1609 - Shaos Rachetour
uns das genauer sagen?«
»Ihr könnt später wiederkommen. Wir wollen nur etwas Bestimmtes holen, was uns gehört.«
»Bei wem denn?«, fragte Suko.
»Das geht dich nichts an. Verschwinde besser, wenn dir dein Leben lieb ist.«
Das waren keine allgemeinen Floskeln mehr. Das mussten wir schon als eine kompakte Drohung ansehen. Daran ging kein Weg vorbei. Und ich spürte, dass wir den Konflikt nicht mehr auf dem normalen Weg lösen konnten. Hier bahnte sich etwas an, das mit Gewalt zu tun hatte, obwohl die beiden Männer offen keine Waffen zeigten.
Das änderte sich wenig später. Es waren die schnellen Bewegungen, die uns überraschten. Die Hände zuckten auch nicht unter die Kleidung.
Dafür wurden die Arme nach oben geschleudert, und die Hände glitten blitzschnell über die Schulter, um dicht hinter dem Hals an den Rücken zu greifen und in der nächsten Sekunde etwas hervorzuholen, das schmal, lang und glänzend war.
Zwei besondere Messer. Dünn, mit recht langer Klinge und höllisch scharf. Keine Ninja-Schwerter, wie ich zuerst aufgrund der Bewegungen angenommen hatte, aber auch so waren die Waffen sehr gefährlich. Sie würden durch unsere Körper dringen wie durch weiche Butter. Und dass die Männer damit umgehen konnten, war klar.
Wir hatten es leider verpasst, unsere Berettas zu ziehen. Im Moment sah es schlecht für uns aus. Wenn wir versuchten, an die Waffen heranzukommen, war die andere Seite immer schneller. Wer diese Messerschwerter bei sich trug, der konnte damit sicher auch perfekt umgehen, und geworfen waren sie fast so schnell wie eine Kugel.
Zumindest auf kurze Distanz.
»In einer Viertelstunde ist alles vorbei. Dann haben wir uns das geholt, was uns gehört.«
»Und was ist das?«, fragte Suko. Seine Stimme hatte sehr tonlos geklungen. Er stand auf dem Sprung und war nicht bereit, zu kapitulieren.
»Das geht dich nichts an!«
So leicht gab Suko nicht auf. »Ich denke schon, dass mich das etwas angeht. Wo wollt ihr es holen? In welche Wohnung wollt ihr?« Er wusste es genau. Aber er wollte es von ihnen hören.
»Geht! Das ist die letzte Warnung!«
Es war ihnen ernst. Wir mussten innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen, und das war verdammt nicht leicht.
Aber die Entscheidung wurde uns abgenommen. Von innen her zog jemand eine Tür auf. Es war die Tür, die zu Shaos und Sukos Wohnung gehörte. Aber nicht Shao verließ sie, sondern ein für uns fremder Mann, der Shaos Besucher sein musste.
Er trat einen Schritt in den Flur hinein, sah die beiden Bewaffneten und schrie auf.
Der Mann, der der Tür am nächsten stand, handelte augenblicklich. Ihm reichte eine kurze Drehung, dann stieß er die lange Klinge vor. Sie bohrte sich durch die Bauchdecke tief in den Körper des überraschten Opfers…
***
Es war eine Szene wie aus dem Albtraum, und wir hatten sie miterleben müssen, ohne eingreifen zu können. Ich sah, dass der Mann zusammensackte. Die Reisetasche ließ er fallen. Er hatte beide Hände frei und presste sie auf die blutende Bauchwunde, denn der Japaner hatte das Messer wieder hervorgezogen.
Ich bekam aus dem Augenwinkel mit, dass Suko seinen Arm in Richtung Brust bewegte. Ich wusste, dass er nach seinem Stab greifen wollte, aber diese Chance ließ man ihm nicht, denn der zweite Japaner sprang mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu. Und er hatte dabei nur eine kurze Distanz zurückzulegen.
Auch er wollte seine Tat begehen und Suko das Messer in den Körper stoßen. Ich sah noch, wie sich mein Freund nach hinten warf und plötzlich kein Ziel mehr bildete, weil er am Boden lag. Dann befand ich mich ebenfalls in der Situation, mein Leben retten zu müssen, denn der Mann mit dem blutigen Messer sprang auf mich zu.
Die Klinge fuhr dabei zuckend durch die Luft. Einige Blutstropfen lösten sich und erwischten auch mein Gesicht, was mich nicht weiter störte.
Ich kam nicht schnell genug an meine Beretta heran. Vor mir tauchte das Gesicht als Fratze auf, begleitet von der blutigen Klinge.
Ich ließ mich fallen.
Und plötzlich war ich zu einem Hindernis geworden, über das der Messerstecher stolperte. Er verlor das Gleichgewicht, glitt an der Wand entlang, prallte gegen eine Tür, stieß sich wieder ab und taumelte in Richtung Lift.
Ich hatte mich umgedreht, kniete allerdings noch und war endlich dazu gekommen, meine Beretta zu ziehen. Ich sah auch, dass Suko am Boden lag, sich den Kopf hielt und einen benommenen Eindruck machte.
Verletzt schien er nicht zu sein.
Die
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