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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Entscheidungen die ganze Prophezeiung längst hinfällig gemacht. Oder … Allein nur darüber nachzudenken, kann einen schon in den Wahnsinn treiben!«
    Dariole grunzte.
    »Und Ihr«, sagte ich, »treibt Euch viel zu viel mit dem Samurai herum!«
    Als James Stuart befahl, den Raum zu räumen, tauchte Monsieur Saburos kleine Gestalt zwischen den Höflingen auf. Den kurzen Wink des Königs zu den Wachen, dass uns gestattet war zu bleiben, fasste ich als Befehl auf vorzutreten.
    Die Räume in der mittelalterlichen Festung waren – groß, aber dunkel, sodass hier auch tagsüber Kerzen brennen mussten. Irgendwo hatte man einen alten, schweren Holzstuhl aufgetrieben, der James nun als Thron diente.
    Der Samurai ließ sich auf den Eichenboden fallen, und der Knall hallte von den mächtigen Steinwänden wider.
    »Ich bin unwürdig, großer König-Kaiser!« Saburo drückte die Stirn auf den Boden. »Es ist sehr bedauerlich. Ich habe versagt. Es ist mir nicht gelungen, Seso-sama dazu zu bewegen, hierher zu kommen. Er stimmt nur einem Treffen in Heinrichs Raum zu, am Mitteltempel.«
    James hob die buschigen Augenbrauen. »Aber er wird Uns doch eine königliche Leibwache zugestehen, oder?«
    »Ja, König-Kaiser. Aber er sagt: ›Nur der Samurai.‹ Er traut seinen Landsleuten nicht.«
    Der Stuartkönig nickte bedächtig. Das war ein Kompromiss, der weder Cecil in den Tower, noch den König nach Whitehall führen würde. Beide Seiten würden eine begrenzte Anzahl an Bewaffneten mitbringen, und das Ziel wären Gespräche, kein Krieg …
    »Monsieur Saburo hat viel für Euer Majestät erreicht«, sagte ich und verneigte mich vor dem König. »Nur das mit den Männern sehe ich als Problem. Ich wünschte, wie hätten mehr von ihnen wie Monsieur Saburo – und mehr Kattanklingen.«
    Saburo blinzelte im Kerzenlicht. »Das Schwert ist die Seele des Samurai. Ihr anderen nehmt teppo !«
    Mademoiselle Dariole kicherte – ein Geräusch, gegen das ich protestiert hätte, hätte der König nicht ein ähnliches gemacht.
    Und James kennt das nihonesische Wort für ›Muskete‹. Nun, darüber lohnt es sich nachzudenken. Zu schade, dass ich ihre ›Handelsgespräche‹ nicht habe mithören können …
    Dariole verbeugte sich wie ein frecher, französischer Page. Das Lächeln auf ihrem Gesicht machte mich schon nervös, bevor sie einen Ton gesagt hatte. »Ich weiß, wie man das handhaben kann. Wir kommen in Verkleidung mit! So können wir auch erkunden, ob Cecil loyal zur Krone steht oder nicht.«
    Ich blinzelte. »Ihr … habt Euch Euren Ruf als Erfinderin der ungewöhnlichsten Ideen wahrlich verdient.«
    James Stuart schnaubte durch seine fetten Finger. »Falls Minister Cecil Uns wirklich für tot halten sollte, dann wird er in jedem Fall treulos erscheinen, da Heinrich sein einziger König ist.«
    James wuchtete sich von seinem Stuhl und winkte Mademoiselle Dariole zu sich. Dann legte er ihr den Arm um die Schultern, schlurfte auf und ab und flüsterte ihr ins Ohr.
    James' kleiner Favorit, Robert Carr, wird Mademoiselle Dariole aller Wahrscheinlichkeit nach vergiften, sobald wir England wieder in die Normalität zurückgeführt haben! Ich unterdrückte ein Schnaufen. Dann verschwand meine Belustigung genauso rasch wieder, wie sie gekommen war, als ich sah, wie unbehaglich sie sich bei der Berührung fühlte – eine Tatsache, die James Stuart überhaupt nicht zu bemerken schien.
    Aber er meint es ja nicht böse, dachte ich, und ich glaube nicht, dass sie es begrüßen würde, sollte ich mich einmischen – nicht solange Fludd noch ein Streitpunkt zwischen uns ist.
    Der Stuartkönig blieb unvermittelt stehen und nahm die Hand von Darioles Schulter. »Wie könnten wir das anfangen, ohne dass wir enttarnt und ermordet werden? Wenn wir die Stadt betreten, ist das Risiko groß. Wie sollen wir es anstellen, dass niemand uns bemerkt?«
    »Wir könnten als Monsieur Saburos Leibwache auftreten. Euer Majestät, dann hättet Ihr uns alle bei Euch.«
    Sie will doch nicht … Doch! Sie schlägt tatsächlich vor, dass James Stuart sich genauso kleidet wie Monsieur Saburo. Guter Gott!
    »Ihr habt wohl zu viele Theaterstücke gesehen«, bemerkte ich.
    »Vielleicht bringen Uns Theaterstücke ja Glück, hm?« James Stuart formulierte es als Frage, aber ich wusste sehr wohl, dass er es als freundlichen Tadel meinte.
    Mich zu verneigen, gestattete mir, mein Gesicht lange genug vor ihm zu verbergen, um das Gefühl zu unterdrückten, das ich empfand. Er ist

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