1608 - Das siebte Opfer
auf. »Es ist eine berufliche Sache.«
»Dann bin ich ja zufrieden. Noch einen Kaffee?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, der eine war schon stark genug. Ich habe das Gefühl zu glühen. Ich möchte nur noch zahlen.«
Gino schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht. Ich gebe einen aus.«
»He, danke. Und warum?«
»Weil meine liebe Maria heute ins Krankenhaus gekommen ist.«
Stella riss die Augen auf.
»Ja«, sagte sie fast keuchend. »Das Baby, nicht wahr?«
»Unser drittes. Es soll heute noch kommen.«
»Das finde ich toll. Gratuliere. Du gibst mir aber Bescheid, wenn es so weit ist?«
»Klar, das mache ich gern.«
Stella drückte ihm beide Hände. »Ich weiß, dass alles gut über die Bühne gehen wird. Das spüre ich einfach.«
»Danke.«
Wenig später hatte sie den Mantel übergezogen und trat zur Tür hinaus.
Sie ging noch nicht sofort auf ihren Smart zu, wie es eigentlich normal gewesen wäre. Den Anruf hatte sie nicht vergessen, und so glitten ihre Blicke durch die nahe Umgebung, ohne jedoch eine verdächtige Person zu entdecken, die sie als diesen Anrufer hätte identifizieren können.
Es war alles normal, und trotzdem traute sie dieser Normalität nicht, aber sie wollte sich auch nicht auffällig bewegen.
Mit schnellen Schritten überquerte sie die Straße. Der Smart stand noch immer dort, wo sie ihn abgestellt hatte, und es sah alles so aus wie immer.
Es gab keinen Grund, misstrauisch zu sein.
Dennoch war sie es. Das steckte tief in ihr. Diese Anrufe hatten sie stark beunruhigt, und sie merkte, dass sich ihr Herzschlag beschleunigt hatte.
Das Funksignal öffnete ihr die beiden Wagentüren. Schnell stieg sie ein, zog die Tür zu und wollte losfahren, als die zweite Tür aufgerissen wurde und sich mit einer blitzschnellen Bewegung ein Mann in das kleine Auto schob.
»Da bin ich!«
»Ja, das sehe ich.«
»Wie schön.«
Stella schielte den Mann von der Seite her an. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Er war dunkel gekleidet mit einer recht langen Lederjacke, aber das nahm sie nur nebenbei wahr. Die Frau interessierte sich nur für sein Gesicht, das recht böse aussah und von langen schwarzen und wie klebrig wirkenden Haaren umrahmt war.
Zugleich fiel ihr noch etwas auf. Es war der Ausdruck in seinen Augen.
Wie Fieber!, dachte sie. Wie Fieber…
»Und jetzt?«, fragte sie.
»Wirst du losfahren!«
»Ja, aber erst, wenn du verschwunden bist.«
Der Mann schüttelte langsam den Kopf.
»Nein, das werde ich nicht tun. Wir beide bleiben zusammen. Und solltest du den Gedanken haben, hier Ärger zu machen, werde ich dich abstechen wie ein Lamm auf der Weide…«
Er bluffte nicht, denn mit einer blitzschnellen Bewegung zog er ein Messer hervor, dessen Spitze den Stoff und die Daunenfedern des Mantels durchdrang, sodass Stella den Druck auf ihrer Haut spürte.
»Alles klar?«
»Schon!« Sie blieb gelassen. »Und wohin fahren wir?«
»Das werde ich dir noch sagen. Für dich wird es eine Reise in den Tod werden…«
***
Glenda Perkins hatte gute Arbeit geleistet und den Namen des Geschäftsführers der Disco herausbekommen. Er hieß Steven Ritt, und auch seine Adresse war uns bekannt. Ritt wohnte nahe der Themse in einem alten Backsteinlagerhaus, dessen Inneres zu Wohnungen umgebaut worden war. Ritts Bleibe fanden wir hoch oben. Dort hatte er sich ein Loft gemietet mit einer tollen Aussicht über den Fluss.
Telefonisch angemeldet hatten wir uns nicht. Die überraschenden Besuche sind immer am besten, und als wir vor der Sprechanlage standen, er seinen Namen genannt hatte und wir unser Sprüchlein losgeworden waren, hörten wir erst mal nichts.
»Sind Sie noch da Mr. Ritt?«
»Ja, das bin ich. Aber was wollen Sie von mir?«
»Darüber möchten wir gern in Ihrer Wohnung mit Ihnen sprechen.«
»In meiner Disco wird nicht gedealt.«
»Darum geht es auch nicht.«
»Ich habe aber Besuch.«
»Das stört uns nicht.«
Wir hörten ihn heftig atmen. »Ja, schon gut. Kommen Sie hoch. Der Lift befindet sich der Haustür gegenüber.«
»Danke.«
Wenig später betraten wir einen Flur, der schon einer Halle glich und dessen Wände einen leicht metallischen Anstrich hatten. Der Glaskäfig des Lifts stand in der Mitte des Flurs. Es war niemand da, der ihn außer uns beteten wollte, und so hatten wir ihn für uns allein.
Wir konnten durchfahren bis in die Loftwohnung. Schon im Flur gab es viel Glas und eine herrliche Aussicht, die bei Sonnenschein noch besser gewesen wäre.
In der offenen
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