »Ja, aber das reicht mir nicht. Wer ist Landru wirklich? Wer steckt hinter dir?«
    »Ich bin der Sänger. Ich bin eine Diva…«
    Godwin schüttelte den Kopf. Er wollte nicht daran denken, wo er sich befand.
    »Ein Sänger ist ein Mann, aber eine Diva ist eine Frau«, sagte er. »Wer also bist du?«
    »Beides. Schau mich an. Ich bin Mann und ich bin Frau. Ein Zwitter, ein Hermaphrodit, und ich singe mit der hohen Stimme einer Frau. Ich Landru…«
    Bisher hatte er nur gesprochen, was sich nun änderte. Er bewies Godwin, dass er tatsächlich ein Sänger war, und der Templer wich zurück, als er die ersten Töne hörte, die aus dem Mund dieser ungewöhnlichen Gestalt drangen.
    Es war kein freundlicher, kein schöner und kein erhebender Gesang. Als Godwin ihn zum ersten Mal gehört hatte, war er nicht so geschockt wie jetzt, wo er ihn aus unmittelbarer Nähe vernahm. So unheimlich klang er.
    Landru hatte den Kopf zurückgelegt. Sein Mund blieb starr. Er wirkte in seiner Haltung wie ein Hund, der den Mond anheult.
    Was seine Kehle verließ, das konnte nur ein Totenlied sein. So schwermütig, so elegisch, und die Töne drangen in diese Welt hinein und zerstörten deren Stille.
    Sie kamen dem Templer vor wie eine Botschaft, die allmählich verklang.
    Landru, die Diva, hatte ihr Totenlied beendet, das Godwin immer noch Schauer über den Rücken jagte. Die Melodie klang in seinen Ohren nach, und er hatte sie wie eine Folter empfunden.
    Landru senkte den Kopf wieder. Er hob die Arme an, und Godwin sah die langen, spinnenartigen Finger, die sich zuckend bewegten.
    Er hatte den Gesang gehört. Bereits zum zweiten Mal, aber er wusste nicht, warum die Diva Landru diese Elegie von sich gegeben hatte.
    Im Moment geschah nichts, auf das er hätte achten müssen, und so entschloss er sich, Landru eine Frage zu stellen, in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen.
    »Warum tust du das, Landru? Warum singst du?«
    »Es ist mir gegeben. Ich sitze hier an der Schwelle. Ich bin so etwas wie ein Torwärter. Ich habe schon immer gesungen. Ich war auf den Bühnen der Welt eine gefragte Persönlichkeit. Ich habe Frauen-und Männerrollen gesungen. Ich war

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