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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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verrückt geworden! Mir scheint, dass James Stuart nach seiner Vorstellung in Somerset und dem Auftritt in ›The Rose‹ allen Vorschlägen gegenüber ein wenig zu aufgeschlossen ist, die etwas mit Schauspielerei zu tun haben. Versteht er denn nicht, dass die Schwerter und Pistolen diesmal echt sein werden?
    Nun, ›echt‹ wäre allerdings auch der Verlust seines Throns, wenn er nichts unternimmt.
    Sein kühnes Auftreten ließ mich unwillkürlich lächeln. Dann fragte ich mich nüchtern, woher er bei diesem Aufstand seines Sohnes den Mut nahm.
    Dariole verneigte sich auf eine Art vor dem König, die kaum mehr als ein Nicken war. Das Kerzenlicht ließ ihre Locken golden schimmern, und ihr Gesichtsausdruck war kühl und aufgeregt zugleich.
    »Ihr müsst Lord Cecils Bitte nachkommen, Euer Majestät. Wie sonst sollten wir ihn in einen Raum mit Euch bekommen, um ihn beurteilen zu können?«
    Mir fiel auf, dass der König dem Lieutenant des Towers keinen vernünftigen Befehl erteilte wie zum Beispiel, Dariole in den Burggraben zu werfen für die Frechheit, das Wort ›müssen‹ in Bezug auf Seine Majestät verwendet zu haben.
    James bemerkte lediglich: »Master Alleynes Wams wird wohl kaum als Verkleidung für Uns reichen.«
    »Messire Saburo hat eine Menge Samuraikleider.« Dariole holte weit aus, als hätte sie die Absicht, sämtliche Verhaltensweisen des Fremden zu erklären. »Er wäscht sie gerne, jeden Tag. Wenn Ihr das tragen würdet, Euer Majestät, wird jedermann nur auf das Kostüm schauen, nicht auf Euch. Wir alle könnten uns als Diener des Gesandten ausgeben, Sire.«
    Ich sah ein Funkeln in James' Augen, das ich lieber nicht gesehen hätte.
    »Gesandter, seid Ihr tatsächlich so geschickt mit Eurer Kattanklinge, wie es den Anschein hat?«
    »Hai.«
    Wenn ich Monsieur Saburos einsilbige Antwort richtig deutete, ließ sie sich wie folgt übersetzen: Nur weil Ihr ein König seid und mein König Euch braucht, seid Ihr noch am Leben. Ansonsten hätte ich Euch für diese Beleidigung schon längst in Stücke gehauen! James Stuart strahlte ihn nur an – und dann mich.
    »Monsieur de Rochefort, macht nicht solch ein langes Gesicht! Vergesst nicht: Dass Wir noch leben, verdanken Wir der Weitsicht von Suor Caterina und den Entscheidungen von Master Dariole. Eure, seine und Monsieur Saburos Schwertkünste sind ausreichend, um Unsere Person zu verteidigen. So lasst uns denn auf die Jagd gehen. Wir freuen Uns schon darauf, mit eigenen Augen zu sehen, ob der Herr Minister sich für seine eigenen Worte verdammt. ›König‹ Heinrichs Raum, fürwahr! Master Saburo, zeigt Uns Eure Kleider.«
    Den größten Teil des langen Abends über ritt Saburo als Bote zwischen Whitehall und dem Tower hin und her. Wie es aussieht, werden wir vor morgen früh nichts mehr unternehme, dachte ich.
    Ich hatte mehrere Gelegenheiten gehabt, die Wächter in ihren Kasernen und die Milizen bei ihren Zelten zu besuchen. So war ich am Abend dann mehr als bereit, mich an eines ihrer Feuer zu setzen, mir anzusehen, in welcher Stimmung sie sich befanden und den neuesten Gerüchten zu lauschen, wie es Aufgabe eines Spions ist. Dabei trank ich mehr, als klug war.
    »Es hängt alles von Cecil ab …«
    Dariole ließ sich neben mir auf den Boden sinken, nicht zu nah am Feuer.
    Das Feuer selbst diente mehr zum Kochen, als dass jemand die Wärme gebraucht hätte. Dariole warf der Köchin einen schelmischen Blick zu, was ihr einen Pfannkuchen und einen Kniff ins Ohr einbrachte. Kauend bemerkte sie: »Ich glaube, wenn jemand weiß, wo Fludd sich aufhält, dann er.«
    Wann war es ihr eigentlich in Fleisch und Blut übergegangen, das zu tun?
    Irgendwann in den letzten paar Wochen, erkannte ich. Es war ganz natürlich für sie geworden, zu mir zu kommen und einfach bei mir zu sitzen und mit mir zu reden, anstatt zu versuchen, mich zu töten.
    »Wenn wir Cecil zu sehen bekommen, wird uns das auch mit Heinrich gelingen … und dann, denke ich, haben wir unsere Schäflein im Trockenen«, fügte sie leidenschaftlich hinzu.
    Ich schob mein Rapier in eine bequemere Position. »Wenn man darüber spricht, wird es unweigerlich zu einer Katastrophe kommen.«
    Sie schürzte die Lippen und schmollte mit mir, doch aus dem Schmollen wurde ein reizendes Lächeln, bei dem die weißen Zähne gerade so zu sehen waren. Geradezu jämmerlich begann ich, mich nach ihr zu sehnen.
    Und es konnte durchaus sein, dass wir beide diesen Kampf der Könige und Mathematiker nicht überleben

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