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161 - Der Kristallschlüssel

161 - Der Kristallschlüssel

Titel: 161 - Der Kristallschlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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es hilft«, verteidigte sich Matt.
    Sternsang nickte. »Aber es hilft«, bestätigte er krächzend. Er streckte eine Hand aus und tätschelte Matt die Wange. »Du bist ein guter Junge.«
    Matt war für einen Moment so gerührt, dass er nichts sagte. Die Finger des Alten waren knotig wie die knorrigen Äste eines uralten Baumes, aber warm. Unter der Kapuze funkelten seine Augen hervor, hellwach und von erstaunlich jugendlichem Glanz.
    »Sonst nennen Sie mich immer den Unheilsbringer«, meinte er schließlich, stellte den Becher beiseite und kauerte sich auf den Boden.
    »Das bist du auch, Kind, einfach durch deine Anwesenheit«, erwiderte Sternsang. »Ich habe nie gesagt, dass du einen schlechten Charakter hast.« Er berührte mit Zeigefinger und Daumen Matts Stirn. »Du leidest«, stellte er fest. »Du bist zu mir gekommen, um Hilfe zu erbitten.«
    Matt fragte nicht, wieso Sternsang dies wusste. Er hatte den Uralten inzwischen so gut kennen und schätzen gelernt, dass ihn fast nichts mehr erstaunte.
    Tatsächlich hatte er die Grotte betreten in der Hoffnung, den alten Schamanen hier zu finden, dessen Anwesenheit allein schon eine beruhigende Wirkung auf Matt hatte. In diesem Greis steckte eine unglaubliche Kraft, und er strahlte Ruhe und Weisheit aus. Er war wie ein borkiger alter Baum, eine Eiche auf einer Wiese, deren Schatten man gern aufsuchte, deren flüsternden Blättern man gern lauschte, deren Alter man gern fühlte.
    »Solange du dir nicht selbst vergibst, wird es nicht aufhören«, sagte Sternsang sanft.
    Dasselbe hatte Chandra ihm heute Morgen gesagt.
    Matthew wusste es auch selbst; aber er konnte nichts dagegen tun. Jemanden zu verlieren, der einem nahe stand, ohne Abschied, war schwer zu akzeptieren. Man fühlte sich auf irrationale Weise schuldig, etwas versäumt, zu wenig getan zu haben. Oder etwas nicht verhindert.
    Sternsang legte jetzt die flache Hand auf Matts Stirn und summte eine leise Melodie. Matthew schloss die Augen und entspannte sich, und tatsächlich hatte er das Gefühl, als würde etwas von der Ruhe des Alten auf ihn überströmen, und er fühlte, wie sich Helligkeit in ihm ausbreitete.
    Staunend blickte er den Obersten Baumsprecher an, als dieser die Hand zurückzog und den Gesang beendete. »Wie haben Sie das gemacht?«, fragte er.
    »Du wolltest es«, antwortete der Uralte mit einem gütigen Schmunzeln. »Und ich glaube, der Knochenwärmer hat einiges dazu getan, dass du dich entspannt hast, sodass ich zu dir durchdringen konnte.«
    »Ich fühle mich auf einmal viel besser…«
    »Dafür fühle ich mich umso ausgelaugter, mein Junge. Ich bin keineswegs mehr so jung, wie ich aussehe.« Er setzte sich zur Seite und versuchte ächzend, aufzustehen. Matt sprang auf und half ihm.
    »Ich hole Ihnen etwas zu essen«, bot er an. Der Alte war wirklich nur noch ein Fliegengewicht, eine Handvoll Knochen mit ein bisschen Haut bespannt, mehr nicht.
    »Nein, das geht schon«, lehnte Sternsang ab. »Zu dieser Zeit nehme ich nie etwas zu mir. Außerdem ist meine Erschöpfung geistiger, nicht körperlicher Natur. Ich werde mich auf meinen Felsen zurückziehen und in Ruhe meditieren, so bekomme ich am schnellsten meine Kraft zurück. Außerdem ist mein Schüler bald da, dann werde ich ohnehin mehr versorgt, als mir lieb ist.«
    »Ihr… Schüler?«, fragte Matt erstaunt.
    »Aber ja, wer sonst?« Sternsang setzte sich langsam in Bewegung.
    Matt starrte auf den Strahl in der Mitte des See.
    »Meister… darf ich Sie noch etwas fragen?«
    »Natürlich, mein Sohn.« Der Uralte blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Du willst wissen, was dort drin ist, im Strahl? Ich sage es dir. Schatten der Vergangenheit und Visionen der Zukunft. Alles steht fest seit Anbeginn, lange bevor das Wasser gefror und der rote Sand über die Krater wehte.«
    »Das weiß ich, Meister, Sie haben es mir bereits gesagt«, wagte Matt einen vorsichtigen Einwand.
    »Was fragst du mich dann, wenn du schon alle Antworten kennst?« Sternsang drehte sich um und setzte den Weg zu seinem Felsen fort. Von seiner vorherigen Zerbrechlichkeit war nichts mehr zu merken; er strahlte Kraft und Zuversicht aus. »Mehr gibt es nicht zu sagen, närrisches Kind, das ist die ganze Wahrheit. Manchmal steckt einfach nicht mehr dahinter, so ist das.«
    »Es ist nur… ich verstehe Ihre Worte nicht…«
    »Dann lerne zuzuhören!«
    Sternsang hatte bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt, und Matt wusste, dass er keine weitere Unterhaltung mehr

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