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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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ohne ihn zu verlassen.
    Dieser Anblick schmerzte ihn am meisten. Er kannte die Erde aus den elektronischen Büchern der Gründer und von den Übertragungen der Teleskope als einen blau­grünen Kieselstein, durchsetzt mit weißen Wolkenflecken. Wunderschön, wie schlafend, eine Traumtänzerin.
    In dieser Zukunft war sie ein toter Planet, hitzeflirrend, ohne jedes Grün und ohne menschliches Leben, die verbliebenen Ozeane nur seichte Seen, die eine gesättigte Atmosphäre mit Wasserdampf anreicherten. Es regnete ständig auf dieser Erde, doch die Tropfen hatten keine Chance, das Land zu befruchten, weil sie gleich wieder verdunsteten.
    Sternsang spürte, dass er ermüdete; diese Reisen wurden allmählich wirklich zu anstrengend für ihn. Sein Geist fing schon wieder an, abzuschweifen, und verlor zusehends den Kontakt zu seinem Körper.
    Also sollte er sich besser beeilen, das musste für heute genügen.
    Vielleicht hatten die Städter auch die Arbeiten wieder aufgenommen und lärmten um ihn herum, was seine Konzentration gewaltig störte. Er musste sich vorsehen.
    Zurück, zurück, mit ausgebreiteten Armen schwebend, immer voran.
    Nein, er würde sich heute auch nicht nach den Schatten umsehen, die am Ende des Strahls zu finden waren, abseits des normalen Weges, eingefroren in Raum und Zeit. Keine wirklichen Dinge, nur… Schatten eben. In einem Raum, der, wenn man genauer hinsah, weiter war als der Strahl selbst.
    Auch dies war etwas, das Sternsang nicht erklären konnte, das aber auch nicht weiter von Bedeutung für ihn war. Es waren Zeugnisse einer Vergangenheit, die nichts mit ihm zu tun hatte und die vor allem tot und vorbei war. Trotzdem nahm er manchmal einen der Schatten mit sich – ein Schmuckstück oder ein sonderliches Instrument.
    Sternsang merkte, wie er immer müder wurde.
    Dunkelheit senkte sich über seinen Geist­Blick, er konnte den Weg vor sich kaum mehr erkennen. Jetzt musste er sich wirklich beeilen.
    Er ließ sich dahin treiben, suchte nach einem Punkt im Strahl, den er vor sich sah, konzentrierte sich darauf und war im nächsten Moment schon dort.
    Tropfensprung, so nannte er es bei sich. Eine im Strahl sehr einfache Fortbewegungsweise, die nur ein wenig Übung verlangte. Allerdings auch kräftezehrend, aber Sternsang war so oder so am Ende seiner Kräfte, ob er nun den langsamen Weg nahm oder den schnellen. Es wurde sehr knapp.
    Da sah er den Mars und tauchte ein. Sein Blick suchte nach seinem Körper, der in der Grotte ruhte, den er nicht im Stich lassen wollte und der ihn nicht verraten durfte.
    Sternsang hastete aus dem Strahl, als huschender, wehender Schemen, gleich den Schatten an seinem Ende, und sah sich gleich darauf selbst, als ein Teil seines Geistes schon in seinem Körper war, und der Rest noch nachzog.
    Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte; es war jedes Mal eine sehr unangenehme Prozedur. Das Verlassen war leicht, das Zurückkehren schmerzhaft. Bis der Geist sich wieder ausgebreitet hatte, Herzschlag und Puls und Blut spürte, die sterbliche Hülle ihn umschloss wie ein finsteres Gefängnis, das brauchte alles seine Zeit. In diesen Momenten war Sternsang die Verlockung begreiflich, eines Tages einfach da draußen zu bleiben.
    Ein Ruck ging durch seinen Körper, und er stieß keuchend den Atem aus, rang nach Luft, aber dann war es geschafft.
    Er schlug die Augen auf und starrte in das Gesicht des Erdenmannes, dessen besorgte Miene sich in einem erleichterten Grinsen auflöste. Er streckte Sternsang eine Hand mit einem dampfenden Becher entgegen.
    »Knochenwärmer?«
    ***
    Der alte Mann schien dankbar über das Angebot zu sein, denn er riss Matt den Becher geradezu aus den Händen und nahm einen tiefen Schluck. Sein ausgemergelter Körper zitterte deutlich sichtbar unter der Kutte.
    Dann schien sich der Alte zu verschlucken, denn er hustete und keuchte und starrte Matt entgeistert an.
    »Was, bei den Gebeinen Jaspers, ist das?«
    »Sagte ich doch«, antwortete Matt breit grinsend.
    »Dame Chandra nennt es Knochenwärmer.«
    »Eine Giftmischerin!«, hauchte der Oberste Baumsprecher entsetzt.
    »Aber eine gute«, fand Matt. »Mich bringt das Gebräu schnell wieder auf die Beine. Sie trinkt es übrigens auch.«
    Der Uralte brummelte irgendetwas, trank aber den ganzen Becher leer, bevor er ihn mit entrüsteter Geste Matt zurückgab. »Das ist unreines Zeug, mein Junge, das du da zu dir nimmst, und ich kann es nicht gutheißen, was du deinem Körper damit antust!«
    »Aber

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