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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Gefängnisdirektor geradewegs zu ihrem Vater, um ihm die Geschichte zu erzählen. Ihr Vater beschloss, dass man der Provinzhauptstadt die Kosten eines Verfahrens ruhig ersparen könne, indem man mich sofort aufhing.
    Ich wachte auf, als man mich zu diesem Zweck aus der Zelle schleifte – einer Zelle ähnlich dieser hier, Mademoiselle – und mich im Gefängnishof zum Galgen brachte.
    Ich hätte just in diesem Augenblick sterben können, wäre es nicht zufällig Zeit fürs Abendessen gewesen. Der Direktor beschloss, dass er – und seine Frau sowie seine Töchter, von denen er gleich mehrere hatte – genauso gut mit dem Vergnügen warten konnten, den jungen Mann hängen zu sehen; mit vollem Magen sei der Anblick ohnehin angenehmer.
    Versteht mich nicht falsch, Mademoiselle. Wenn es sich bei dem Mord, für den ich gebrandmarkt worden war, vielleicht noch um die Torheit eines jungen Mannes gehandelt hatte, so war mein Leben nach dem Krieg einfach nur böse. Ich habe mehr als einen Unschuldigen getötet, der nur sein Hab und Gut hatte verteidigen wollen. Ich hatte es mir in keinster Weise verdient zu leben.
    Daher war es geradezu ironisch, dass ein großer Edelmann auf seinem Weg nach St Germain durch den Ort kam und seine Reise unterbrach, um mit dem Gefängnisdirektor zu Abend zu essen. Er sah den jungen Mann im Hof. Der Edelmann wandte sich an den Gefängnisdirektor und erbat einen Gefallen von ihm – als hätte ein Mann von seiner Macht um etwas ›bitten‹ müssen! Er bat darum, den jungen Verbrecher kurz unter vier Augen zu sprechen.
    Man brachte mich in meine Zelle zurück. Nach scheinbar einer Ewigkeit kam der große Edelmann herein, schickte die Wachen fort, sprach mit mir und sagte, er glaube, den ältesten Sohn von Marschall de Brissac in mir erkannt zu haben.
    Schließlich gestand ich, dass dem so war. Der Edelmann fragte, ob es wahr sei, dass ich das Leben eines Banditen geführt habe. Auch das gab ich zu, und ebenso erzählte ich von der Armut und dem Leben, das ich geführt hatte, nachdem ich von meinem Vater enterbt worden war.
    Dann warf ich mich auf den Bauch, umklammerte die Schuhe des großen Mannes und weinte bitterlich, weil ich mein Leben so verschwendet hatte.
    Wenn Ihr glaubt, dass sei gewinnend gewesen, Mademoiselle, so denkt noch einmal darüber nach. Ich war ein armseliges, widerwärtiges Ding. Ihr hättet beschämt den Kopf abgewandt. Außerdem hatte ich die Gerechtigkeit nicht auf meiner Seite. Ich war ein mehrfacher Mörder.
    ›Ich sehe‹, sagte der Edelmann, ›dass Ihr ein Mann seid, der das Töten gewöhnt ist und dabei nicht sonderlich wählerisch ist.‹
    Dagegen protestierte ich, obwohl es damals der Wahrheit entsprach.
    ›Ich könnte einen solchen Mann gebrauchen‹, fuhr der Edelmann fort. ›Ihr scheint mir anders zu sein als damals, da Ihr noch de Brissacs Sohn wart. Es ist wahrscheinlich, dass niemand Euch erkennen wird, und das ist gut so. Ich brauche jemanden, der mir hilft und dabei nicht zimperlich ist, wenn es um das Wohl Frankreichs geht. Und um Eure Loyalität zu garantieren‹, sagte er und deutete auf die Lilie auf meiner Schulter, ›habe ich das. Das gibt mir die Möglichkeit, Euch jederzeit hängen zu lassen.‹
    Bei diesen Worten schlang ich die Arme um die Knie des Mannes und dankte ihm. Und der große Edelmann – der würdelose Gefühlsausbrüche nicht mochte – sagte mir, ich solle mich säubern und mich bereithalten, die Wünsche des Herzogs zu erfüllen …«
    »Ihr erzählt das sehr gut.« Ein halbes Lächeln lag auf Darioles Gesicht, als sie zu mir hinaufblickte. »Ist es denn auch die Wahrheit?«
    »Jedes Wort«, antwortete ich. »Nur das mit der Tochter des Gefängnisdirektors weiß ich lediglich vom Hörensagen. Ich habe sie nie gesehen. Maignan hat mir später von ihr erzählt. Er könnte natürlich übertrieben haben.«
    Nun lächelte Dariole richtig.
    »Habt Ihr Sully wirklich angefleht? Seid Ihr wirklich so durch den Dreck gekrochen?«
    »O ja. Ich habe ihn förmlich angebettelt …« Ich setzte mich neben Dariole ins Stroh. »Das Peinliche ist nur, dass ich inzwischen glaube, es wäre gar nicht nötig gewesen.«
    »Nicht nötig?«
    »Er wollte einen persönlichen Mörder, um ihn gegen die Feinde des Königs einzusetzen. Ich glaube, er hatte schon beschlossen, mich leben zu lassen, bevor er die Zelle überhaupt betreten hat.«
    Dariole schluckte ein Lachen hinunter und schaute mich mit warmen Augen an. »Das hätte ich gerne gesehen.«
    »Ja,

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