1609 - Shaos Rachetour
eignete.
Ich drehte mich um und ging den Weg zurück auf den hellen Schein des Eingangs zu. Nachdenklich war ich schon, und das Gefühl verschwand auch nicht.
Als ich die Halle betrat, sah ich Suko an der Portierloge stehen. Er sprach mit dem Mann dahinter.
Als Suko mich sah, nickte er dem Portier zu und drehte sich ab. Er kam mir entgegen. Vor den Fahrstühlen trafen wir zusammen.
»Da unten war alles normal, John.«
»Kann schon sein. Nur draußen nicht.«
»Ach…«
Ich berichtete ihm von meinem Erlebnis und sah, dass mein Freund die Stirn runzelte.
»Wenn ich ehrlich sein soll, hört sich das nicht gut an«, sagte Suko.
»Kann man so sagen«, gab ich zu.
»Kannst du dir vorstellen, warum sie da gestanden haben?« Er gab sich die Antwort selbst. »Okay, sie haben auf jemanden gewartet. Die Frage stellt sich nur, wer das sein könnte.«
»Das weiß ich auch nicht. Wir können da nur spekulieren. Ich denke, dass sie auf jemandem aus dem Haus warten«, sagte ich.
»Shao!«
Mehr brauchte Suko nicht zu sagen. Shao hatte davon gesprochen, dass sie Besuch bekommen würde. Wobei Suko der Meinung war, dass es sich nur um eine Person handelte.
»Beschwören kannst du es nicht, oder?«
»So ist es.«
Das sah alles nicht besonders gut aus, und wir beeilten uns nun, so schnell wie möglich zu Shao zu kommen.
Ich holte den Lift. Suko stand neben mir und sah alles andere als begeistert aus. Sein Gesicht hatte einen sorgenvollen und verbissenen Ausdruck angenommen.
»Sie hätte mich auch einweihen können, verflixt.«
Ich beruhigte ihn. »Noch ist ja nichts passiert, Suko. Wir lassen es langsam angehen.«
»Wie du meinst.«
Die Kabine war endlich unten. Wir traten hinein, wie wir es schon oft getan hatten. Ich wusste, dass die Fahrt nach oben besonders für Suko lang werden würde.
»Da ist etwas schiefgegangen, John, das weiß ich.«
Ich steckte zwar auch nicht voller Optimismus, wiegelte aber ab.
»Noch ist nichts sicher, Suko.«
»Okay, warten wir es ab.«
Wir hatte unser Ziel erreicht. Der Lift stoppte, und wir hätten normalerweise die Tür heftig aufgestoßen, um in den Flur zu treten. Ohne uns abgesprochen zu haben, bewegten wir uns recht langsam in den Flur hinein. Es war still hier oben. Nichts war hinter den Wohnungstüren zu hören.
Dafür sahen wir etwas.
Die beiden dunkel gekleideten Männer standen nicht weit von Sukos Wohnungstür entfernt und damit auch nicht weit von meiner. Sie drehten uns ihre Rücken zu, doch das änderte sich, als sie uns hörten.
Da fuhren sie herum.
Wir schauten uns an.
Und wir schauten in die Gesichter zweier Japaner!
***
Shao saugte mit einem scharfen Geräusch die Luft ein, als sie nach unten schaute und das smaragdgrüne Amulett so wunderbar funkeln sah. Das geschah durch den Feinschliff, den der Kristall bekommen hatte. Die Facetten lagen übereinander, und sie waren nicht nur mit dieser grünen Farbe gefüllt, denn tief in jeder Facette leuchtete ein helles Licht. Das musste die eigentliche Botschaft der Sonnengöttin sein, denn sie war das Licht gewesen, bevor sie im dunklen Reich verschwand.
Shao sagte nichts. Sie atmete auch nicht mehr laut und schaute nur starr auf das Amulett. Sie hätte auch nicht gewusst, was sie sagen sollte, sie war einfach nur überwältigt, und sie verspürte in ihrem Innern eine wundersame Wärme.
Zu erklären war sie nicht. Sie versuchte diesen Zustand zu beschreiben.
Es war die große Freude, die sie erfasst hatte und bei ihr einen ungewöhnlichen Glanz in den Augen hinterließ.
»Ja, du bist würdig, das Auge der Sonnengöttin zu tragen.«
Kenny Han hatte nur geflüstert. Auch er war von diesem Vorgang fasziniert. Er saß da wie sein eigenes Denkmal und musste einfach reden. Er sprach davon, wie sehr sich seine Reise gelohnt hatte und wie stolz er war, das Amulett an die richtige Stelle gebracht zu haben.
»Ist das nicht einmalig, Shao?«
Sie hatte ihn zwar gehört, aber sie reagierte nicht darauf. Shao war zwar noch sie selbst, aber sie fühlte sich von einer anderen Macht oder Kraft erfüllt, die tief in der Vergangenheit verborgen gewesen und jetzt zum Ausbruch gekommen war.
»Kannst du sprechen?«
Shao lächelte nur.
Auch das nahm Kenny als eine Antwort hin. Er nickte, er schloss für einen Moment die Augen und dachte daran, dass sein Plan aufgegangen war, nicht von Tokio aus zu starten, sondern den Weg über Shanghai zu nehmen.
Gut, er hatte die Verfolger nicht abschütteln können, aber es war ihm
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